26/2014 Noch vor Manchester City kommt der Sportclub Zollikon

Noch vor Manchester City kommt der Sportclub Zollikon

Nicholas Crawshaw, 34, kam 1987 als Kind einer Expat-Familie aus Manchester, England, nach Zollikerberg. Manchester-City-Fan wird er sein Leben lang bleiben und auch sein Lieblingsrezept bleibt sehr englisch – doch sonst fühlt er sich heute mehr als Schweizer. Seit 15 Jahren arbeitet er im OK des Zolliker Grümpelturniers  mit – dieses Jahr zum dritten Mal als oberster Chef.

Sieben war Nicholas Crawshaw, als er mit seiner Familie in die Schweiz zog und er konnte kein Wort Deutsch. Erst war das egal, Nicky – wie ihn alle liebevoll nennen – besuchte die Intercommunity School in Zumikon und die Familie verkehrte fast ausschliesslich in englischsprachigen Kreisen. «Wir waren eine  typische ‹Expat›-Familie», sagt er, «das änderte sich erst, als mein Vater nach zwei Jahren von seinem Arbeitgeber gefragt wurde, ob er mit seiner Familie allenfalls auch in der Schweiz bleiben würde.» Sein Vater sagte ohne zu zögern zu. Im Unterschied zu Manchester war die Lebensqualität im Alltag hier eindeutig höher. Und so war es an der Zeit, dass sie alle – er, seine Frau und die drei Jungs Nicky, Colin und Ben, Deutsch lernten. Ben war erst zwei, er würde es automatisch lernen. Nicky und Colin aber besuchten bei Frau Hinderling, der Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache, über die Sommerferien einen Deutsch-Intensivkurs, damit der Schuleinstieg in die öffentliche Schule besser gelinge.

«Der erste Sommer war nicht einfach», erzählt Nicky, «damals sprach im Zollikerberg niemand englisch und wir fühlten uns sehr fremd. Doch der Fussball half uns über die Runden – beim Kicken verstanden wir uns ohne Worte.»

Nach den Sommerferien kam Nicky in die 3. Klasse. Nie wird er es seiner Lehrerin Frau Schoop vergessen, dass sie, als die Kinder ihn wegen seines Akzents beim Vorlesen auslachten, ein englisches Buch mit in die Schule brachte und daraus erst die Schweizer Kinder vorlesen liess und dann ihn.  «Nur dank ihr», sagt er, «habe ich so gut Deutsch gelernt, sie hat alle Kinder immer angehalten, mit mir ein korrektes Hochdeutsch zu sprechen, damit ich es richtig lerne.»

Bei der Berufsentscheidung tat er sich schwer. Sollte er eine Informatiker-Lehre beginnen? Oder lieber nach England zurückgehen und dort eine Fussballschule besuchen? Oder doch irgendwas anderes? Schliesslich gaben die Freunde und Kollegen den Ausschlag: Sein Leben war hier im Dorf und im Fussballclub. Er bewarb sich kreuz und quer, schrieb über 90 Bewerbungen – von der Kaminfeger- bis zur kaufmännischen Lehre und überliess es dem Schicksal, wo er landen würde. Er war sehr zufrieden, als die Zusage einer Versicherung eintraf. Rasch war er  seiner fröhlichen Art, seines loyalen Teamgeists und seiner guten Englischkenntnisse wegen in der Abteilung der Transportversicherungen beliebt.

Ein Herz für den Sportclub Zollikon

Beruflich ist er den Transportversicherungen treu geblieben. Privat dem Fussball, wenn auch nicht mehr aktiv als Spieler. Und er versucht stets, genügend Platz für Spass zu schaffen. Seit 15 Jahren ist er im OK des Grümpelturniers, nun zum dritten Mal als Chef. Im Vorfeld gibt das Grümpelturnier viel zu tun, so viel, dass er auf einige Fussballspiele der WM verzichten musste. Doch das macht ihm nichts aus. Der Fussballclub ist schon lange seine vergrösserte Familie. Seit der dritten Klasse eigentlich und noch vermehrt, seit Ende der neunziger Jahre seine Mutter oft in England weilte, um die kranke Grossmutter zu pflegen. Damals wurde sein Vater im SCZ Trainer, damals haben alle vier Crawshaws, Vater Dave, Nicky, Colin und Ben, viel gemeinsame Zeit beim Fussball verbracht.

Lange ist er schon in Zollikon zu Hause, seit drei Jahren hat er nun auch den Schweizer Pass. Doch ein wenig Engländer ist er schon geblieben: «bangers and mash» sind sein absolutes Lieblingsessen. Würstchen und Speck importiert er regelmässig aus England. (db)

Das ganze Persönlich lesen Sie im aktuellen «Zolliker Bote» vom Freitag 27. Juni. Dort finden Sie auch das dazugehörige Rezept.