Lieblingsorte

Geheimtipps sind es nicht, aber Orte in meiner Heimat Zollikon, die einfach sehr schön sind, eine besondere Bedeutung haben oder Erinnerungen wecken. Meine drei Favoriten:

Die Spitzhütte im Zollikerberg

Als unsere Kinder klein waren, war die Spitzhütte so etwas wie unser Feriendomizil am Wochenende und manchmal auch unter der Woche. Um dorthin zu kommen, mussten wir nicht einmal ins Auto steigen. Ein kleiner Spaziergang am Waldrand vom Zollikerberg entlang – da wo die schönsten und neuesten Häuser stehen – und schon war man da. Vorher kauften wir natürlich ein: Cervelat, Kalbsbratwurst und Pizza­teig, Ketchup und Senf. Fertig. Erfrischungen nur für Erwachsene, die Kinder tranken das Wasser aus dem Brunnen und planschten alles voll. Wir suchten Holz im Wald, manchmal lag es sogar bereit; der Verschönerungsverein leistet da grossartige Arbeit. Spielsachen für die Kinder waren unnötig, der Wald ist voll mit Dingen, die entdeckt werden wollen. Zweige, Äste, ja ganze Baumstämme wurden zu Hütten verarbeitet und aufgeschichtet. Für Stunden wurden die Kinder kaum gesehen. Nur zum Tragen der richtig grossen Baumäste wurden wir gerufen und durften Lobeshymnen auf die Bauwerke singen. Was wir selbstverständlich machten und versicherten, dass unsere Kleinen mal ganz grosse Architekten werden. Manchmal kamen Bekannte vorbei, die man lange nicht gesehen hatte. Und dann der Blick! Die Weite, sogar ein paar Bergspitzen sind von dort aus bei gutem Wetter zu sehen. Einmal stand Udo Jürgens mit seiner Lebensgefährtin ganz verzückt vor der Spitzhütte und schaute den Kindern beim Spielen zu. Zum Prosecco haben wir sie dann aber nicht eingeladen. Schliesslich sind wir diskret – und zugegeben, der Prosecco war auch fast alle. Nachmittage rund um die Spitzhütte waren wie kleine Ferien.

Der Zolliker Friedhof

Mein Tipp für Ruhe, an der frischen Luft sein und nicht lange laufen wollen – der Zolliker Friedhof. Ich liebe es, in diesem prächtigen Park mit den alten Bäumen zu spazieren, die Gräber anzuschauen, oder einfach auf einer Bank zu sitzen. Die Vögel zwitschern, ein paar Katzen streunen herum, aber ansonsten ist da absolute Ruhe. Nachdem es mit der Ruhe im Zollikerwald während der Corona-Pandemie dahin war, entdeckte ich den Friedhof für mich. Deshalb weiss ich jetzt, dass in Zollikon viele Menschen sehr, sehr alt werden. Frauen, die Männer oft um viele Jahre überleben. Klassische Namen wie Helene oder Emil, die nie aus der Mode kommen. Viele Gräber werden von den Friedhofsgärtnern gepflegt, weshalb viele ein bisschen konform daherkommen. Selbstverständlich gibts auch individuelle Gräber. Mir fällt da eines ein. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit ich da vorbeigehe – es brennt immer eine Kerze. Am Grab steht eine kleine Bank, eine Holzskulptur dahinter. Es lädt die Hinterbliebenen zum Verweilen ein. Der Verstorbene wurde sicher sehr geliebt. So oder ähnliche Gedanken gehen mir an vielen Gräbern durch den Kopf. Wie war dieser Mensch? Wie hat er gelebt? Wie sah er wohl aus? War er glücklich in seinem Leben? Für mich ist das Schlendern auf dem Friedhof eine wunderbare Art, dem Alltagsstress zu entfliehen.

Die Zolliker Seebadi

Jedes Kind kennt die Zolliker Seebadi. Nicht nur architektonisch eine Schönheit, auch das Badevergnügen ist herrlich. Vor allem wenn der See 20 Grad erreicht hat, was spätestens im Juni meist der Fall ist. Familien mit Kindern lagern auf der rechten Seite. Laut und wild geht es da zu und her. Ein Babyschwimmbecken ist da, alle anderen toben im See und rutschen die Rutsche hinunter. Wer es gemächlicher mag, nimmt die jetzt rutschsicheren Treppen in den See. Die Halbwüchsigen versuchen sich ­todesmutig am Dreimeterbrett. ­Eltern schauen am besten nicht hin, wenn sie sich im Backflip, Doppelsalto und 360 versuchen. Das Highlight für alle schwimmfähigen ­Kinder ist das Wibit. Stundenlang wird geschubst, gerutscht und gequatscht. Das Wasser ist nie zu kalt und die Sonne nie zu heiss. Die ­Eltern tauschen sich aus, tratschen über dies und das. Wer keine ­Kinder hat oder einfach mal seine Ruhe haben will, wählt die linke Seite der Seebadi. Hier liegt man unter schattigen Bäumen. Wer knackig braun werden will, aalt sich in der prallen Sonne. Es ist für jeden ­etwas da. Knurrt der Magen, kann man sich im Restaurant verpflegen, nachmittags ist das Angebot ­grösser, abends werden die Portionen etwas übersichtlicher. Ist die Stimmung besonders ausgelassen, trinkt man mit Freunden einen Rosé oder ein Bier und freut sich auf den noch lange währenden Sommer. Die Zolliker Seebadi ist ein Traum für Jung und Alt!