47/2018 Gastgeberin aus Leidenschaft

Gastgeberin aus Leidenschaft

Mitten in der Natur kann Serenella von Schulthess abschalten und neue Energie tanken. (Bild: zvg)
 

Schon als 14-Jährige begeisterte Serenella von Schulthess ihre Gäste mit kulinarischen und gastgeberischen Einfällen. Auch als neue Geschäftsführerin der Tertianum Residenz Zollikerberg bringt sie ihre Gäste mit ihrem herzlichen und strahlenden Temperament immer wieder zum Lachen.

Sie liebt Geschwindigkeit: Serenella von Schulthess würde gerne einmal eine F/A-18 fliegen oder ein Rallye fahren. «Ich bin ein Fan von Tempo. Dies obwohl ich mein Auto eher langsam lenke. Schon als Kind wollte ich stets auf die ‹Wilde Maus› an der Chilbi», lacht die heute 45-Jährige. Wer ihr begegnet, merkt schnell: Diese lebhafte, sehr kommunikative Person sitzt wohl eher selten mit einem Buch auf dem Sofa, sondern unternimmt gerne etwas und packt an, wo es nötig ist. Es mag daher einige auch erstaunen, dass diese quirlige Frau als Geschäftsführerin der Altersresidenz Tertianum Zollikerberg amtet. «Das ist alles andere als ein Widerspruch: Die hiesige Arbeit ist fordernd, verlangt absolute Präsenz und schnelle Entscheidungen. Und ich liebe den Kontakt zu Menschen, den ich hier mit den Gästen und Mitarbeitenden pflegen kann», sagt sie. Anfang März hat sie die Arbeit von ihrem Vorgänger übernommen und ist glücklich: «Ich wollte schon immer ein eigenes Hotel führen. Jetzt ist dieser Traum ein Stück weit in Erfüllung gegangen!»

Victoria Jungfrau als bleibendes Erlebnis

Schon als Teenager stand für Serenella von Schulthess fest, dass sie eine berufliche Laufbahn Richtung Gastronomie einschlagen möchte: Als 14-Jährige stellte sie ihr eigenes Catering-Unternehmen auf die Beine und hausierte damit in der gesamten Verwandtschaft. Kochend und servierend meisterte sie diverse kleine und grosse familiäre Anlässe. «Die ersten Berufswünsche wie Coiffeuse, Floristin oder Pilotin waren schnell verflogen. Mein Ziel war die Hotelfachschule. Der Grund dafür steckt wohl in meiner Vorliebe fürs Kochen und Backen. Ich testete alle nur erdenklichen Betty-Bossi-Rezepte», erzählt Serenella von Schulthess. Sie ergatterte sich eine Praktikumsstelle im Interlakener Grandhotel Victoria Jungfrau, wo sie während eines knappen Jahres alle Tätigkeiten rund um das Housekeeping und den Service kennenlernte und erlebte, was «Service Excellence» tatsächlich bedeutet. «Das war eine schöne Zeit! Diese Erfahrungen weckten in mir den Wunsch, selbst einmal ein Hotel zu besitzen», erinnert sie sich. Auch die folgende Praktikumsstelle im Lausanner Hotel Beau-Rivage Palace bekräftigte sie hinsichtlich Ausbildungsziel, weshalb sie danach die Hotelfachschule in Luzern begann. In der folgenden fünfjährigen Ausbildungszeit, in der Theorieblöcke und Praktika abwechselten, durfte sie erneut mit Freuden in die Welt der Gastronomie und Hotellerie eintauchen. Beispielsweise in der Küche der «Kronenhalle», wo der Küchenchef sie am liebsten behalten hätte. Oder im Frontoffice des Marriott Hotels mitten in Zürich, in dem sie für die verschiedenen Flug-Crews zuständig war. «Die Besatzungsmitglieder haben mir stets Kleinigkeiten aus Übersee mitgebracht. Ich erinnere mich noch gut an die Bonbons und meinen ersten Kaviar von American Airlines», schmunzelt Serenella von Schulthess. Nach Abschluss der Hotelfachschule arbeitete die junge Frau im Arabella Sheraton Atlantis in Zürich, dem heutigen Giardino Atlantis, in der Abteilung Sales und Marketing. Diese Tätigkeit brachte einen Freund auf die Idee, sie für den Job als Planerin bei einer Generalunternehmung in der Abteilung PR, Marketing und Events zu begeistern. «Ich blieb eineinhalb Jahre, in denen ich mit den klassischen Marketing- und Kommunikationsmitteln jonglierte. Als mich jedoch das Spital Lachen kontaktierte und mich anfragte, ob ich bei ihnen die Hotellerie auf den Stationen einführen würde, wusste ich, wohin ich gehörte», erinnert sich Serenella von Schulthess. «Es war eine Fügung.»

