Zwei langjährige Restaurants schliessen
Nach 26 Jahren hört das Gastgeberpaar Olivia und Louis Wirtz auf: Die Zollikerstube schliesst am 19. Dezember. Lange war unklar, wie die Räumlichkeiten künftig genutzt werden sollen. Nun sucht der Gemeinderat eine Nachfolge. Auch im Zollikerberg schliesst ein Restaurant auf Ende Jahr seine Türen.
War er nicht auf der Jagd, so stand er in seinem «Bistro»: Louis Wirtz ist nicht nur Chefkoch, sondern auch Jäger und Jagdaufseher im Revier Zollikon, in Männedorf und Uetikon. 26 Jahre bliesen er und seine Frau zum Wildessen, verwöhnten sie ihre Gäste mit einer reichen Auswahl an köstlichen Gerichten. Die Speisekarte passte das Ehepaar immer auch den anderen drei Jahreszeiten an, auf frische und einheimische Produkte wurde in der Zollikerstube, auch Louis‘ Bistro genannt, viel Wert gelegt.
Im kommenden Sommer wären es 26 Jahre gewesen, an denen das Pächterpaar fast Tag und Nacht für seine Gäste da war, zu Beginn gar sieben Tage die Woche von 8 bis 24 Uhr, bevor der Sonntag als Ruhetag festgelegt wurde. Tag und Nacht arbeiten trifft auf Louis Wirtz ganz besonders zu, muss er als Jagdaufseher doch oft auch nachts ausrücken, um beispielsweise bei einem Wildunfall die Tiere von ihrem Leiden zu erlösen. Häufig ging er zu später Stunde auch jagen, damit er die Gäste am Tag mit selbstgeschossenem und abgehangenem Wild beglücken konnte. Mit 68 Jahren gelte es nun, kürzer zu treten, sagt der Gastronom, dessen Ausdruck in den Augen klar macht: Einfach wird dieser Abschied nicht. Mit der Gemeinde war Louis Wirtz nicht nur durch seine gastronomischen Betriebe verbunden –bereits früher führte er im Zollikerberg über zehn Jahre ein Restaurant – sondern auch durch seine Engagements bei der Jagdgesellschaft sowie dem Sportclub Zollikon und dem Hundesport. «In Zollikon kenne ich jeden Baum», lacht er und es wäre wohl nicht verfehlt festzuhalten, dass er auch genauso viele Gesichter aus Zollikon und der Umgebung kennt.
Pächter sollen selber wirten
Den Kontakt mit ihren Gästen hätten sie beide immer gesucht und geschätzt, sagen Olivia und Louis Wirtz unisono und betonen die grosse Stammkundschaft, die ihnen über das Vierteljahrhundert die Treue hielt. «Für sie wünschen wir uns ganz besonders, dass das Restaurant in ähnlichem Stil weitergeführt wird», sagt Olivia Wirtz und Louis ergänzt, «das Essen soll abwechslungsreich und gut sein, der Preis vernünftig.» Sie hätten sich stets zwischen der «Dorfbeiz» Truube und dem eher gehobenen Niveau des Gasthauses Rössli zu positionieren versucht. «Viele unserer Gäste kehrten auch in anderen, preislich höher angesiedelten Wirtschaften ein», das Publikum in der Zollikerstube sei sehr durchmischt gewesen.
Was die Gemeinde, Besitzerin des Lokals im Parterre des Gemeindehauses, für Absichten mit der Zollikerstube hat, liess sie lange offen – Louis und Olivia Wirtz kündigten bereits im letzten Jahr an, auf Ende 2014 den Betrieb aufzugeben. Anfangs dieser Woche verschickte sie nun eine Mitteilung, in der es heisst, dass eine Nachfolge gesucht wird, welche die Zollikerstube im Dorfkern mit Elan und Herzblut weiterführen möchte. «Das Angebot soll weiterhin Familien, Gewerbe und Vereine ansprechen.» Dass nicht früher über die Absichten, nämlich das Restaurant ähnlich dem Konzept Wirtz weiterzuführen, informiert wurde, bedauert Liegenschaftenvorsteher Bernhard Ecklin auf Anfrage. «Das hätte Verunsicherung seitens der Stammgäste vermieden.» Über das weitere Vorgehen sei man sich mit dem Wirtepaar Wirtz einig und arbeite eng zusammen. Der Nachfolgepächter werde die Auflage haben, selber zu wirten respektive zu kochen, eine Restaurantkette mit auswärtigem Personal, das keinen Bezug zu Zollikon hat, sei nicht erwünscht. Das Restaurant soll nach einer sanften Erneuerung der Infrastruktur im Frühling 2015 wieder geöffnet werden, über die Pacht werde im Februar entschieden.
«Rosengarten» schliesst Ende Dezember
Gemeinderat Bernhard Ecklin zeigt sich dankbar, dass Louis Wirtz ihn mit seinem Know-how bei der Nachfolgesuche unterstützt. «Wenn der Wunsch da ist, würde ich auch unserem Nachfolger in der Anfangszeit beratend zur Seite stehen», sagt Louis Wirtz, dem auch das gute Verhältnis zur Gemeinde stets sehr wichtig war. «Dieses ist zentral, um sich wohl zu fühlen und genau das haben meine Frau und ich mich über all die Jahre.» Genau deshalb ist ihnen auch gelungen, den Gästen zu bieten, was der Name verspricht: Eine Stube von und für Zollikon.
Um ihre «Stube» zittern zurzeit in Zollikon auch die Bergler. Das Ristorante Rosengarten schliesst am 23. Dezember ebenfalls seine Türen. Die Remimag Gastronomie AG, die das für seine Kinderfreundlichkeit bekannte Restaurant an der Forchstrasse über 33 Jahre lang gepachtet hatte, bestätigt gegenüber dem Zolliker Boten, dass der Pachtvertrag nicht verlängert wurde. Grund dafür seien die Pachtzinsforderungen gewesen, die sie nicht mehr bereit gewesen sei, zu übernehmen. Das Lokal werde weiterhin als Restaurant weitergeführt, sagt die Besitzerfamilie auf Anfrage, weitere Angaben werden zurzeit noch nicht gemacht. Dieser Umstand verunsichert viele im Berg. Der Rosengarten sei kein x-beliebiges Restaurant, sondern einer der wenigen Treffpunkte im Zollikerberg, der sehr viel zum gesellschaftlichen und sozialen Wohlbefinden beiträgt, meint etwa Ursula Dätwyler. Dieser Gegebenheit solle Rechnung getragen und das Lokal im gleichen Geist weitergeführt werden, ist ihr Appell an die Hauseigentümer. «Ein Nobelrestaurant oder eine asiatische Küche wären hier fehl am Platz.» (mmw)