20/2019 «Shitstorms sind salonfähig geworden»

«Shitstorms sind salonfähig geworden»

Ende Mai wird der Stand-up-­Comedian Claudio Zuccolini mit seinem aktuellen Programm «Warum?» im Zumiker Gemeindesaal zu Gast sein – mit seiner Dernière. Das heisst aber nicht, dass er im Anschluss die Füsse hochlegen kann. Über seine Arbeit, seine Erfahrungen und seine Zukunft spricht er im Interview mit Birgit Müller-Schlieper.

Herr Zuccolini, können lustige Männer auch sexy sein?

Wenn es stimmt, dass Frauen auf Humor stehen, schliesst sich das offenbar nicht aus. Wenn ein Mann nur sexy ist, ist das auf Dauer vielleicht ein bisschen wenig. Auf der anderen Seite können vielleicht Männer mit weniger Sex-Appeal mit Humor punkten.

Sie sind seit langem auch als ­Moderator unterwegs. Ist Moderation damit die Pflicht und Comedy die Kür?

Bei Fernsehproduktionen bin ich nicht so frei, nicht so selbstbestimmt. Moderation macht schon Spass, aber ich bin viel abhängiger von Umständen und Vorgaben. Bei den Comedy-­Produktionen bin ich der Chef.

Mit «Warum?» sind Sie zur Stand-up-­Comedy zurückgekehrt. Was war der Auslöser?

Eigentlich war ich ja nie wirklich weg davon. Mein allererstes Programm war Stand-up, danach kamen Programme mit mehr Hilfsmitteln, mit Requisiten. Aber eigentlich habe ich immer meine Geschichten erzählt. Wenn man aber gucken muss, ob auch der Beamer oder die Leinwand funktionieren, ist es etwas mühsamer. Jetzt bin ich ganz pur nur mit einem Mikrofon unterwegs.

Sie sind seit 25 Jahren im Medienbusiness unterwegs. Was hat sich verändert?

Alles. Anfang der 90er-Jahre war ich mit dem Lokalradio noch sehr analog unterwegs. Dann kam das Fernsehen, was seinerzeit ja eine enorme Reichweite hatte. Das ist lange vorbei. Jeder kann heute alles dann sehen, wann er gerade will. Die Generation nach uns wird das Fernsehen, wie wir es kannten, nicht mehr benutzen. Was ich aber extrem finde: Jeder kann zu allem seinen Senf dazu geben. Früher musste man noch zu jemanden gehen, um ihn zu beleidigen. Das geht heute ganz schnell online.

Gucken Sie sich ihre Klickzahlen auf Youtube an?

Nein. Ich sehe mich nicht so gerne an. Ausserdem weiss ich ja, was ­passiert. Ganz am Anfang eines Programms mache ich Aufzeichnungen, um zu sehen, was ich noch verbessern kann. Wo Gestik oder Mimik noch verändert werden müssen.

Gibt es mittlerweile eigentlich noch Tabu-Themen?

Es gibt immer mehr Tabus. Shitstorms sind doch mittlerweile absolut salonfähig. Jeder kann sich über alles empören und findet sofort ein Echo. Die Toleranz reicht meist nur bis zum Gleichdenkenden. Wenn ich mich über Veganer, Deutsche oder mich als Bündner lustig mache, geht es ja um Verhaltensweisen – und das sehr zugespitzt. Immerhin soll Comedy unterhalten und das bedeutet auch, mal über sich selber lachen zu können. Ich versuche dabei Themen aufzugreifen, die alle angehen: Gesundheit, Kinder oder Essen.

Worüber können Sie herzhaft ­lachen?

Über jeden guten Witz mit einer guten Pointe. Wer mit offenen ­Augen durchs Leben geht, findet überall Situationskomik. Ich lasse mich aber auch gerne von amerikanischen Stand-up-Comedians wie Jerry Seinfeld unterhalten. Der hat einfach eine hervorragende Beobachtungsgabe.

Mit Ihrer Vorstellung in Zumikon geht die aktuelle Tour zu Ende. Stehen dann Ferien an?

Weit gefehlt. Da stehen noch einige Firmen-Events an. Parallel arbeite ich schon am neuen Programm. Während der aktuellen Tour habe ich bereits fleissig daran geschrieben. Schon im November stehen die ersten Testvorstellungen an.

Samstag, 25. Mai, 20 Uhr, Gemeindesaal, Dorfplatz 11, Zumikon. Tickets sind über www.ticketcorner.ch/favorix erhältlich.