28/2014 Ewige Studentenliebe

Ewige Studentenliebe

An der Schweiz schätzen sie vor allem die Offenheit und Toleranz, aber auch die regionalen Eigenheiten, welche sie in der Ostschweiz, im Kanton Bern und in Zollikon erlebt haben. Und natürlich besonders den glücklichen Zufall, der die beiden Deutschen gleich an ihrem ersten Studientag in der Schweiz zusammengeführt hat.

Cornelia und Ralph Schmitz-Dräger kamen beide zum Studieren in die Schweiz; sie aus München, er aus Köln. An ihrem allerersten Studientag begegneten sie sich per Zufall am Haupteingang  der Universität St. Gallen HSG. Während ihres Studiums erlebten beide hautnah, was eine liberale, freiheitliche Ordnung bedeutet und wie wichtig der internationale Dialog zwischen Generationen sowie zwischen Wissenschaft, Wirtschaft  und Politik ist. Obwohl sich Cornelia und Ralph schon bald ineinander verliebten, gingen sie als Studenten dennoch unterschiedliche Wege. Sie lebten in verschiedenen Wohngemeinschaften und spezialisierten sich auf unterschiedliche Fachrichtungen. Obwohl ihre Praktika sie nach Asien und Amerika führten, verloren sie sich jedoch nie mehr aus den Augen.

Weoltoffenheit aus Zollikon

Theorie und Praxis gingen an der HSG Hand in Hand. Neben dem Studium wirkten beide auch im International Students‘ Committee St. Gallen mit, welches jährlich das international bekannte St. Gallen Symposium durchführt. Ihre Freundschaft vertiefte sich immer mehr. Während Ralph als Assistent arbeitete und doktorierte, hatte Cornelia bereits in ihrer Heimatstadt München ihre erste Anstellung. Ralph vermisste sie mit der Zeit so sehr, dass er eines Tages kurzerhand nach München zu Cornelias Eltern fuhr. «Ralph hat, ohne mich zuerst zu fragen bei meinen Eltern um meine Hand angehalten,» erklärt Cornelia. «bald darauf haben wir dann am bayerischen Schliersee Hochzeit gefeiert.» Der Arbeit wegen führten Cornelia und Ralph noch eine Weile eine Fern-Ehe. Schliesslich kündigte Cornelia ihren Job und zog zu Ralph an den Bielersee. Dort arbeitete er mittlerweile als Finanzchef einer Maschinenfabrik. Lange liess ihr Sohn Christoph dann nicht mehr auf sich warten.

Die Familie Schmitz-Dräger zog nach Bern, in eine Stadt, deren Menschen und Kultur sie nach wie vor sehr schätzen. Hier kamen auch ihre weiteren Kinder, Martin und Cathrin zur Welt. Eine neue Tätigkeit führte Ralph dann nach Zürich. So zog die Familie kurz vor der Einschulung ihres ältesten Sohnes nach Zollikon. «Während ich mich in Bern noch eher zurückhaltend verhielt», sagt Cornelia, «begann ich in Zollikon aktiv auf die Menschen zu zugehen.» Ihre Extrovertiertheit bewährte sich rundum. Dank ihrer Offenheit bekam sie unverhofft den Tipp, wodurch sie in Zollikon ein Haus kaufen konnten. Alle fünf Schmitz-Drägers fühlen sich rundum wohl in Zollikon. Die unterdessen erwachsenen Kinder haben schon seit Langem den Schweizerpass – die Eltern hingegen erst, seit eine deutsch-schweizerische Doppelbürgerschaft möglich geworden ist.

«Gerade weil wir Deutschen eine schwierige Vergangenheit haben», sagt Ralph, «war und ist es mir stets wichtig, zu meiner Herkunft zu stehen. Nur wer seine Geschichte nicht leugnet, kann aus ihr lernen.» Europa findet er, sei darin stark.

Kulturelle Unterschiede machen das Leben interessant

Cornelia und Ralph haben schon immer über die Grundwerte des Lebens nachgedacht. Seit Ralph 2004 einen schweren Autounfall erlitten hat, tun sie dies noch vermehrt.  Ein Raser fuhr ihm mit über 100 km frontal ins Auto. Schwerverletzt wurde er ins Spital gebracht. «Es ist ein Wunder, dass er das überlebt hat und wieder ganz gesund wurde», sagt Cornelia. Und Ralph fügt hinzu: «Stimmt, und nun habe ich dieses Jahr gleich nochmals ein Leben geschenkt bekommen. Dank der Beharrlichkeit meiner Frau wurde ein Herzproblem rechtzeitig behandelt.»

Cornelia liegt nicht nur ihre eigene Familie sehr am Herzen, sondern insbesondere auch andere junge Menschen. So hat sie unlängst ihre langjährige Arbeit in einer Immobilienfirma beendet, um Jugendliche und ihre Eltern zu beraten, die einen Auslandsschulaufenthalt in Kanada oder den USA in Betracht ziehen.  Ralph ist ebenso viel beschäftigt. Neben seiner Tätigkeit in Verwaltungsräten ist er als Lehrbeauftragter an verschiedenen Schulen tätig. Ausserdem ist er in zwei Stiftungen aktiv. Vor kurzem wurde er in der Kirchenpflege Zollikon gewählt. «Die  unterschiedlichen Tätigkeiten sind eine grosse Bereicherung», sagt er. «Sie erlauben mir, Theorie und Praxis, Ideen und Erfahrungen von alten und jungen Menschen sowie Tradition und Neues zu verbinden.»

Cornelia und Ralph Schmitz-Dräger haben in der Schweiz ihre zweite Heimat gefunden.

Auf die Frage, wie sich Schweizer und Deutsche unterscheiden, sind sich beide einig: «Es gibt lokale Eigenheiten und feine kulturelle Unterschiede zwischen Schweizern und Deutschen, genauso wie es Unterschiede zwischen Bayern, Berlinern und Norddeutschen gibt.» Sie schätzen diese Vielfalt der Menschen und Kulturen. Sie ist es, die für die beiden das Leben so interessant und anregend macht. (db)