38/2019 Theatergruppe Zollikon Der vergessene Teufel

Teuflisch gut

Die Theatergruppe Zollikon startet heute Abend mit «Der vergessene Teufel» in die Saison.

Es wird Regisseurin Karin Benz bewusst gewesen sein, dass es ein Wagnis ist, für Erwachsene ein Märchen auf die Bühne zu bringen. Bei Märchen denkt man an Kinder, an den erhobenen Zeigefinger. Aber Karin Benz zeigt einmal mehr, dass sie genau weiss, was sie tut. Wenn heute Abend die Premiere von «Der vergessene ­Teufel» im Gemeindesaal über die ­Bühne geht, ist das mehr als ein Märchen. Es ist ein Verwirrspiel, eine Komödie und ein Spiegel der Gesellschaft. Mehr noch: Es ist an manchen Punkten erschreckend aktuell. «Das Stück ist eben auch philosophisch», stellt die Regisseurin fest. Wenn es da heisst: «Gibt es den Himmel nicht, gibt es auch die Hölle nicht,» bleibt zum Schluss die Frage der Moral.

Am Anfang steht ein verlorener Prozess. Hat der Teufel doch mal wieder eine Seele an den Himmel ­verloren. Ausgerechnet aus der Gemeinde Weissdorf. War da nicht seinerzeit ein Teufel hingeschickt worden, um Seelen für das Fegefeuer zu gewinnen? Ein neuer Teufel wird in Pfarrergestalt entsandt. Er schmiedet herrliche Intrigen. Stiftet zum Raub, zum Mord, zur Untreue an.

Ihm gegenüber steht der vergessene Teufel, der sich schon gut an das menschliche Dasein gewöhnt hat. Mehr noch: Er mag es. Er mag die Gespräche, das Miteinander, die Harmonie. Der Abend ist die ewige Frage: Was ist gut und was ist böse? Und vor allem: Was gewinnt?

Schon bei der ersten Hauptprobe am vergangenen Sonntag war zu spüren, wie sehr die Darstellenden in ihren Figuren aufgehen. Das mag an den wunderbaren Kostümen liegen, aber sicherlich auch an der Empathie für die Rolle. Jeder Schauspieler, jede Schauspielerin wirkt absolut authentisch und glaubwürdig. Besonders beeindruckend kommt auch das Bühnenbild daher: Wie ein überdimensionales Märchenbuch steht es da und jede Seite ist eine eigene Szene.

Ein ruhender Pol

Mit dem vergessenen Teufel wird übrigens zum ersten Mal der Satan von der Theatergruppe Zollikon dargestellt. «Wir haben schon so viele Menschentypen auf die Bühne gebracht. Vom Doktor zur Lady, vom Räuber zur Jungfer, vom ­Architekten zur Erbin», erinnert sich Karin Benz. Nun eben Luzifer – aber in seiner Grundbedeutung. Das Wort Teufel stammt aus dem Altgriechischen und meint den ­Verleumder und Zerwürfnis-Stifter. Und diese Zerwürfnisse werden perfekt gestreut. Wie Salz in die Wunde und der Zuschauer leidet fast mit der armen Dorothea mit, die so hinterhältig vom Pfarrer in die Enge getrieben wird.

Ein bisschen in die Enge getrieben wurde auch Karin Benz in der Pause der ersten grossen Probe. Von allen Seiten kamen da die Fragen: Die Zeit zum Umschminken reiche nicht. Kann die Szene vorher nicht gestreckt werden? In dem Koffer ist gar keine Jacke. Kann die einfach weggelassen werden? Hinter der Bühne sei die Regisseurin kaum zu verstehen. Gibt die Technik nicht mehr her?

Doch Karin Benz ist ein ruhender Pol. Ganz entspannt gab sie die Anweisungen und strahlte einfach ein «Alles wird gut» aus. Ob das auch für die Geschichte gilt, müssen Sie schon selber sehen. (bms)

Premiere Freitag, 21. September, 20 Uhr. Weitere Vorstellungen am 22., 26., 27., 28. und 29. September, jeweils um 20 Uhr, Gemeindesaal. Abendkasse ab 18.30 Uhr. Vorverkauf: Apotheke Zollikon, Blumen Caffé Verde, Zollikerberg und über www.theatergruppe-zollikon.ch