47/2018 «Dein Hut hat gefehlt»

«Dein Hut hat gefehlt»

Morgen Samstag erscheint Simon Gebs wieder am Bildschirm: Dann wird sein zweiter Beitrag in der Fernsehsendung «Wort zum Sonntag» ausgestrahlt. (Bild: Screenshot SRF)
 

Seit Oktober gehört Simon Gebs für die nächsten zwei Jahre zum fünfköpfigen Theologen-Team des Schweizer Fernsehens, das sich beim «Wort zum Sonntag» abwechselt. Morgen Samstag ist der reformierte Pfarrer von Zollikon zum zweiten Mal am Bildschirm zu sehen. Ohne Hut, dafür mit einer neuen Art von Brille.

Interview: Melanie Marday-Wettstein

War es schon immer Ihr Ziel, Fernsehpfarrer zu werden, Herr Gebs?

Überhaupt nicht (schmunzelt). Ich habe mit dem Pfarramt in Zollikon und mit verschiedenen Zusatzengagements wie der Notfallseelsorge eigentlich schon genug zu tun. Eine Tätigkeit als Wort-zum-Sonntag-Sprecher stand nie auf meinem Wunschzettel. Als ich jedoch angefragt wurde, habe ich die Herausforderung gerne angenommen.

Vor Publikum aufzutreten, sind Sie sich längstens gewohnt, im Format Fernsehen zu kommentieren, ist aber neu für Sie. Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihrem ersten Beitrag gemacht?

Die Erfahrung beginnt ja schon beim Entwerfen, Zuspitzen und Präzisieren des Textes. In dreieinhalb Minuten etwas zu sagen, das Menschen anspricht und aus einem Guss ist, war für mich eine Herausforderung und ein spannender Prozess. Und natürlich ist man da etwas angespannter als vor einer Predigt am Sonntag. Die Reaktionen haben mich gefreut, viele fühlten sich angesprochen. Und selbstverständlich, neben den inhaltlichen Rückmeldungen, war der häufigste Kommentar in Facebook oder auf der Strasse: «Dein Hut hat gefehlt!» (lacht)

Wie bereiten Sie sich auf Ihren Beitrag vor, bei dem Sie ein aktuelles Thema aus christlicher Perspektive kommentieren sollen? Lesen Sie noch mehr Zeitungen als üblich und schauen die Tagesschau, um zu wissen, was die Leute bewegt?

In der Tat laufe ich seit dem Zeitpunkt des Auswahlseminars mit einer Art Wort-zum-Sonntag-Brille herum. Ich lese nicht mehr, aber anders. Online News, Nachrichten am Fernsehen, aber auch Begegnungen und Begebenheiten im Alltag werden irgendwie automatisch dahin gehend gescannt, ob diese einen Impuls für eine Sendung hergeben könnten. In einem separaten grünen Notizbuch, das auf dem Schreibtisch bereitliegt, notiere ich mögliche Themen. Zurzeit bin ich bei Nummer 17.

Das «Wort zum Sonntag» hat seit 64 Jahren seinen Platz im Programm des Schweizer Fernsehen, ist nach der «Tagesschau» die zweitälteste Sendung und zieht durchschnittlich 300’000 Zuschauer vor den Bildschirm. Sind Sie in Ihrer Wortwahl frei oder reden Sie im Auftrag der Kirchen oder des Fernsehens?

Es gibt natürlich die publizistischen Richtlinien des Schweizer Fernsehens. Und rassistische Bemerkungen, Hetze oder etwa konkrete Empfehlungen am Abstimmungswochenende sind für mich sowieso undenkbar. Ansonsten sind wir völlig frei in der Themenwahl, es ist bewusst ein persönlicher Kommentar einer Theologin oder eines Theologen. Mein Ziel ist dabei, Erfahrungen, in denen sich viele wiederfinden, aufzunehmen und sie auch im Licht des christlichen Glaubens zu bedenken.

Gibt es etwas, worüber Sie in der Sendung nicht sprechen würden?

Ich konzentriere mich darauf, was ich thematisieren möchte, nicht so sehr, worüber ich nicht sprechen möchte. Mein Fokus liegt auf Themen, die mich persönlich umtreiben. Wenn dann eine Lust entsteht, darüber vor der Kamera zu sprechen, dann mach ich’s. Ich möchte keine Liste von Un-Themen führen, es würde mich wohl auch unnötig einschränken.

Ihr erster Beitrag handelte von der Zusatzdosis Einsicht in die eigenen Mängel, darum, dass man oft die anderen daneben findet, sich selber aber eher grosszügig beurteilt. Verraten Sie uns das Thema Ihres morgigen Beitrages?

Tut mir leid, da muss ich passen und Sie auf morgen Abend vertrösten…