36/2015 Ennet der Grenze – «Der Zumiker» kommt!

Ennet der Grenze – «Der Zumiker» kommt!

«Wo gehen wir hin im Dorf? Was läuft im Dorf?», das fragte sich Karl Sittler vor über drei Jahren und startete das Projekt einer Dorfzeitung für die Gemeinde Zumikon. Unermüdlich trieb das Vorstandsmitglied des Gemeindevereins Zumikon sein Vorhaben voran und fand in seiner Nachbargemeinde Zollikon mit der Fröhlich Info AG den Partner, den ihn dabei unterstützte: Ab dieser Ausgabe wird «Der Zumiker» alle 14 Tage im Zolliker Boten publiziert und in alle Zumiker Haushaltungen verteilt. In der ersten Ausgabe sagen die beiden Gemeindepräsidenten, was sie vom neuen Projekt halten.

Mit Katharina Kull-Benz und Jürg Eberhard sprach Melanie Marday-Wettstein

Die Gemeinde Zumikon beteiligt sich an diesem einjährigen Pilotprojekt finanziell. Wie wichtig ist Ihnen die aktuelle Berichterstattung aus Ihrem Dorf, Herr Eberhard?

Sehr wichtig. Die Gemeinde Zumikon liess vor zwei Jahren zusammen mit Hochschulstudenten ein Kommunikationskonzept ausarbeiten mit Ziel der bürgernahen Kommunikation. Daraus resultierten unter anderem eine neue Website sowie interaktive Elemente, die ausgebaut wurden. Seit diesem Frühling veröffentlicht der Gemeinderat sämtliche Beschlüsse. Auch eine eigene Dorfzeitung schwirrte in unseren Köpfen umher, denn eine aktuelle Berichterstattung ist uns ein Anliegen. Dass eine solche Zeitung für Zumikon nun auf Initiative des Gemeindevereins entstanden ist, finde ich enorm spannend. Gerade auch deshalb, weil Zumikerinnen und Zumiker dahinter stehen und die treibende Kraft sind. Sie haben umgesetzt, was auch dem Gemeinderat wichtig erschien. Eine ideale Voraussetzung – ich bin überzeugt, dass hier grosses Potential vorhanden ist.

Bis anhin erschien der Zumiker halbjährlich, ab jetzt erfahren die Zumiker alle zwei Wochen, was in ihrem Dorf läuft. Das bietet auch dem Gemeinderat die Möglichkeit, öfter über anstehende Geschäfte zu informieren. Wird er diese Plattform nutzen?

Unbedingt. Wir informieren zwar bereits mittels Newsletter und über die bereits erwähnten Gemeinderatsbeschlüsse, dennoch erreichen wir längst nicht sämtliche Bürgerinnen und Bürger. Verschiedenste Kanäle zu bedienen, ist für eine aktive Kommunikation ­–­ und eine solche wollen wir erreichen – unabdingbar. Hier bietet eine Dorfzeitung eine weitere Möglichkeit dazu.

Zollikon kommt seit über einem Jahrhundert in den Genuss einer eigenen Wochenzeitung. Seither hat sich vieles verändert. Obwohl wir Informationen aus der ganzen Welt 24 Stunden am Tag erhalten können, sei das Leben heute anonymer geworden, wird oft gesagt. Hilft eine Lokalzeitung, das Leben im Dorf zu erhalten, Frau Kull-Benz?

Die Zollikerinnen und Zolliker würden für ihren Zobo durchs Feuer gehen, davon bin ich überzeugt. Wie gut er gelesen wird, zeigen auch die vielen Leserbriefe. Eine Zeitung erreicht die Bürger auf eine andere Art, als dies Informationen auf einer Website tun. Ob Unmut oder Begeisterung, in einer Dorfzeitung hat alles Platz, sie spiegelt das Leben im Dorf und hilft auf jeden Fall, Nähe herzustellen und das Dorfleben zu aktivieren.

Zumikons Sekundarschüler besuchen seit acht Jahren Zollikons Oberstufe und auch die katholischen Kirchgemeinden Zollikon, Zollikerberg-Zumikon gehören zusammen. Gibt es weitere Gemeinsamkeiten der beiden Gemeinden und wo sehen Sie weitere Synergien, die genutzt werden können?

K. K.: Sowohl das Betreibungsamt wie auch die Gemeindepolizei der drei Gemeinden Küsnacht, Zumikon und Zollikon arbeiten zusammen. Auch eine Zusammenlegung des Zivilschutzes wird zurzeit geprüft, wie es aussieht, wird hier aber gar eine Bezirkslösung umgesetzt werden können.

J. E.: Auch bei Vereinen gibt es Verbindungen zwischen den beiden Nachbargemeinden so zum Beispiel beim Schützenverein. Weitere Anknüpfungspunkte bestehen natürlich auch durch die Forchbahn und die Raumplanung. Und last but not least tauschen sich auch die beiden Gemeinderäte von Zollikon und Zumikon regelmässig aus. Wie der Austausch in der Bevölkerung aussieht, kann ich nicht sagen. Eine gemeinsame Dorfzeitung kann aber sicherlich das Interesse für die jeweilige Nachbargemeinde wecken.

