Katholische Kirche läutet neu den Mittag ein

Seit kurzem ertönt von der katholischen Dreifaltigkeits­kirche in Zollikon ein Mittagsgeläut. Pfarrer Pascal Marquard hat die Neuerung initiiert.

Die Zolliker Dreifaltigkeitskirche läutet neu zur Mittagszeit. (Bild: ab)
Die Zolliker Dreifaltigkeitskirche läutet neu zur Mittagszeit. (Bild: ab)

Den Nachbarn der Dreifaltigkeitskirche mag aufgefallen sein, dass die Kirchenglocken am Mittag läuten. Pfarrer Pascal Marquard bestätigt die Änderung: «Die Kirchenpflege hat das Mittagsgeläut eingeführt; seit Ostern ist eine neue Läutordnung in Kraft.» Steht dies im Zusammenhang mit seinem Amtsantritt? «Das Mittagsgeläut ist tatsächlich auf meine Initiative hin entstanden. Es erinnert an das ­Angelus-Gebet, das traditionellerweise am Mittag gehalten wird», bestätigt Pascal Marquard, der im August 2020 das Pfarramt übernommen hat. Ihm sei aufgefallen, dass die katholische Kirche sein Geläut sehr reduziert einsetze. «Es ist mein Wunsch, dass man die katholischen Glocken im Dorf hören darf.»

In der Kirche St. Michael im Zollikerberg läuten die Glocken der ­katholischen Kirche dreimal täglich: morgens um sieben, mittags um elf und abends um 20 Uhr. Zusätzlich gibt es ein Geläut vor den Wochentags-Gottesdiensten und bei Hochzeiten und Beerdigungen. In der Zolliker Dreifaltigkeitskirche hörte man die Kirchenglocken bisher bloss vor den Gottesdiensten. Seit der Einführung des fünfminütigen Mittagsgeläuts habe er «keine nennenswerte Kritik» vernommen, sagt Pascal Marquard. Im Gegenteil: «Ich habe von verschiedener Seite erfreute Reaktionen erhalten.» Die katholische Kirche hat noch vor seinem Amtsantritt die Schallisolation verbessert: «Um Reklamationen vorzubeugen, wurde damals nach einem Beschluss der Kirch­gemeindeversammlung das Gehäuse mit erheblichem finanziellem Aufwand isoliert.»

Auch das Kirchengeläut der reformierten Kirche in Zollikon scheint weitum akzeptiert. «Seit 2009 ist unsere Läutordnung unverändert: mit einem eingeschränkten Geläute morgens um sieben, mittags um elf und abends um 18 Uhr», sagt Renato Römer, Leiter Verwaltung. Vor rund zehn Jahren habe es wegen der Lautstärke Reklamationen aus der Nachbarschaft gegeben. «Wir haben darauf die Lamellen des Glockenturms mit einer Schallisolation versehen, um die schrillen Töne rauszufiltern und das Glockengeläut harmonischer zu gestalten.»

Auf Nachfrage bei der Gemeinde, ob die Behörden von der katholischen Kirche über die neue Läutordnung in Kenntnis gesetzt wurde, erklärt Gemeindeschreiber Markus Gossweiler: «Die Läutordnung der Kirchen sind nicht Sache der Gemeinde. Weder die Zolliker Polizeiverordnung noch die Lärmschutzverordnung des Bundes enthält Vorschriften für Kirchengeläut; die Kirchen sind auch nicht verpflichtet, bei ­Änderungen eine Eingabe zu machen.» Auch seien ihm bislang keine negativen Reaktionen zu Ohren ­gekommen. Ausserdem bezweifelt Gossweiler, dass allfällige Klagen gegen das Mittagsgeläut Chancen auf ­einen Erfolg in einem Rechtsstreit hätten, zumal ein Geläut mitten am Tag ja keine Nachtruhe störe: «Klar ist bei allfälligen Klagen im Einzelfall abzuwägen, aber die kirchliche Tradition hat einen hohen Stellenwert, was zahlreiche Bundesgerichtsurteile bestätigen.»


Landeskirchen verlieren Mitglieder

Eine jüngst publizierte Studie des Statistischen Amts des Kantons ­Zürich zeigt, wie die Demografie die Mitgliederzahl der Zürcher Kirchen beeinflusst. Obwohl die Bevölkerung des Kantons in den letzten Jahren stark zugenommen hat, verringerte sich bei den Kirchen die Mitgliederzahl. Beide Landeskirchen verzeichneten im vergangenen Jahrzehnt etwa gleich viele Austritte, im Schnitt rund 4700 pro Jahr.