Selbst Blumenfelder mussten schliessen

Auf den Blumenfeldern der Gärtnerei Weber konnte man sich bislang selber schöne Sträusse zusammenstellen. Aufgrund der Schutzmass­nahmen des Bundes ist das nun nicht mehr möglich.

So prächtig zeigte sich das Blumenfeld auf der Allmend Zollikon letztes Jahr im Frühling. (Bild: Adrian Michael)
So prächtig zeigte sich das Blumenfeld auf der Allmend Zollikon letztes Jahr im Frühling. (Bild: Adrian Michael)

Das Landwirtschaftsunternehmen «Weber’s Hof» mit Sitz im Zollikerberg betreibt drei Blumenfelder – eines in Zollikon auf der Allmend gegenüber dem Fohrbach, eines in Zumikon an der Dorfstrasse und eines in Binz. An diesen Standorten konnten sich Blumenliebhaber selber Sträusse zusammenstellen und diese an einer Kasse direkt auf dem Feld bezahlen. Im Rahmen der Schutzmassnahmen gegen das ­Coronavirus untersagt der Bund inzwischen auch den Betrieb solcher Blumenfelder. «Selbstpflück-Blumenfelder entsprechen einer öffentlich zugänglichen Einrichtung, die nicht der Deckung des alltäglichen Lebensbedarfs dient, und werden nicht zwingend benötigt» heisst es auf der Webseite des ­Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW). Und weiter: «Entsprechend sind solche Felder zu schliessen.»

Diese Massnahme sorgt beim Betreiber von «Weber’s Hof» für Kopfschütteln. «Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum die Felder geschlossen sein müssen», sagt ­Fabian Weber. «Die Abstandsregeln könnten gut eingehalten werden.» Besonders unverständlich ist für den Landwirt, dass das Verbot gemäss seinen Recherchen schweizweit unterschiedlich gehandhabt werde. So dürften die Felder zum Beispiel in den Kantonen Bern, Aargau oder Schwyz weiterhin geöffnet bleiben.

Auf die Schliessung der Blumenfelder angesprochen, verweist das BLW auf die Covid-19-Verordnung. «Auch bei Selbstpflück-Blumenfeldern wäre das Einhalten der Hygieneregeln des BAG nicht automatisch gegeben», teilt Jonathan Fisch, Mediensprecher beim BLW, auf Anfrage mit. Er verweist auf die Einhaltung der Abstandsregeln, die Kontrolle des Kundenstroms oder das Warten an der Selbstbedienungskasse. Dass in bestimmten Kantonen Blumenfelder dennoch offen sind, könne das Bundesamt nicht beeinflussen. «Für den Vollzug sind die Kantone zuständig».

«Jetzt spinnen sie alle»

Von der Massnahme hat Fabian Weber von anderen Blumenfeldbetreibern erfahren: «Ein Berufskollege rief uns an, weil die Kantonspolizei ihn aufgefordert hatte, sein Feld zu schliessen.» Aufgrund dieser Meldung haber er seine Blumenfelder ebenfalls geschlossen. Seither sind die Felder mit einem Schild versehen, das darauf hinweist, dass wegen der Bestimmungen des Bundesrates vorübergehend keine Blumen gepflückt werden dürfen.

Es dauerte nicht lange, bis Reaktionen aus der Bevölkerung folgten. Nachdem Adrian Michael vergangene Woche ein Foto des Hinweisschilds beim Blumenfeld auf der ­Allmend Zollikon in der Facebook-Gruppe «Bisch vo Zollike, wänn’d …» gepostet hatte, brachten User ihren Unmut und ihr Unverständnis darüber zum Ausdruck. «Also jetzt spinnen sie alle», war in den Kommentaren zu lesen.

Nachdem das Feld schliessen musste, nahm das Team vom «Weber’s Hof» E-Mail-Bestellungen von Blumensträussen entgegen. Diese wurden jeweils am Feldrand zur Abholung bereitgestellt. Leider machte Fabian Weber damit nicht nur gute Erfahrungen: «Die bereitgestellten, mit Namen angeschriebenen Blumen wurden teilweise von anderen Passanten mitgenommen», sagt er. «Auch wurden viele Blumen geschnitten, obwohl das Feld geschlossen ist. Das verunmöglicht unsere Planung für den Verkauf von bestellten Blumen.» So hofft der Unternehmer – wie so viele andere – auf eine baldige Rückkehr des Normalbetriebs.

webershof.ch