Gelungener Testlauf im Zollikerberg

Zehn Studierende der ETH haben einen zukunftsweisenden Roboter für eine herbizidfreie Unkrautentfernung entwickelt. An dem Projekt beteiligt ist auch Markus Wagner, ein Student für Maschinenbau aus Zollikon.

Als erstes sticht Rosies formschönes, futuristisches Design ins Auge. Doch wie so oft ist auch hier der Inhalt wichtiger als die Verpackung. Rosie ist der Name eines autonomen, mechanischen Mähroboters zur pestizidfreien ­Unkrautentfernung. Der Prototyp wurde im Rahmen des Projekts ­Rowesys (Robotic Weeding System) innerhalb von neun Monaten von zehn Studierenden der ETH Zürich und der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) entwickelt. Die Beteiligten studieren Maschinenbau, Elektrotechnik und Industriedesign, unterstützt wurden sie von mehreren Betreuern und einer Vielzahl von Unternehmen.

Anfang Juni stand Rosie vier Tage lang im Zollikerberg. Die strengen Corona-Massnahmen an der ETH hatten die Weiterarbeit an dem Projekt verhindert. «Weil ich der Einzige in unserem Team bin, der im Kanton Zürich wohnt, haben wir den Roboter vor mein Elternhaus im Zollikerberg verfrachtet», sagt Markus Wagner, der in den Bereichen Hardware und Fertigung am Projekt beteiligt ist. Hier wurde noch einmal intensiv am Prototyp gearbeitet, denn schon am 10. Juni fand die Präsentation statt.

Einsatz beim Feuerwehrdepot

Natürlich musste Rosie vor der Präsentation noch getestet werden. «Weil es in dieser Zeit immer regnete, durften wir den Roboter nicht mit aufs Feld nehmen, um ihn zu testen», erinnert sich der 22-Jährige. Also habe man die Tests beim Feuerwehrdepot an der Firststrasse durchgeführt. «Der Roboter reagiert auf die Farbe Grün», erklärt der Zolliker. «Denn auf Zucker­rübenfeldern arbeitet er sich entlang der Reihen grüner, aus dem Boden ragender Stiele.» Kleine Anpassungen der Software hätten ermöglicht, Rosie auch auf grüne Dachlatten reagieren zu lassen. Diese wurden gesponsert von Hardmeier Holzbau in Zumikon, wo Markus Wagners Bruder arbeitet.  «Wir mussten die Latten nur noch grün besprayen und konnten mit den Tests beginnen», erzählt der junge Zolliker.

Die Tests seien alle positiv ausgefallen: Rosie tastete sich den grünen Dachlatten entlang, als befände sie sich auf einem Zuckerrübenfeld. «Wir werden die Lösung mit den Latten wohl auch bei zukünftigen Präsentationen beibehalten», sagt Markus Wagner. «Sie sind einfach zu transportieren und können bei jedem Wetter eingesetzt werden.»

Rosie wurde für den Einsatz auf ­Zuckerrübenfeldern entwickelt, weil hier die biologische Bestellung mit besonders viel Handarbeit verbunden ist. Auf dem Feld zieht ­Rosie vier kleine Pflugschare in zwei bis drei Zentimetern Tiefe zwischen den Reihen durch den Boden. Dadurch wird Unkraut von den Wurzeln getrennt und an die Oberfläche befördert, wo es vertrocknet. Dank zweier leistungsstarker Batterien arbeitet der Roboter emissionsfrei. Bei seiner Umsetzung ­achtete das Entwicklerteam zudem auf die Aspekte Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit.

Noch viel Potenzial

Initiiert wurde das Projekt Rowesys vom Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik der ETH. Im Rahmen von Projekten zur CO2-Senkung im ETH-Umfeld wurden Studenten ermuntert, Ideen einzureichen. «Ein Student aus unserem Team lieferte die Initialzündung, indem er die Idee für einen Landwirtschaftsroboter einreichte», erzählt Markus Wagner. Auch wenn damals noch nicht richtig klar war, welche Arbeiten dieser Roboter genau ausführen soll, bekam der Student vom Departement grünes Licht erteilt. Daraus ist dann das zehnköpfige, interdisziplinäre Forschungsteam hervorgegangen, an dem auch ­Markus Wagner beteiligt ist.

Das Projekt wird die junge Forschungsgruppe bestimmt noch ­länger beschäftigen. Die meisten involvierten Studierenden schrieben oder schreiben ihre Bachelor-Arbeit über Rosie – Markus Wagner steckt gerade mittendrin. «Rund um das Projekt gibt es noch viel Entwicklungspotenzial», sagt der Student, «sodass auch genügend Material für Master- oder sogar Doktorarbeiten vorhanden wäre.» Auch die Wirtschaft habe bereits Interesse an ­Rosie gezeigt. Bis sie in serielle ­Herstellung gehen könne, werde es aber wohl noch eine Weile dauern.