Die Impfbereitschaft der Heimbewohner ist gross

Diese Woche hat der Kanton seine Impfkampagne in Alters- und Pflegeheimen gestartet. In Zollikon und Zumikon wollen sich rund 90 Prozent der in Heimen lebenden Personen impfen lassen. Beim Personal ist die Bereitschaft einiges geringer.

Wie sieht es in den Alters- und Pflegeheimen in unseren Gemeinden aus? In der Zollinger Stiftung auf der Forch leben viele Pensionäre und Pflegebedürftige aus Zumikon. Der Kanton Zürich hat der Institution zwei Termine zugeteilt: Die erste Impfrunde erfolgt am 8. Februar, die zweite am 8. März. Wer die Impfdosen selber lagern und die Impfungen ohne Unterstützung des Kantons durchführen kann, werde bei der Terminvergabe bevorzugt. «Das ist bei uns der Fall», sagt ­Direktor Tobias Diener. «Wir sind gut vorbereitet und können die Impfungen mit unserem eigenen Personal sowie zwei externen Ärzten binnen je einer Woche stemmen.» Auch für den komplexeren Impfstoff von Pfizer sei man gerüstet.

Bei den 92 Bewohnenden der Zollinger Stiftung liegt die Impfbereitschaft bei über 90 Prozent, beim Personal hingegen aktuell bei 35 Prozent. «Das entspricht etwa der Bereitschaft, sich gegen die saiso­nale Grippe impfen zu lassen», sagt Tobias Diener. Zwar habe die Geschäftsleitung eine klare Empfehlung fürs Impfen herausgegeben und an die Verantwortung gegenüber schutzbedürftigen Personen appelliert. Trotzdem scheinen viele noch warten zu wollen. «Die Skepsis rührt vor allem daher, dass es noch keine Langzeitstudien zu den Impfungen gibt. Wir hoffen, dass sich bis zum ersten Termin mindestens 50 Prozent des Personals zu einer Impfung entschliessen werden.»

Unklare Beweggründe

Das Wohn- und Pflegezentrum Blumenrain (WPZ) in Zollikon bekam dieselben Termine zugewiesen wie die Stiftung Zollinger: Der Impfstoff kommt am 8. Februar und 8. März, geimpft wird jeweils einen Tag später. Auch im WPZ ist die Impfbereitschaft bei den Bewohnenden gross: «Von unseren 87 Bewohnern möchten sich 85 bis 90 Prozent impfen lassen», sagt Heimleiter Nebojsa Racic. Von den 135 Mitarbeitenden haben sich schon über 50 Prozent für die Impfung bereit erklärt. Die Beweggründe der übrigen kennt der Heimleiter nicht: «Würde ich sie danach fragen, hätte das den Beigeschmack von Druckausübung.»

Für Nebojsa Racic ist die Freiwilligkeit der Impfung wichtig. Trotzdem hat er sich bei den Bewohnern und beim Personal klar für eine Impfung ausgesprochen. Der Heimleiter selbst ist im Dezember an Corona erkrankt und musste mit mittelschweren Symptomen für drei Tage ins Spital. «Dieses Erlebnis wünsche ich niemandem», sagt er. «Ich treibe viel Sport, habe keine Vorerkrankungen und gehöre auch nicht zur gefährdeten Altersklasse. Trotzdem hat es mich getroffen.» Gerade aufgrund seiner kürzlichen Erkrankung möchte er selbst sich im Moment aber nicht impfen lassen: «Die Impfung ist eine künstliche Immunisierung. Durch meine Krankheit haben sich in meinem Körper auf natürliche Weise Abwehrstoffe gebildet.» Nebojsa Racic bedauert, dass es immer noch keine verlässlichen Langzeitstudien über die Immunität von Corona-­Erkrankten gibt, respektive offiziell nur solche für die ersten drei Monate. «Ich frage mich, warum man nicht Massentests auf Antikörper bei Personen durchführt, die schon im letzten Frühling an Corona erkrankt sind.»