Zwölf Jahre Spital mit Hotellerie und Hauswirtschaft

Nach fünf Jahren in Lachen war es an der Zeit, eine neue Herausforderung anzupacken: Serenella von Schulthess übernahm im Spital Zollikerberg die spitalinterne Projektleitung für den Neubau des Westflügels sowie für die anschliessende Sanierung des Ostflügels. Ausserdem leitete sie die Hauswirtschaft und die Hotellerie. «Wie alle Schüler in der Hotelfachschule, belächelte auch ich damals in der Schulzeit die Einführung der Hotellerie in den Spitälern. Mit einem Betrieb eines angesehenen Hotels habe dies ja nicht viel zu tun. Heute weiss ich es besser: In Spitälern wie auch hier im Tertianum geht es darum, als perfekte Gastgeberin Patienten und Gäste optimal zu beherbergen und für ihr seelisches wie kulinarisches Wohl zu sorgen. Ich möchte meinen Gästen hier eine Mischung zwischen einem Zuhause und einem Hotel bieten. Zudem kommen neue, spannende Aufgabengebiete dazu – beispielsweise rund um die Pflege», erklärt sie.

Die nächsten Stellen als Direktionsassistentin, dann als Geschäftsführerin der Wohn- und Pflegezentren Tertianum Restelberg und Villa Böcklin waren die logische Folge in ihrer beruflichen Entwicklung. «Doch kaum hatte ich mich in den Pflegebetrieb und in die Pflegethemen eingearbeitet und Neues angestossen, bat man mich, die Geschäftsführung hier im Zollikerberg zu übernehmen. Es fiel mir schwer, mein Team und die Gäste bereits nach zweieinhalb Jahren wieder zu verlassen. Doch nach einer schlaflosen Nacht sagte ich zu. Die Geschäftsführung dieser Residenz mit 73 Wohnungen und 30 Pflegebetten reizte mich. Und ich freute mich auf die Rückkehr in den Zollikerberg. Es fühlte sich an, als ob ich heimkehren würde.»

Serenella von Schulthess geniesst die Pausen mitten in den Feldern und Wäldern direkt hinter der Residenz. Auch sonst ist das einstige Seemädchen, das in Feldmeilen zusammen mit zwei jüngeren Geschwistern aufgewachsen ist und noch immer in Meilen lebt, gerne mit Partner und Hündin Babou am Wandern. «Früher konnte ich mir meine Ferien ohne Wasser und Wind nicht vorstellen. Heute bin ich liebend gern in unserer traumhaft schönen Bergwelt», strahlt sie. Sie weiss: Während der Ausbildungszeit an der Hotelfachschule hatte sie ein abwechslungsreiches und spannendes Leben. Doch durch immer wechselnde Arbeitsorte und Arbeitszeiten, oft auch spät abends und nachts, kamen die Familie, Freundschaften und das Segeln auf dem Zürichsee zu kurz. Daher geniesst sie es heute umso mehr, zuhause beim Kochen für Freunde zu verweilen oder sich mal wieder einen Malkurs zu gönnen. «Ab und zu tut es auch mir gut, etwas Fahrt aus meinem Leben zu nehmen.» (mpe)