60 Jahre Hundesport Zollikon






Der Hundesport Zollikon führte am Samstag im Rahmen seines 60-Jahr-Jubiläums ein Military für jedermann durch. Der Zolliker Bote begleitete die beiden Rüden Quintus und Nestor auf dem Postenlauf.
Geduldig nimmt der schwarze Labrador auf einer Decke inmitten der grossen Wiese in der Nähe des Langwatt-Weihers Platz. Unweit entfernt brausen Autos die Forchstrasse entlang, Spaziergänger flanieren am Wegrand. Quintus würdigt sie keines Blickes, der sechsjährige Rüde hat nur Augen für sein Frauchen Kersten Schwarz. «Sitz und bleib», befiehlt sie ihm. Der Labrador gehorcht aufs Wort. Zusammen mit Sohn Len zieht Kersten Schwarz den 40-Kilo-Hund nun einige Meter über die Wiese, Quintus rührt sich nicht vom Fleck. Anschliessend ist Nestor an der Reihe. Auch er soll sich auf der Decke sitzend über die Wiese ziehen lassen. Als Len zur Tat schreitet, springt der Vierbeiner kurz auf, die Sache scheint ihm nicht ganz geheuer zu sein. «Sitz», sagt der 12-Jährige bestimmt und streckt dem Rüden zur Belohnung ein Guetsli entgegen. Der Trick funktioniert, geduldig lässt sich nun auch Nestor über die Wiese ziehen, das Verlangen nach dem Leckerli lässt seine Unsicherheit vergessen. «Brav!», lobt Len den Mischling und herzt ihn.
Der 12-Jährige ist stolz auf den Mischlingshund – und das zu recht. Nestor ist der Hund seiner Nachbarin, dass er aber auch ihm sein vollstes Vertrauen schenkt, beweisen die beiden auf dem Postenlauf durch den Zollikerberg. Fünf Posten gilt es zu absolvieren und dabei werden nicht nur die Vierbeiner getestet, wie Len und seine Mutter gleich am nächsten Posten feststellen werden. Die beiden Hunde sitzen geduldig auf einer Plastikblache, warten, bis sie nach zehn Sekunden abgerufen werden und lassen sich anschliessend ohne zu zögern über den knisternden Plastik führen. Wieder gibt’s die volle Punktzahl – zumindest für die beiden Hunde. Kersten und Len Schwarz werden auch noch geprüft – unter dem Plastik befanden sich nämlich noch Gegenstände, und an diese sollen sie sich nun erinnern. «Voll erwischt», lacht die Zollikerin, sowohl sie als auch ihr Sohn haben sich mehr auf die Tiere konzentriert als auf die Gegenstände. «Eigentlich hätten wir es wissen müssen», zwinkert sie Len zu und streckt ihm den Postenzettel hin: Posten Nummer 2 heisst «Hellsehen».
Ein Hund will beschäftigt werden
Bei den nächsten drei Posten müssen Quintus und Nestor Gegenstände aus dem Wasser fischen, Slalom laufen und dabei Guetsli widerstehen, die sich auf ihrer Nasenhöhe befinden, sowie an der Leine über Hindernisse gehen, ohne dabei ihre mit einem Tablar balancierenden Halter aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die beiden Hunde meistern alle Posten mit Bravour, überall erreichen sie die maximale Punktzahl. Quintus strahlt dabei eine ganz besondere Ruhe aus. Der für seine Rasse eher gross gewachsene, schwarze Labrador wirkt äussert ausgeglichen. Das komme nicht von ungefähr, erzählt seine Halterin auf dem Spaziergang. Quintus ist ein ausgebildeter Blindenhund, der die knapp ein Jahr dauernde Ausbildung absolviert hat, die Abschlussprüfung jedoch nicht bestand, weil er die Treppen zu schnell hochgelaufen ist. Die Familie Schwarz aus Zollikon nahm den Rüden bei sich auf und setzt ihn, wie es die Auflagen der Blindenhundschule verlangen, weiterhin als Sozialhund ein. Alle zwei Wochen ist Kersten Schwarz mit Quintus in der Tertianum Residenz Zollikerberg bei Demenzkranken auf Besuch. Im Kindergarten gehen die beiden ebenfalls regelmässig vorbei. Auch Sohn Len ist oft mit Quintus oder dem Nachbarshund Nestor unterwegs, geht ins Agility, besucht die Hundeschule oder nimmt an Plauschanlässen wie demjenigen des Hundesports Zollikons teil. Das Military zum 60-Jahr-Jubiläum findet er eine gelungene Sache, die Posten seien nicht allzu schwierig und mit knapp einer Stunde Laufzeit auch problemlos zu bewältigen. Normalerweise muss bei Militarys, wie die Postenläufe für Hunde und ihre Halter genannt werden, eine viel grössere Distanz mit bis zu vier Stunden Gehzeit zurückgelegt werden.
Der Hundesport Zollikon hielt die Distanz bewusst kurz, denn fder Verein wollte möglichst alle ansprechen. «Auch jene, die sonst nichts mit dem Hundesport am Hut haben», sagt Präsidentin Doris Schär Stemmer. 27 Paare gingen am Samstag an den Start. Für den Verein, der rund 100 Mitglieder zählt, von denen rund 30 aktiv sind, ist das zwar eine relativ bescheidene Zahl, gefreut hätten sie sich aber über jeden einzelnen, versichert die Präsidentin. Es sei jeweils schwierig abzuschätzen, mit wie vielen Teilnehmenden gerechnet werden könne und welchen Werbeaufwand sie für einen Anlass betreiben sollten, zumal es viele Militarys gebe, bei denen Hunderte von Hundehaltern an den Start gingen. Einen solchen Andrang wollten sie vermeiden und so feierten sie ihr 60-Jahr-Jubiläum in der clubeigenen Hütte in der oberen Rüterwis im kleineren Rahmen, dafür mit umso mehr Zeit für jeden einzelnen, der sich für den Hundesport interessiert zeigte. Vom Begleit-, Sanitäts- und Suchhund bis zur Gruppe «SpassSport» bietet der Verein für die unterschiedlichsten Rassen und Bedürfnisse Kurse und Prüfungen an. Genau dies sei auch das Motto des Vereins, meint Doris Schär Stemmer: «Es ist egal, was mit dem Hund gemacht wird. Wichtig ist, dass man etwas mit ihm macht und Freude daran hat.» Wie viel Freude der beste Freund des Menschen machen kann, zeigten an diesem Samstagnachmittag stellvertretend für viele Hündeler Kerstin und Len Schwarz mit Quintus und Nestor. Mit Freude, Liebe und Vertrauen absolvierten sie gemeinsam die fünf Posten und zeigten, wie intelligent, aufmerksam und friedfertig ihre Hunde sind. (mmw)