42/2014 Familiendrama in Zollikon

Familiendrama in Zollikon

Es geschah am Krimitag: Am Sonntag tötete ein 30-Jähriger seine Eltern im gemeinsamen Wohnhaus in der Nähe des Bahnhofs.

Am Sonntag, an dem Tag, an dem sich allwöchentlich am Abend ein Millionenpublikum vor den Fernseher setzt, um die kriminellen Geschichten des «Tatort» zu verfolgen, spielte sich im realen Leben in Zollikon ebenfalls ein blutiges Drama ab: Der 66-jährige Evangelos K. und seine 63-jährige Frau Luigina werden am frühen Nachmittag tot in ihrer Wohnung aufgefunden. An die Öffentlichkeit gelangte die Geschichte am Montagnachmittag, kurz nachdem die Kantonspolizei Zürich ihre Medienmitteilung verschickt hatte. In dieser schrieb sie auch, dass noch am selben Tag ein tatverdächtiger 30-jähriger Schweizer festgenommen werden konnte.

Dass es sich hierbei um den Sohn des getöteten Ehepaares handelte, mutmassten verschiedenste Online-Medien schon kurze Zeit später. Nachbarn hätten gesehen, wie der Sohn verhaftet wurde. Es sei auch eine Anwohnerin des Mehrfamilienhauses gewesen, die die Leichen des Vermögensverwalters und seiner Gattin gefunden habe. Die Nachbarin habe die Wohnung der Getöteten betreten, nachdem sie einen lauten Streit vernommen habe. «Der Mann hatte ein Messer im Rücken und auch die Leiche seiner Frau lag in der Wohnung», wurde die Anwohnerin in den Medien zitiert. Zum Tatort ausgerückt war auch die Zolliker Feuerwehr, die den Verkehr zu regeln hatte. Die Strasse wurde für mehrere Stunden gesperrt, selbst Fussgänger wurden keine mehr durchgelassen.

Verdacht bestätigt

Die Staatsanwaltschaft bestätigte am Dienstag, dass es sich bei den Opfern um die Eltern des zwischenzeitlich festgenommenen mutmasslichen Täters handelt. Auch dass diese erstochen wurden, entspreche der Wahrheit. Der Sohn habe zugegeben, auf seine Eltern eingestochen zu haben, heisst es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Zum jetzigen Zeitpunkt sei von einem Beziehungsdelikt auszugehen, sagte Staatsanwältin Simone Altenburger. Gegen den mutmasslichen Täter wurde ein Verfahren wegen vorsätzlicher Tötung eröffnet, eine Anklage wegen Mordes sei aber nicht ausgeschlossen und könne sich nach weiteren Einvernehmungen noch ergeben.

Unklar bleibt, wie es zum Drama in Zollikon kam. Der Beschuldigte befindet sich derzeit wegen Suizidgefahr in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Dass er zuvor schon in psychiatrischer Behandlung war, bestätigte die Staatsanwältin gegenüber verschiedenen Medien. Auch hätten die Eltern bereits vor einem Jahr einmal die Polizei gerufen, als der Sohn sie bedrohte und gewalttätig wurde. Die Anzeige zogen die Eltern aber damals wieder zurück. Vorbestraft war der 30-Jährige unter anderem wegen eines länger zurückliegenden Gewaltdelikts sowie Strassenverkehrsvergehen. In der Gemeinde scheint die Familie, die seit über 17 Jahren in Zollikon lebt, wenig bekannt zu sein. Mehrere angefragte Anwohner und langjährige Zolliker sagen gegenüber dem Zolliker Boten, weder den Sohn noch dessen Eltern gekannt zu haben.  (mmw)