Ein Bastlertyp mit Sinn für Ästhetik

Seit Ende letzten Jahres ist Hisham Fansa Chefarzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie am Spital Zollikerberg. Für ihn bedeutet seine Arbeit vor allem die Wiederherstellung der Lebensqualität seiner Patienten.

Hisham Fansa, Chefarzt am Spital Zollikerberg, wollte ursprünglich Schauspieler werden. (Bild: chi)
Hisham Fansa, Chefarzt am Spital Zollikerberg, wollte ursprünglich Schauspieler werden. (Bild: chi)

Ein Augenarzt, der Lasertherapien anbietet und selbst eine Brille trägt, wirkt irgendwie verdächtig. Auch von ­einem plastischen Chirurgen könnte man erwarten, dass sein Gesicht so glatt aussieht wie ein Hühnerei. Diesem Klischee entspricht Hisham Fansa nicht. Wenn er lacht, spielen natürliche Fältchen um seine ­Augen und seinen Mund. «Meine Mutter hat früher zu mir immer ­gesagt: ‹Du musst dir die Ohren ­anlegen lassen.›», erinnert sich der 50-­Jährige, der seit Dezember die Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie am Spital Zollikerberg leitet. «Auch mein ehemaliger Chef bezeichnete meine Ohren scherzhaft als rufschädigend», fügt er lachend hinzu. «Mich selbst haben meine Ohren nie gestört, und ich lebe bis heute gut damit.»

Ursprünglich wäre der deutsche Arzt mit syrischen Wurzeln lieber Schauspieler geworden. Die Darsteller, die er als Kind auf den Thea­terbühnen seiner Heimatstadt Hannover spielen sah, zogen ihn in ihren Bann. Was seine Ohren anging, hatte Hisham Fansa den Rat seiner Mutter in den Wind geschlagen, doch bezüglich der Berufswahl konnte sie ihn schliesslich überzeugen, «etwas Anständiges» zu lernen. Er nahm den Weg, der ihm am zweitinteressantesten erschien, und schrieb sich, zunächst etwas widerwillig, für das Medizinstudium ein. Irgendwann war er dann schon so weit gekommen, dass sich ein Abbruch nicht mehr lohnte. Und so erlangte Hisham Fansa, aus dem womöglich auch ein guter Schauspieler geworden wäre, seine Doktorwürde.

Sichtbare Fortschritte

In seinem Studium wurde ihm bald klar, dass ihn die Plastische Chirurgie am meisten interessierte. Es freute ihn zu beobachten, dass die Behandlung von Patienten mit Brandverletzungen oder Verstümmelungen relativ rasch sichtbare Fortschritte zeigte. «Wenn du einen Daumen annähst und siehst, wie allmählich die Funktionen zurückkommen, dann ist das sowohl für den Arzt als auch für den Patienten ein Erfolgserlebnis», sagt Hisham Fansa. «Hinzu kommt, dass ich ein Bastlertyp bin.»
Wenn er Plastische Chirurgie sagt, meint er zunächst einmal die Wiederherstellungschirurgie. Obwohl Hisham Fansa auch rein kosmetische Operationen durchführt, mag er den Ausdruck «Schönheitschirurgie» nicht. Auch ästhetische ­Eingriffe sind für ihn in einem erweiterten Sinne der Wiederherstellungschirurgie zuzurechnen, insofern sie der Wiederherstellung von Lebensqualität dienen. «Es ist ja nicht so, dass Brüste eine klassische Organfunktion haben. Auch die Milch zum Stillen kann man heutzutage im Supermarkt oder in der Apotheke kaufen. Hier geht es tatsächlich um die soziale und ­ästhetische Funktion, indem die Lebensqualität einer Frau eingeschränkt wird, wenn sie sich nicht mehr in die Badi traut oder sich nicht mehr attraktiv fühlt. Gerade nach der Entfernung von Tumoren ist die Wiederherstellung ihrer Brüste für viele Frauen ein wichtiges Anliegen. Dann trage ich gerne dazu bei, ihnen diese Lebensqualität zurückzugeben.»

