Schönheits-Boom in der Pandemie

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Eine Anzahl Kliniken, spezialisiert auf Schönheitsoperationen und plastische Chirurgie, berichten über eine Zunahme an Patien­tinnen und Patienten während der Corona-Pandemie. Denn die Operierten können sich nachher hinter einer Maske verstecken beziehungsweise zu Hause arbeiten. Das bestätigt auch die Zolliker Klinik Tiefenbrunnen.

Chirurg Lucas Leu über die Zunahme von Schönheitsoperationen auch in der Zolliker Klinik Tiefenbrunnen. (Bild: ab)
Chirurg Lucas Leu über die Zunahme von Schönheitsoperationen auch in der Zolliker Klinik Tiefenbrunnen. (Bild: ab)

Schweizerinnen und Schweizer sind weltweit Spitze in Sachen Schönheitsbehandlungen. Streben nach mehr Schönheit, mehr Glück? Ausblenden der eigenen ­Vergänglichkeit? Ein Grund könnte auch der Wunsch sein, sich zu ­belohnen. In der Pandemie fiel da vieles weg; die Selbstoptimierung blieb.

Mit Beginn der Pandemie blieben in der Klinik Tiefenbrunnen erst einmal die internationalen Patienten weg. Kurz nach dem Lockdown sei jedoch ein wahrer Ansturm auf die Klinik passiert, sagt Lucas Leu, Mitgründer und Arzt in der Klinik Tiefenbrunnen. Die meisten Patientinnen und Patienten kamen für ein Hals-Facelift oder eine Augen­lidkorrektur. Für viele spielten ganz praktische Gründe eine Rolle. ­Videokonferenzen führten dazu, dass man mehr und länger mit dem eigenen Aussehen konfrontiert war und lang gehegte Pläne einer Schönheitsoperation schneller als vielleicht geplant umsetzte. Dank der Homeoffice-Pflicht konnte man abwarten, bis alles verheilt war.

An der frischen Luft schützte die Maske vor neugierigen Blicken, und Urlaubstage mussten für die Heilung nicht beansprucht werden. Botulinumtoxin und Hyaluron­säure helfen, Falten zu glätten, beziehungsweise verlorenes Volumen zurückzugeben. Doch den beiden Verfahren sind Grenzen gesetzt: Sind die Gesichtsmuskeln bereits zu stark erschlafft, bringen minimal invasive Eingriffe nicht mehr das gewünschte Resultat.

Ursprung der Plastischen Chirurgie

In der Klinik Tiefenbrunnen werden über 50 Prozent der Patientinnen und Patienten chirurgisch ­rekonstruktiv behandelt, zum Beispiel nach der Tumorentfernung eines aggressiven weissen oder schwarzen Hautkrebses. Die 2001 gegründete Klinik ist die einzige Privatklinik im Kanton Zürich, die ausschliesslich auf plastische und ästhetische Chirurgie spezialisiert ist. Lucas Leu lernte sein Handwerk bei Ivo Pitanguy im brasilianischen Rio de Janeiro, wo er seine erste Facharztausbildung zum Plastischen und Ästhetischen Chirurgen abschloss. Später folgte die Facharztausbildung auf demselben ­Gebiet an den Universitätsspitälern Zürich und Bern. Ivo Pitanguy (1923–2016) gilt weltweit als Pionier der plastischen Chirurgie und wird nicht nur in Brasilien verehrt. ­Unfallopfer, die aus ganz Brasilien zu ihm kamen und kein Geld für die Operation aufbringen konnten, behandelten er und sein internationales Team, dem auch Lucas Leu über drei Jahre angehörte, unentgeltlich. Die plastisch rekonstruktive Medizin ist ein relativ junges Fachgebiet der Chirurgie. So wie wir sie heute kennen, hat sie ihren Ursprung im Zweiten Weltkrieg, aus dem viele Soldaten versehrt und entstellt zurückkehrten. Mit den damaligen Mitteln versuchten Ärzte den Soldaten ein lebenswertes Leben zu ermöglichen, indem sie Teile des Gesichts wiederherstellten und gleichzeitig formten. Die Übergänge von der Wiederherstellungs- zur plastischen Chirurgie sind fliessend. Lucas Leu legt Wert darauf, dass die Klinik Tiefenbrunnen nicht nur eine Klinik für ästhetische ­Eingriffe ist: Täglich werden dort Hautkrebspatienten operiert, deren Behandlung keinen Aufschub zulassen und chirurgisch grosses Können verlangen. Im Unterschied zu ambulanten Praxen werden die ­Patienten bei Bedarf stationär, das heisst über mehrere Tage in der Klinik behandelt und auch nachts überwacht. Es zähle die maximale Sicherheit, das gelte auch bei der Arzt- und Klinikwahl.

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