Genug Dosen für Hochrisikopatienten

Die Zulassung des Impfstoffs von Moderna macht es möglich, dass auch Hausärzte Impfungen durchführen können. Diese Woche hat der Kanton damit begonnen, 165 Hausarztpraxen mit Impfdosen zu versorgen. Diese sind für Hochrisikopatienten gedacht, die von ihren Ärzten für eine Impfung aufgeboten werden. Die Medix Praxis Zollikerberg hat am Mittwoch die ersten 100 Dosen erhalten. «Diese reichen gerade aus, um alle Risikopatienten, die sich bei uns angemeldet haben, zu impfen», sagt der leitende Arzt Felix Huber. Die Warteliste mit Patienten aus der Nicht-Risikogruppe sei bedeutend länger. Er ist aber zuversichtlich, dass es nun mit den Lieferungen des Moderna-Impfstoffes vorwärts geht. «Wir setzen gerne noch weitere Personen auf die Warteliste.» Felix Hubers Blick in die nahe Zukunft ist etwas optimistischer als derjenige des Kantons: «Ich gehe davon aus, dass wir auch jüngere Personen ohne Vorerkrankungen schon ab Ende Februar, Anfang März impfen können.»


Willkommene Impfungen

Die Bereitschaft scheint ­grösser als erwartet.  Unsere kleine Umfrage.

Unsere nicht repräsentative Umfrage hat eine hohe Covid-19-Impfbereitschaft ergeben. (Bild: Wilfried Pohlke/Pixabay)

Ganz langsam hat auch in der Schweiz das Impfen gegen das Corona-Virus begonnen. Allerorten ist von Impfskeptikern die Rede. Eine ­Umfrage – zwar nicht repräsentativ, aber quer durch die Altersgruppen – in Zollikon und Zumikon zeigt ein anderes Bild: Die Bürger und Bürgerinnen sind durchaus bereit, sich impfen zu lassen. Die Hauptmotive sind: keine Angst mehr vor einer Erkrankung und endlich wieder eine Rückkehr zur Normalität mit Reisen und privaten Kontakten.

So erklärt auch Anna K. aus Zumikon, dass sie sich sofort impfen lassen werde, wenn sie denn an der Reihe sei. Sie glaubt sich gut informiert über die Entstehung des Impfstoffes und freut sich, dass sich so schnell so viele Probanden und Probandinnen für die Entwicklung gefunden haben. «Meine Grosseltern in Deutschland sind schon geimpft und ganz stolz darauf», erklärt die Kinderbuchautorin.

Auch Jonathan F. aus Zollikon würde sich impfen lassen – wenn es für Reisen nötig wäre. Eine Impfpflicht wünscht er sich allerdings nicht. Er glaubt, dass es nun vor allem sinnvoll sei, zunächst die älteren Mitbürger und Mitbürgerinnen zu schützen. «Ich selber bin da eher entspannt, da ich keinerlei Vorerkrankungen mitbringe.»

Familienvater Konstantin R. zögert keine Sekunde. «Die ganze Familie würde sich impfen lassen, allerdings sind die Kinder noch zu klein», erklärt der Zolliker. Lilly aus dem Zollikerberg spricht sich ebenfalls dafür aus. Sie lasse sich schliesslich auch gegen die normale Grippe impfen. Ruth F. pflichtet ihr bei, würde sich aber lieber vom Hausarzt impfen lassen, als in ein Impfzentrum zu fahren.

Denise und Lucy aus Zürich und Meilen würden sich auch piksen lassen. Die beiden jungen Frauen möchten endlich wieder zur Normalität zurückkehren.

Nur eine einzige der angesprochenen Bürgerinnen sprach sich klar gegen eine Impfung aus. Sie glaubt nicht, dass das Medikament schon ausreichend getestet wurde. (zzb)


Wie kommt man an den Impfstoff

Bislang läuft die Impfstoffvergabe an Hochrisikopatienten und an das Gesundheitspersonal über den Kanton beziehungsweise über Hausärzte, die mit Impfstoff versorgt wurden. Für alle übrigen Personen ab 75 Jahren und Hochrisikopatienten stellt die Gesundheitsdirektion noch für Januar eine Anmeldemöglichkeit für Impftermine in Aussicht. Demnach soll man seine persönlichen und medizinischen Daten online erfassen können und anschliessend kontaktiert und zu einem Termin eingeladen werden.

Für das zweite Quartal, in dem grössere Impfstoffe erwartet werden, sind zusätzliche Impfmöglichkeiten in Vorbereitung. Dazu gehören regionale Impfzentren, in denen mehrere Tausend Personen pro Tag geimpft werden können. Bis im Sommer sollen laut Gesundheitsdirektion alle Zürcherinnen und Zürcher, die das möchten, geimpft sein.