Kein Sprung ins kalte Wasser

Nach seiner Promovierung in Hannover wechselte der frischgebackene Arzt ans Uniklinikum Magdeburg. Nach knapp zehn Jahren ging er von dort als Chefarzt nach Bielefeld. Danach führte Hisham Fansa sechs Jahre lang eine Praxis mit Schwerpunkt Brustkrebschirurgie, Brustrekonstruktion und Ästhetische Chirurgie in München, bevor er letzten Dezember ans Spital Zollikerberg kam. Neben der neuen beruflichen Herausforderung ist er auch gerne in die Schweiz gekommen, weil seine Familie seit mehr als zwanzig Jahren in Zürich lebt. Deshalb war der Umzug für ihn auch kein Sprung ins kalte Wasser. Wenn man ihn fragt, was er an der Schweiz liebe, fällt ihm als erstes die Confiserie Sprüngli ein. «Aber natürlich noch tausend andere Sachen», fügt er schmunzelnd an. Unterschiede zum Leben in Deutschland gibt es durchaus. «Zum Beispiel erscheint mir der Umgang hier freundlicher und kollegialer,» sagt er. «In Norddeutschland, wo ich herkomme, ist der Ton ruppiger.» Zudem ist sein Eindruck nach den ersten Monaten im neuen beruflichen Umfeld, dass man hier mehr Zeit für die Patienten hat – was sicher auch dem Umstand geschuldet ist, dass in allen Bereichen mehr Personal zur Verfügung steht.

Obwohl aus Hisham Fansa kein professioneller Schauspieler geworden ist, schaffte er es trotzdem noch ins Fernsehen: In seiner Zeit in München fragte ihn der Privatsender SAT1 an, ob er in einer ­Dokusoap mitwirken wolle. Und so kam es, dass der Chirurg in der Sendung «Mein schrecklich schöner Körper» Patientinnen und ­Patienten begleitete, die mit dem Ergebnis ihrer plastischen Operation nicht zufrieden sind und einen weiteren Eingriff in Erwägung zogen. «Natürlich wurde das dem Format entsprechend aufgebauscht», erinnert er sich, «im Sinne von: ‹Kann Professor Fansa dieser armen Frau helfen?›» Trotzdem möchte Hisham Fansa diese Erfahrung nicht missen, zumal er den Eindruck hat, dass er den meisten ­Teilnehmenden eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität bescheren konnte.

Geld darf nicht massgebend sein

Auch die Botschaft, welche die Sendung vermitteln wollte, hält der Chefarzt für wichtig: «Bevor man sich unters Messer legt, sollte man sich erstens genau überlegen, ob man es wirklich machen will, und zweitens, von wem man sich operieren lässt.» Das Geld darf dabei nicht der massgebende Faktor sein, ist Hisham Fansa überzeugt. «Nur weil es billiger ist, sollte man für Schönheits-­OPs nicht in die Türkei oder nach Tschechien gehen. Eine weitere Message der Sendung war aber auch, dass, wenn eine Operation in die Hose gegangen ist, man in der Regel auch Wege findet, das Resultat zu verbessern.»

Hisham Fansa beobachtet, dass durch die sozialen Medien der Druck vor allem auf junge Menschen, insbesondere auf Frauen, extrem gewachsen ist. Im Gegensatz zu früher, wo ästhetische Eingriffe noch nicht so verbreitet und eher verpönt waren, sind sie heute im Mainstream angekommen. Das sollte einen Plastischen Chirurgen doch eigentlich freuen? Der 50-­Jährige denkt einen Moment nach: «Das kommt drauf an: Wenn die Patientenerwartung realistisch ist, freut es mich, doch wenn sie irreal ist, freut es mich natürlich nicht.» Letztere Patienten lehnt Hisham Fansa ab, weil man ihnen durch Eingriffe nichts Gutes tut. Auch Minderjährige, die mit konkreten ästhetischen Anliegen zu ihm kommen, nimmt er nur in ­Ausnahmefällen an. Er behandelt lediglich Fehlbildungen, die in der Regel schon im frühen Alter korrigiert werden sollten. Manche vermeintlichen Probleme lösen sich auch ganz einfach von selbst – Hisham Fansas Ohren sind dafür das beste Beispiel.