28/2017 Zum Znüni in die Badi Zollikon

Zum Znüni in die Badi Zollikon

Basilikum und Schnittlauch werden frisch aus dem Kräutergarten geerntet. Und in der Seebadi schmecken die Pommes noch nach Kartoffeln.

Donnerstagmittag, zehn vor zwölf. Von drinnen sieht es so aus, als wäre herrlichstes ­Badiwetter. Draussen stellt man fest, dass die paar Sonnenstrahlen von dem Wind hin und her geblasen werden. Sie können gar nicht lange genug an einem Ort bleiben, um den zu erwärmen. Dementsprechend gelassen ist der Bademeister der Zolliker Seebadi. Dort eine Mutter mit zwei kleinen Kindern, in der hintersten Ecke ein Pärchen, das wohl eher nicht beobachtet werden möchte. Zwei Frauen lesen vor dem Kiosk Zeitung. Vielleicht benutzen sie diese aber auch nur als Windschutz. Auch die Mitarbeiterinnen des Kiosks haben wenig zu tun. Ob sie deswegen so freundlich sind? Dankbar über Kundschaft? Eher nicht. Die beiden Frauen wirken so, als ob sie auch im grössten Gewusel ruhig und nett blieben. Das Angebot ist gross. Natürlich gibt es Chips. Gibt es überhaupt eine Schweizer Badi, in der es keine Chips gibt? Gehören die zur Grundausstattung wie Rettungsring und kalte Dusche? Aber auch die warme Küche kann sich sehen lassen. Da gibt es die Basics wie Bratwurst, Hot Dog, Pommes und Chicken Nuggets. Es gibt auch Ausgefallenes wie Beef Tatar oder ein Birchermüsli. Überhaupt: Allein das Frühstücks-Angebot ist gross. Es gibt neben dem Müsli Gipfeli, Konfitüre, Butterbrezeln und Kaffee in verschiedensten Variationen. Es muss herrlich sein, früh am Morgen hier ein erfrischendes Bad zu nehmen und dann anschliessend mit dem wunderbaren Blick auf die schneebedeckten Bergspitzen sein Gipfeli zu essen. Allein: Dafür müsste man eben früh aufstehen. Früher als all die anderen. Wie der Kabarettist Hagen Rether sagt: Der frühe Vogel fängt auch nur den frühen Wurm. Später gibt es auch noch was zu picken.

Frischer Kräutergarten

Zum Beispiel die Zolliker-Zumiker-Boten-Variante mit Fisch-Knusperli, Pommes (natürlich), einem griechischen Salat, Beef Tatar und vegetarischen Samosas. Während der Wartezeit könnte man sich aufregen über den Lärm von der Seestrasse, über die 08/15-Geranienkästen, über die Krümel auf dem Tisch. Man kann aber auch den Blick einfach schweifen lassen, die Palme in der Ecke bewundern und über den kleinen Kräutergarten staunen, aus denen die Köchin immer mal wieder frisches Basilikum und zarten Schnittlauch holt. Eben jener Schnittlauch findet sich später in dem üppigen griechischen Salat wieder. Der hat viel Feta, viele schwarze Oliven und ist knackig frisch. Da der gemeine Besucher in einer Badi meist sehr leicht bekleidet isst, ist dieser zu empfehlen. Mit so einem gesunden Salat vor der Nase wirkt man sofort viel körperbewusster und fitter. Die Pommes liegen eindeutig über dem Standard. Sie schmecken noch ein bisschen nach Kartoffel und lassen die typischen schwarzen Stippen vermissen, die sagen: Hier müsste mal wieder das Frittierfett gewechselt werden. Das Tatar, das es den ganzen Sommer über frisch gibt, ist gut – für eine halbe Portion ziemlich wohlwollend. Zu wohlwollend der Zwiebelberg auf Salat und Tatar. Unüblich ist aber wohl das Baguette-Brot zum Fleisch. Mit Toast schmeckt Tatar einfach ­besser. Die Fisch-Knusperli sind köstlich. Viel Fisch und wenig ­Panade. Getoppt werden sie nur von den Samosas. 8 Franken kosten drei Stück – aber das sind sie absolut wert. Die Gemüsetaschen sind knusprig und prall gefüllt.

Selbstgemachtes Eis

Ein Badi-Kiosk – das bedeutet für Kinder vor allem «Glacé». Hier in Zollikon gibt es die üblichen ­Modelle wie allerorten, aber es gibt auch selbstgemachtes Eis als Highlight. Für Erfrischung sorgen auch die Getränke von Wasser über Fruchtsäfte bis zum Bier. Wer möchte, kann aber auch mit einem Glas Zürichsee Blauburgunder den Tag am Ufer ausklingen lassen. Im besten Fall ist dann übers Radio «Passenger» zu hören und sorgt für die perfekte Stimmung. Die Zolliker Badi ist aus dem Jahr 1922 und das Alter sieht man ihr an. Aber das hat auch seinen Charme. Wirklich Charme hat der Kiosk-Bereich nicht – aber er tut auch erst gar nicht so. Es ist keine Chilling-Area. Die Stühle und ­Tische sind praktisch und stapelbar. Nette Besucher bringen ihr Geschirr selber wieder zurück und bekommen dafür ein dickes Dankeschön. Mitbringen sollten die Besucher auch Bargeld. Kartenzahlung ist nicht möglich. Ist es nicht zu heiss, besteht auch die Möglichkeit, an der Seestrasse noch einen Parkplatz zu ergattern. Aber wer Tatar, Fisch-Knusperli und auch noch Pommes genossen hat, kommt eher mit dem Velo, um die Kalorien gleich wieder zu verbrennen. (bms)