34/2014 Die Zolliker Badi ist sein Lieblingsplatz

Die Zolliker Badi ist sein Lieblingsplatz

Schon Pierluigi Lionzos Eltern, die in den Fünfzigerjahren unabhängig voneinander den Weg von Italien in die Schweiz fanden, haben in Zollikon geheiratet. Auch er blieb der Gemeinde sein ganzes Leben lang treu und möchte keinen Tag davon missen.

In einer Nachbarschaft mit vielen Kindern wuchs Pierluigi Lionzo gemeinsam mit seinen Eltern und der drei Jahre jüngeren Schwester an der Seestrasse auf. Schon als Kind zog es ihn oft ans Wasser und in die Badi. Ob beim Schwimmen oder beim Fischen, in der Badi fühlte sich der Seebueb immer pudelwohl. Pierluigis schulische Leistungen waren in der zweiten Klasse nicht so stark. Seine Lehrerin ordnete darum an, dass er zwei Jahre in einem katholischen Kinderheim im Kanton Aargau verbringen sollte, um dort mit individueller Betreuung aufzuholen, was ihm nicht so lag. «Daran denke ich nicht gerne. Ich war unfreiwillig weg von zuhause, weg von meiner Familie und meinen Freunden. Ich habe mich bei den Ordensschwestern nie wohl gefühlt. Wir schliefen in Massenschlägen und alles war geschlechtergetrennt. Jede zweite Woche durfte ich am Wochenende nach Hause, alternierend konnte meine Familie mich am Wochenende besuchen. Ich war so froh, als diese zwei Jahre endlich vorüber waren und ich endlich wieder zurück nach Hause durfte.» Leider zeigte sich,  dass es für ihn darauf schulisch nicht einfacher, sondern noch schwerer werden sollte. Da die verschiedenen Kantone nicht den gleichen Schulstoff zur gleichen Zeit behandelten, waren die Zolliker Kinder bereits einiges weiter als Pierluigi Lionzo. Er musste also vieles nachholen.

Vom Kaufmann zur Nachtarbeit

Nach der Realschule in Zollikerberg schloss Pierluigi Lionzo seine kaufmännische Ausbildung auf einem Reisebüro erfolgreich ab, bevor er für vier Monate nach London ging, um sich die englische Sprache anzueignen. Zurück in der Schweiz arbeitete er weiterhin im kaufmännischen Bereich. Eine Reise auf die Philippinen habe es ihm damals richtig angetan, so dass er sich entschied, im darauffolgenden Winter noch einmal dorthin zu reisen, diesmal aber für längere Zeit. Um sich die Reise finanzieren zu können, begann er zusätzlich noch in der Nacht zu arbeiten. Anfangs als DJ und im Service. Sein Plan ging auf und er genoss im Winter drei Monate auf den Philippinen. Das gefiel ihm so gut, dass er danach weiter temporär arbeitete und nach Jobs in der Nacht Ausschau hielt. Darauf baut auch sein heutiger Beruf auf: Er leitet ein Zürcher Cabaret-Nachtclub im Niederdorf. Über Jahre nahm er sich jeweils im Winter eine längere Auszeit und reiste weiter auf die Philippinen. Speziell in Erinnerung geblieben ist ihm «Subic Bay», wo sich bis 1992 der grösste US-Marinestützpunkt in Asien befand. «Diese riesigen Schiffe und Flugzeugträger waren sehr imposant. Auch für die Einheimischen. Und ausserhalb des Stützpunktes fanden wir die beste und grösste Party-Meile, die ich je erlebt habe. Wenn er in der Schweiz war, nutzte er seine Freizeit, um sich in Vereinen und in der Gemeinde zu engagieren.

Da er seit 1986 nur noch in der Nacht arbeitete,  musste Pierluigi Lionzo viele seiner Tätigkeiten abgeben und hinter sich lassen. Bei der Arbeit lernte er auch seine damalige Frau kennen. Mit ihr hat er die beiden Kinder Renato und Sandra, die 1992 und 1994 auf die Welt kamen. Eine weitere Tochter brachte seine Frau in die Ehe mit. Natamon ist einige Jahre älter als die gemeinsamen Kinder und lebte ebenfalls bei der Familie. Nach der Trennung von seiner Frau wuchsen alle drei Kinder bei ihm auf. Die beiden Kleineren waren im Kindergartenalter. «Das war nicht immer einfach. Da ich in der Nacht weg war, musste ich mich immer sehr gut organisieren. Ohne die Hilfe meiner damaligen Nachbarn hätte ich das nie geschafft und ich bin ihnen bis heute sehr dankbar für ihre grosse Unterstützung.» Als die Kinder grösser waren, traten sie beide dem Sportclub bei, um Fussball zu spielen, was auch das Interesse des Vaters am Vereinsleben wieder weckte. Da er auch heute noch in der Nacht arbeitet, liegt ein fixes Amt in einem Verein aber nicht drin. Einen Ausgleich zum Berufsleben findet der Seebueb im Winter beim Fitness oder an den Heimspielen der ZSC Lions und im Sommer am See. An seinem absoluten Lieblingsort – in der Seebadi Zollikon. (fh)

Das ganze Persönlich finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Zolliker Boten vom 22. August