Auch am Montag glücklich sein
Der in Zollikon aufgewachsene Oliver Lips nahm vergangene Woche am ersten Elite Model Look Finale teil, zu dem auch Männer zugelassen waren. Auch wenn es für den Sieg nicht ganz gereicht hat, gibt er nicht auf. Mailand, London oder Paris – der 22-Jährige träumt vom grossen Laufsteg.
Von seiner dänischen Mutter und seinem Schweizer Vater hat Oliver Lips die im Modelmarkt gefragten «guten Gene»: Mit seiner Grösse von 1.90m, den blauen Augen und blonden Haaren ist sein Aussehen sehr skandinavisch. «Vielen Agenturen gefallen diese körperlichen Voraussetzungen. Und da ich auch die schweizerische Pünktlichkeit, Präzision und Zuverlässigkeit einbringen kann, habe ich schon einen gewissen Vorteil.» Und doch sei es alles andere als einfach, in der Branche Fuss zu fassen. Man müsse zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, einen guten Tag erwischen und viel warten. Nach seiner Ausbildung bei einer grossen Bank, die er mit der Berufsmaturität abschloss hat, war er überzeugt, dass er in der Finanzbranche weiterarbeiten würde. «Obwohl ich bereits in der Lehre manchmal daran zweifelte, ob es wirklich das ist, was mich glücklich macht und was mich jeden Tag mit Freude aufstehen lässt, habe ich damals eine Stelle in der Finanzbranche angenommen. In den Wochen zwischen Lehrabschluss und dem neuen Stellenantritt hatte ich viel freie Zeit. Da entstand mein Modeblog.»Da er seinen eigenen Blog auch mit Bildern untermalen wollte, liess er sich von seinem Bruder, der eine Leidenschaft für Fotografie hat, ablichten und stellte die Bilder ins Netz. Dadurch wurde seine erste Model-Agentur auf ihn aufmerksam. Seine neue Stelle kündigte darauf noch in der Probezeit, um sich fortan intensiv auf seinen Blog und seine angestrebte Karriere als Model zu konzentrieren.
Eigeninitiative ausschlaggebend
Wer nun denkt, dass ein Vertrag bei einer Model-Agentur alles ist, was man haben muss, um sich Foto-Shootings und Laufsteg-Jobs zu sichern, irrt. «Das Wichtigste ist die Eigeninitiative. Man kann nicht darauf warten, dass einem die Jobs einfach angeboten werden. Nur mit ständigem Nachfragen und sich Anbieten kommt man auch zu Aufträgen», so Oliver Lips.Seine heutige Modeagentur «Option», die den Elite Model Look organisiert, bot ihm an, ihn für den ersten Elite Model Look, zu dem auch Männer zugelassen wurden, anzumelden. Dies sei eine sehr gute Erfahrung gewesen. «Mit jedem Lauf über den Laufsteg lernt man dazu. Es hilft einem, mit dem enormen Konkurrenzkampf in der Branche besser umzugehen.»
Oliver Lips kann nur mit den Model-Aufträgen sein Leben nicht finanzieren. «Ich wohne noch zuhause und habe das grosse Glück, dass meine Eltern in der Lage sind, meinen Traum zu unterstützen», sagt er. Viele seiner Kleider werden ihm von Herstellern geschenkt, wenn er diese im Gegenzug in seinem Blog vorstellt. Dazu hilft er in der Firma seiner Mutter in der Administration und beim Gestalten der Website aus. «Für mich wichtiger als eine Menge Geld zu verdienen, ist die Tatsache, dass ich jeden Morgen glücklich aufstehe. Auch an einem Montag. Ich möchte nicht nur von Wochenende zu Wochenende leben. Solange ich noch keine Verpflichtungen habe, werde ich alles daran setzen, meinen Traum zu erfüllen.» Dafür würde er gerne einen Auslandaufenthalt einlegen. «Es gibt verschiedene Städte, die mich reizen würden. Kopenhagen, die Heimatstadt meiner Mutter, faszinierte mich schon immer. Modetechnisch sind Städte wie London oder Paris am reizvollsten. Aber auch Berlin zieht mich an. Ich lasse es auf mich zukommen.» Einen wirklichen Plan B hat das junge Model nicht. Zu verlockend ist die Erfüllung seines Traums. Sollten aber alle Stricke reissen, würde Oliver Lips ein Studium beginnen. Bis es soweit ist, wird er sich aber weiterhin auf die Dinge konzentrieren, die ihn am glücklichsten machen: in der Modebranche Fuss zu fassen und sich auch im Ausland für Shootings anzubieten. Wer weiss, vielleicht lächelt uns Oliver Lips schon bald von den Plakatwänden entgegen. (fh)
Das ganze Persönlich finden Sie im aktuellen Zolliker Boten vom 05. September 2014.