Udo Jürgens wohnte in Zumikon und auch die erste Bundesrätin der Schweiz, Elisabeth Kopp, ist in Zumikon zuhause. Was zeichnet Zumikon für Sie aus, Herr Eberhard?

Die wunderbare Lage in Stadtnähe und unser Steuerfuss machen unbestritten einen grossen Anteil unserer Attraktivität aus. Obwohl so nahe bei Zürich, sind wir immer noch ein Dorf.

Und was hat Zumikon, was Zollikon nicht hat?

Einen Dorfplatz (lacht). Ich weiss, dass Zollikon seinen gerade neu gestaltet, aber hier spreche ich vor allem die Einheit unseres Dorfes an. Bei uns wird gesagt, dass die Forchstrasse eine gewisse Teilung verursacht, verglichen mit Zollikerberg und Zollikon bewegen wir uns aber auf einem anderen Niveau. Zumikon ist geografisch als Dorf sicherlich konzentrierter und einheitlicher als Zollikon.

Die Belebung des Dorfplatzes – ein Problem, das auch Zollikon kennt – könnte aber dennoch besser sein, oder nicht?

Der Dorfplatz funktioniert nicht so, wie wir uns das bei dessen Planung vorgestellt haben, das ist so. Drei Faktoren sind hierfür verantwortlich: Der Anteil derjenigen Bürgerinnen und Bürger, die Zumikon in erster Linie aufgrund ihrer Stadtnähe als Wohnort gewählt haben, hat sich erhöht. Diesen Personen fehlt der Bezug zum Dorf und das Interesse. Weiter mussten wir uns eingestehen, dass bei der Planung des Dorfplatzes dessen Fortsetzung vergessen wurde, die weitere bauliche Entwicklung um den Platz herum. Für die Belebung eines öffentlichen Platzes ist die Frequentierung durch eine bestimmte Anzahl Menschen massgebend, in Zumikon ist diese offenbar zu gering. Ein dritter Faktor ist die Migros und auch der neue Coop, der bald kommen wird. Beide Grossverteiler sind nicht unmittelbar auf dem Dorfplatz angesiedelt, das Einkaufszentrum ist klar woanders.

Ein solcher Ankermieter, der als Kundenfrequenzbringer den Dorfplatz beleben soll, ist bei der Zentrumsentwicklung von Zollikon fest miteingeplant. Hat Zollikon aus den Fehlern seiner Nachbargemeinde gelernt?

K. K.: Zumikon ist kein Einzelfall, wir könnten uns ebenso über Meilen oder Küsnacht unterhalten. Auf jeden Fall haben wir uns informiert, was in anderen Gemeinden geplant und umgesetzt wurde und diese Informationen in unsere eigene Planung miteinfliessen lassen.

Zollikon hat mehr als doppelt so viele Einwohner wie Zumikon. Sind die beiden Gemeinden dennoch miteinander vergleichbar?

J. E.: Das sind sie sicherlich. Sowohl von der Demografie und dem Steuerfuss, aber natürlich auch von der Nähe zur Stadt her sind sich Zollikon und Zumikon sehr ähnlich.

K. K.: Wir haben die gleichen wunderbaren Standortfaktoren …

J. E.: … ihr habt sogar noch einen mehr, denn Zumikon hat keinen Seeanstoss.

Welche Schlagzeile würden Sie gerne mal über Ihre Gemeinde lesen?

J. E.: «Die neuen Bewohner fühlen sich pudelwohl im Ankenbüel» – auf diese Headline warte ich. Die Wohnüberbauung Ankenbüel ist unser Bauprojekt mit langer Vorgeschichte, das durch etliche Rekurse blockiert wurde. Wir sind guten Mutes, dass es nun vorwärts geht und ich bin überzeugt davon, dass diese Wohnüberbauung unserem Dorf gut tun würde. Sie würde neues Leben, neue Leute ins Dorf bringen. Es ist zwar nicht so, dass Zumikon wachsen muss, doch frischer Wind tut immer gut.

K. K.: Ich freue mich auf die Einladung für die Eröffnung des neuen Ortskerns. Ich bin sehr froh, wie gut das Projekt bis jetzt von der Bevölkerung aufgenommen worden ist. Den Bürger von Anfang an an Bord zu holen und mit einzubeziehen, ist der einzig fruchtbare Weg.

 

 

Der Zolliker Bote und Der Zumiker – wer steckt dahinter?

Der Zumiker wird alle 14 Tage integriert im Zolliker Boten publiziert und in die Zumiker Haushaltungen verteilt. Herausgeberin der Zeitung ist die Fröhlich Info AG, seit 2012 Verlegerin des Zolliker Boten. Der Zolliker Bote ist das amtliche Publikationsorgan der Gemeinde Zollikon, welche sämtliche amtlichen Mitteilungen darin publiziert. Die Redaktion arbeitet eigenständig und unabhängig von der Gemeinde und berichtet über sämtliche Geschehnisse im Dorf. Finanziert wird der Zolliker Bote ausschliesslich über Werbeeinnahmen und freiwillige Beiträge seiner Leserschaft. Der Zumiker wird während des einjährigen Pilotprojektes finanziell von der Gemeinde Zumikon unterstützt im Sinne einer Anschubfinanzierung. Nach Ablauf dieser Projektphase wird über die Weiterführung des Zumikers entschieden.