41/2016 Nicht mehr das Parkhaus der Stadt Zürich

Nicht mehr das Parkhaus der Stadt Zürich

Vor zweieinhalb Jahren führte Zollikon ein neues Parkplatzkonzept ein. Sein Ziel hat es erreicht, glücklich sind dennoch längst nicht alle. ­

Zollikon. In Zürich wurde heftig darüber gestritten, und das Resultat fiel knapp aus: In der Zürcher Innenstadt muss künftig für das Parkieren mehr bezahlt werden. Die Zollikerinnen und Zolliker stimmten bereits vor zweieinhalb Jahren einem neuen Parkplatzkonzept zu, mit welchem Fremdparkierern der Kampf angesagt wurde. Wer sein Auto seitdem auf dem Gemeindegebiet abstellen möchte, greift in die Taschen. Das Bild ununterbrochen belegter weisser Parkfelder von auswärtigen Parktouristen, die ihr Auto gratis und franko in der Gemeinde abstellen, um in die Stadt zu pendeln, gehört der Vergangenheit an.

«Wir sind sehr zufrieden», sagt Frank Neuhäuser, Leiter Abteilung Sicherheit und Umwelt. Besonders an Strassen nahe der Stadtgrenze wie der Höhestrasse, bei der Rehalp oder der Rotfluhstrasse habe sich die Situation beruhigt. Früher sei an diesen Stellen ein allmorgendlicher Run auf die Parkplätze losgegangen, heute fänden sich problemlos freie Plätze. Eine positive Bilanz zieht auch Peter Zimmermann, seit Mai dieses Jahres neuer Polizeichef der Gemeinde Zollikon. «Zollikon war sozusagen das Parkhaus der Stadt Zürich.» Mit der Einführung des neuen Parkregimes sei es gelungen, den Parkiertourismus massiv einzuschränken. Mit rund 2000 verkauften Parkkarten läge die Anzahl ausgestellter Karten leicht über den Erwartungen.

Kritischer tönt es bei den Gewerbetreibenden. Eine Umfrage bei ihnen zeigt, dass es zwar tatsächlich einfacher ist, einen Parkplatz in der Gemeinde zu finden, Verbesserungsbedarf gebe es aber besonders bei der Signalisation der Parkfelder. «Für unsere auswärtigen Kunden ist die Signalisation der weissen Zone mit Parkkarte oft unklar und schlecht ersichtlich», meint ein Ladenbesitzer an der Alten Landstrasse. Auch sei oft unklar, dass auf den weissen Parkfeldern das Parkieren ohne Parkkarte aber mit Parkscheibe auf drei Stunden beschränkt ist, in der Blauen Zone aber die üblichen Beschränkungen gelten. Viele der Befragten stören sich auch an der Kurzzeitparkdauer, die eingangs der Alten Landstrasse gelten, wo die maximale Parkdauer zehn Minuten beträgt.

Einnahmen über eine Viertelmillion

Mit über 1000 Karten machen die Anwohner-Parkkarten den grössten Anteil der verkauften Karten aus, die es den Einwohnern von Zollikon und Zollikerberg für 200 Franken im Jahr erlauben, ihr Auto weiterhin unbeschränkt in der Gemeinde abzustellen. Wie viele Tagesparkkarten ausgestellt wurden, kann Peter Zimmermann nicht sagen. Systembedingt würden die verschiedenen Parkkartenkategorien nicht separat erfasst und ausgewiesen. Klar ist aber, dass das neue Parkplatzregime beträchtliche Einnahmen bringt: über eine Viertelmillion Franken. Hinzu kommen die Einnahmen aus den Parkuhren, die nochmals rund 180’000 Franken in die Kasse spülen. Peter Zimmermann relativiert: Die Einnahmen werden für den Bau und den Unterhalt der Parkfelder und Parkuhren verwendet. «Viel bleibt dabei nicht übrig.» Als Grund nennt er die tiefen Parkkartengebühren und die sind, wie ein Blick auf andere Gemeinden mit ähnlichem Konzept zeigt, tatsächlich tief. Fair findet der neue Polizeichef Zollikons Parkgebühren auch deshalb, weil sie nur tagsüber anfallen. Bezahlt werden muss in Zollikon werktags bis 18 Uhr, in anderen Gemeinden werden auch in der Nacht Gebühren erhoben.

«Benachteiligung eines ganzen Dorfteils»

Noch immer nicht glücklich mit dem neuen Parkplatzkonzept ist Jean-Pierre Schiltknecht. Der Zollikerbergler hatte sich bis vor Bundesgericht gegen das neue Parkplatzkonzept gewehrt. Zwar fand auch er, dass mit dem neuen Konzept dem unhaltbaren Zustand mit den Fremdparkieren begegnet werden kann, doch werde ein ganzer Dorfteil ungleich behandelt und diskriminiert: «Mit der kostenpflichtigen Parkkarte wird den Bewohnern des Sennhof-/Oberhubquartiers ein jederzeitig zumutbarer, kostenloser Zugang zum ÖV verweigert», fand er damals wie heute. Mangels Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln würden Bewohner des besagten Quartiers im Zollikerberg wie er genötigt, eine Jahreskarte zu kaufen, um umweltgerecht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen zu können. Besonders störend findet er den Einschluss des Samstages in das Zeitkonzept, der eine Abreise ins Wochenende am Freitag verunmögliche. Geht es nach ihm, müssten die Bewohner vom Sennhof und Oberhub eine kostenlose Parkkarte erhalten. (mmw)