Im Rebrain wurde diesen Sommer erstmals wieder der seltene Neuntöter gesichtet. Das soll auch weiter so bleiben, aber der unauffällige Vogel stellt Ansprüche. Er fühlt sich nur wohl in kurzen, dornigen Hecken. Der Ornithologische Verein Zollikon hat deshalb eine Aktion Heckenschneiden gestartet.


Der Neuntöter ist der Vogel des Jahres 2020. Was sich nach einem fürchterlich gefährlichem Tier anhört, ist ein kleiner, unauffälliger, heute in der Schweiz seltener Vogel. Er stammt aus der Familie der Würger. Den martialischen Namen hat er sich nicht ausgesucht, allerdings kam er nicht von ungefähr. Grund war sein unzimperliches Verhalten, Beutetiere wie kleine Reptilien und Insekten auf Dornen zu spiessen. Früher glaubte der Volksmund, dass der Vogel erst neun Beutetiere auf Dornen spiesst, bevor er sie verspeist. In der Schweiz ist die Population der Neuntöter extrem zurückgegangen. Im Zolliker Rebrain wurden diesen Sommer aber von mehreren Beobachtern erstmals wieder einige gesichtet und sogar fotografiert. Über drei Wochen wurde ein Neuntötermännchen beobachtet, wie es sein Junges fütterte.
Dornige Sisyphusarbeit
Seine Nester baut der Vogel bevorzugt in Schwarz- oder Weissdornhecken. Diese werden jedoch von schnell wachsenden Brombeeren und Eschen überwuchert, sodass der Vogel die Dornenhecken nicht mehr erkennt. Da kommt der Ornithologische Verein ins Spiel. Er will im Rebrain für den Neuntöter eine möglichst einladende Hecke gestalten. In mühevoller Sisyphusarbeit begannen Freiwillige am vergangenen Samstag, die etwa 200 Meter lange Hecke zu säubern. Unter der Leitung von Präsidentin Elisabeth Laine arbeiteten sich die vier Helfer an der etwa 200 Meter langen Hecke ab. «Wir sollten mit 20 Leuten eine Woche lang arbeiten, dann würden wir es schaffen, die Hecke ganz zu säubern.» Doch der Verein ist froh, wenigstens ein paar Meter zu säubern, und hofft, den Neuntöter nächstes Jahr wieder beobachten zu können. Der Vogel hat sich bereits auf die Reise zu seinem Winterquartier in Afrika gemacht.