25/2014 Die Tagesschule – eine Erfolgsgeschichte

Die Tagesschule – eine Erfolgsgeschichte

Bereits 1992 gründeten ein paar Zolliker Frauen den Tagesschulverein, und dann blieben sie beharrlich dran. Elf Jahre dauerte es, bis die Freiwillige Tagesschule Zollikon, die FTZ, ihre Pforten öffnete. Heute nimmt über die Hälfte aller Schulkinder deren Angebot in Anspruch. An Spitzentagen essen gegen 300 Kinder in der Schule zu Mittag.

Vorbei sind die Zeiten, in denen die Mütter ein Kind um acht Uhr, das andere um neun, das dritte um zehn in die Schule schickten, und je nach Tag die Kinder um zehn, elf oder zwölf bereits wieder zu Hause eintrudelten. Vorbei auch die Zeiten, in denen die Mütter um zwölf nach Hause rasten, um „Spätzli mit Plätzli“ oder ein anderes Minutengericht auf den Tisch zu zaubern. Doch sehr lange ist’s nicht her. Vor zwanzig Jahren war es in der Schweiz noch genau so. Aber unsere Gesellschaft hat sich verändert. Viele Mütter arbeiten, viele Mütter wollen mehr Zeit am Stück für sich.

1982 wurde der Blockzeitenverein in Zollikon gegründet, 1992 der Tagessschulverein.

In beiden Vereinen setzten sich vorab Mütter dafür ein, dass die Schulstrukturen denjenigen der Gesellschaft angepasst wurden. In Zollikon gelangte der Tagesschulverein unter Gründungsmitglied Claudia Eberle-Fröhlich im November 2000 mit einer Initiative an die Gemeindeversammlung. Gemeinderat und Schulpflege empfahlen die Initiative zur Einführung einer Tagesschule dazumal zur Ablehnung. Ihrer Meinung nach war eine Tagesschule in Zollikon ein Ding der Unmöglichkeit, da die Schülerzahlen zu gering waren, um zwei Schulen ‒ eine gewöhnliche und eine mit Tagesbetreuung – anzubieten. Die Klassen würden je nach dem zu gross, oder zu klein. Die jährlichen Schülereinteilungen würden einheitliche Klassengrössen ausschliessen. Das Chaos wäre total.

Doch die Zolliker Bevölkerung hatte für diese Sorgen ihrer Behörden kein offenes Ohr und nahm die Initiative an. Denn ihre beruflichen und gesellschaftlichen Anforderungen machten vor der Schule nicht mehr halt. So forderte die Gemeindeversammlung  die Schulpflege auf, ein funktionierendes Modell auszuarbeiten. Für die Schulpflege war dies eine riesige Knacknuss. Rundum studierte sie bereits bestehende Tagesschulen in der Schweiz – doch es fand sich keine, die sich mit denselben Problemen konfrontiert sah wie Zollikon. Sitzung um Sitzung, schlaflose Nacht um schlaflose Nacht vergingen, bis sich plötzlich eine Lösung abzeichnete: Wenn es noch kein funktionierendes Tagesschulmodell für kleinere Städtchen mit unterschiedlichen Dorfteilen gab, musste eben eines erfunden werden.

Die rettende Idee

Und so entstand das Zolliker Modell, die flächendeckende freiwillige Tagesschule.

Von der Idee zur Durchführung war’s dann nicht mehr weit. Die nun noch zu lösenden Probleme gaben zwar noch viel Arbeit, doch nachdem die organisatorischen Schwierigkeiten gelöst waren, schien die Umsetzung im Vergleich dazu ein Kinderspiel. Das ganze Schulpflegeteam, die Schulverwaltung, die Hortleiterinnen und die Lehrerschaft halfen mit. Und gemeinsam schafften sie es: 2003 konnte die FTZ eröffnet werden. Damals war das noch Pionierarbeit. Das Volksschulgesetz, welches heute ein Betreuungsangebot vorschreibt, wurde erst im Juni 2005 vom Volk angenommen.

Gut zehn Jahre ist das nun her. Die Tagesschule ist ein Erfolg. Eltern und Kinder schätzen das Angebot der ausserschulischen Betreuung. Es besuchen rund 53 Prozent der Kinder und Jugendlichen vom Kindergarten bis zur 6. Klasse mindestens einmal pro Woche ein Betreuungshaus. An Spitzentagen nehmen gegen 300 Kinder das Mittagessen ein. 43 Betreuerinnen und Betreuer kümmern sich um sie.

Dass die einen Kinder die Tagesschule bloss ein oder zweimal, andere aber die Vollbetreuung nutzen, ist eine Herausforderung für alle. Jeden Tag sitzt eine andere Kinderkonstellation gemeinsam am Tisch. «Wir werden stets im Clinch zwischen der Schaffung eines möglichst konstanten Umfelds für die einzelnen Kinder und der grösstmöglichen Flexibilität für die persönlichen Bedürfnisse der einzelnen Familien sein,» bestätigt Beat Albonico, Schulleiter im Zollikerberg. „Das liegt in der Struktur unserer Schule.“ Doch das Betreuungspersonal ist motiviert, versucht nie, bloss Hütedienst zu sein, sondern stets auch pädagogisch wertvoller Ort.  Die FTZ ist beliebt. «Sie ist ein Treffpunkt geworden, den sie gerne nutzen, um ihre Freizeit mit Freunden zu verbringen», sagt Barbara Meschede, Leiterin im Betreuungshaus Oescher,

Die Zusammenarbeit von Betreuung Lehrerschaft und Eltern wird laufend optimiert. Die Kommunikation untereinander ist wichtig, doch ein Tag hat auch nur 24 Stunden. Der Schul-, Berufs- und Familienalltag ist anstrengend. Da ist Ruhe zwischendurch wichtig. Doch auch wenn mal ordentlich was los ist, ist’s bloss halb so wild. Das gehört ganz einfach zum Leben. Zollikon kann stolz auf seine Tagesschule sein. (db)

Lesen Sie den ausführlichen Artikel im aktuellen «Zolliker Bote» vom 20. Juni 2014.