11/2017 Fritz Boscovits, ein Lebenskünstler

Fritz Boscovits, ein «Lebenskünstler»

 

 

Das Ortsmuseum Zollikon präsentiert eine kleine Auswahl der Werke von Fritz Boscovits, der seine Karikaturen im ­Nebelspalter mit «Bosco» signierte. Bosco, der vor 100 Jahren ins Haus «Im Felsengrund», das heutige Orts­museum, einzog, ist also nach Hause zurückgekehrt.

Die Ausstellung ist so speziell wie der Mensch, dem sie gewidmet ist. Es darf gelacht werden. Bosco, der Künstler mit dem unverkennbaren Humor, hat mehr als 70 Jahre lang mit seinen Karikaturen den Nebelspalter mitgeprägt. Das satirische Blatt, das nie ein Blatt vor den Mund nahm, wurde übrigens 1875 von seinem Vater mitbegründet. Bosco lebte von 1871 – 1965, davon 50 Jahre im Haus «Im Felsengrund» und war ein «Chrampfer». Aus vier- bis fünftausend Zeichnungen habe sie die Exponate für die Ausstellung ausgesucht, erläuterte Regula Schmid, die Ur­enkelin von Bosco, welche die Werkschau zusammen mit Kuratorin Mirjam Bernegger konzipierte. ­Boscos Werk umfasst aber nicht nur Karikaturen, sondern auch Gemälde, die er in Öl schuf. Er malte zum Beispiel mit kräftigen Farben und satten Strichen eine Ansicht vom Zollikon der damaligen Zeit. Und er porträtierte. Daneben führte er Auftragsarbeiten aus und gestaltete bemerkenswerte Plakate. Oder eine Serie grossformatiger, plakativer Gemälde, mit denen die NZZ an der Landesausstellung 1914 in Bern für sich warb. Beim Exponat aus dieser Serie zeigt er in witziger Art die Entwicklung der NZZ von 1863 bis 1913, allein für dieses Bild lohnt sich der Gang ins Ortsmuseum. Übrigens, diese Serie hängt noch heute in den Räumen der NZZ, was als Beweis für die grossartige Arbeit Boscos zu deuten ist.

Perfektes Ambiente

Auch die gute Stube der Familie Boscovits ist Bestandteil der Ausstellung. Den grossen Tisch ziert ein von Bosco handbemalter Kaffee-Service und lässt den Besucher die Atmosphäre der damaligen Zeit spüren. «Die Ausstellung im Wohnhaus von Bosco war für mich eine schöne Annäherung an die Bewohner», sagt Mirjam Bernegger. Vor 17 Jahren habe schon einmal eine Ausstellung über den prominenten Bewohner stattgefunden, erklärt sie weiter. Aber das Buchprojekt der Urenkelin und das 100-jährige ­Jubiläum des Einzugs ins Haus sei dann Grund genug gewesen, wieder eine Ausstellung zu machen. Schliesslich kenne man Bosco dank seiner Arbeiten im Nebelspalter ja schweizweit.

Hand in Hand durchs Dorf

Den hintergründigen Humor Boscos erkennt man natürlich vor allem in seinen Karikaturen. Am «Sauhund», einem Hundekopf mit Schweinekörper und als Variante mit Schweinekopf und Hundekörper, kann wohl niemand ohne Schmunzeln vorbeigehen. Schön sind diese Karikaturen auch, weil sie den Wandel im Stil des Zeichners zeigen – mit zunehmendem Alter hat sich Bosco auf wenige, markant gesetzte Striche konzentriert. Auch persönlich muss der Künstler ein fröhlicher, lebensbejahender Mensch gewesen sein. Man sagt, er habe immer ein Liedchen gepfiffen. Und ältere Bewohner Zollikons erinnern sich noch, dass er auch im hohen Alter Hand in Hand mit seiner Frau durchs Dorf spaziert sei. Regula Schmid, Urenkelin und ­Autorin des Buches «Bosco. Fritz Boscovits und der Nebelspalter», freut sich als Co-Kuratorin, dass die Werke jetzt dort ausgestellt sind, wo sie geschaffen wurden. Werke, die sie von zu Hause kennt, sie ist mit den Werken ihres Urgrossvaters aufgewachsen. «Es ist schön zu sehen, dass die Bilder in einem anderen Kontext präsentiert sind, Altbekanntes hängt plötzlich anders als gewohnt», äussert sie sich. Sie hat Bosco nicht mehr gekannt, aber ihre Mutter, die Enkelin, habe ihre Grosseltern jeweils in Zollikon besucht und sogar Malunterricht vom Grossvater erhalten. Übrigens, Regula Schmid hat den «Hosenlupf» ­gerade noch geschafft. Zwei Tage vor der Vernissage war das Buch gedruckt und liegt jetzt für Interessenten bereit.

Ausstellung «Fritz Boscovits» im Ortsmuseum Zollikon, Oberdorfstrasse 14, Zollikon. 11. März bis 16. Juli 2017, jeweils Dienstag, 16 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr. www.ortsmuseum-zollikon.ch