21/2014 FDP-Hochburg Zollikon

FDP-Hochburg Zollikon

Viermal FDP, zweimal SVP und einmal GLP lautet Zollikons neue Zauberformel. Die Bürgerlichen dominieren weiterhin, Überraschungen blieben aus.

Die Apérogläser standen bereit, die Kandidaten waren vor Ort, nur die Wahlergebnisse fehlten. Und diese liessen auf sich warten. Eine Geduldsprobe. Bereits um 17 Uhr hatten die Involvierten gehofft – und erfahrungsgemäss damit gerechnet – auf die Ergebnisse anstossen zu können, doch dieses Mal sollte es länger dauern.
Die Freisinnigen versammelten sich im Foyer des Gemeindehauses, wo sie zum öffentlichen Apéro luden. Je länger desto mehr verlagerte sich das Treffen auf den Dorfplatz, die frühsommerlichen Temperaturen und die Abendsonne vermochten die Wartezeit zu verkürzen. Kurz vor 18.30 Uhr erhielt FDP-Präsident Urs Furrer den lang ersehnten Anruf: die neue Schulpräsidentin heisst Corinne Hoss-Blatter. Mit 1699 Stimmen hat die Freisinnige den Zweikampf für sich entschieden. Ihre Konkurrentin Dominique Schönbeck (parteilos) ist zwar als Schulpflegerin gewählt worden, für das Präsidium erzielte sie jedoch 581 Stimmen weniger als die Freisinnige und verpasste auch das absolute Mehr von 1492 Stimmen. Corinne Hoss-Blatter wird von Amtes wegen auch Mitglied des Gemeinderats. Über ihre Wahl zeigte sie sich glücklich und erleichtert. Dank ihrer Partei, die in der Gemeinde grossen Rückhalt geniesst, habe sie zwar ihre Chance als durchaus intakt eingestuft, siegessicher sei sie aber nie gewesen. «Ich war immer optimistisch», sagt sie, «zugleich aber auch realistisch, denn bei Abstimmungen und Wahlen ist das Rennen erst gelaufen, wenn das Resultat bekannt ist.» Als ausschlaggebend für ihre Wahl bezeichnet sie ihre Erfahrung als Schulpflegerin. Acht Jahre hat sie in den Zolliker Schulen mitgewirkt, sich in Dossiers und Abläufe einarbeiten können.

Grund zur Freude hatten auch alle anderen Freisinnigen. Nach und nach tröpfelten die Informationen herein bis schliesslich feststand: Alle wurden wiedergewählt. Sowohl bei den Exekutivwahlen, bei denen die Gemeindepräsidentin Katharina Kull-Benz mit 2396 Stimmen ebenso bestätigt wurde wie die beiden Gemeinderäte Urs Fellmann und Marc Raggenbass, als auch bei allen anderen Behörden wurden die Kandidaten der FDP bestätigt oder im Fall von Claudia Irniger (Schulpflege) neu in das Amt gewählt – allesamt mit Spitzenresultaten. Die Freisinnigen dominieren also weiterhin, in mehreren Behörden stellen sie die Mehrheit, von 29 Sitzen (inkl. Gemeinderat), haben sie deren 16 inne.

GLP erstmals im Gemeinderat

Ein paar hundert Meter weiter entfernt wurde ebenfalls gefeiert – wenn auch etwas verhaltener. Sascha Ullmann, der erstmal für die GLP für den Gemeinderat kandidierte, hat die Wahl in die Exekutive ebenfalls geschafft. Mit beachtlichen 2565 Stimmen erzielte er hinter den drei Freisinnigen das beste Resultat und liess die beiden Kandidaten der SVP hinter sich. Er hatte zum Wahlapéro zu sich nach Hause geladen, ins Anwesen seiner Schwiegereltern Ulrich und Anja Bremi, und frohlockte: «Nun sind es drei Politiker, die in diesem Haus ein- und ausgehen respektive gegangen sind», sagte er und prostete seinen Parteikollegen und Gästen zu. Einer der ersten Gratulanten war denn auch sein Schwiegervater Ulrich Bremi, Alt-Nationalrat und Unternehmer, dessen Vater Heinrich Bremi ebenfalls als Zolliker Gemeinderat agiert hatte. Auch Parteipräsident Markus Diem freute sich über den Einzug seiner Partei in Zollikons Exekutive, zeigte sich aber auch etwas enttäuscht ob dem Resultat der übrigen GLP-Kandidaten: Er selber kandidierte für die Sozialbehörde, Huyen Phan Sturm für die RPK und Beatrice Hirschi für die Baubehörde. Alle erreichten sie das absolute Mehr, schieden aber als überzählig aus. «Eine Durchmischung hätte den Behörden gut getan», meinte Markus Diem und mochte aber nicht lange Trübsal blasen, sondern freute sich zusammen mit Sascha Ullmann über dessen Erfolg.

SVP wie bisher, SP verliert

Freude herrschte auch im Zollikerberg – wenn auch nicht vollends. Martin Hirs lud ebenfalls an seinen Wohnort, wo er am Abend das Glas erheben und zusammen mit Bernhard Ecklin anstossen konnte. Beide haben es geschafft. Martin Hirs wurde als Gemeinderat bestätigt, Bernhard Ecklin tritt als neu Gewählter die Nachfolge des zurücktretenden Gemeinderats Daniel Weber an. In der RPK wurde Daniel Schwab (bisher) bestätigt, die neu angetretenen Thomas Gugler (Schulpflege) und Kristian Leuthold (Baubehörde) schafften die Wahl jedoch nicht. «Immerhin konnten wir unseren Status Quo behalten», zeigte sich Martin Hirs zuversichtlich und dankbar, dass er weiterhin einen Gleichgesinnten im Gemeinderat haben wird. Er ist überzeugt davon, mit dem neuen Gemeinderat zielgerichtet vorwärtsarbeiten zu können. Auch Bernhard Ecklin freute sich sehr über seine Wahl, er habe damit gerechnet, dass es knapp werden würde, und habe Respekt vor dem, was alles auf ihn zukommen wird.

Wirklich knapp wurde es zwar nicht, Bernhard Ecklin erreichte 332 Stimmen mehr als der für die SP angetretene Gemeinderatskandidat Valentin Kuster, das absolute Mehr hatte aber auch der Sozialdemokrat erreicht. «Die Enttäuschung ist natürlich da», macht er aus seiner Stimmungslage keinen Hehl, bezeichnet es aber als grössere Überraschung, wenn er gewählt worden wäre, «wenn ich jetzt aber nicht enttäuscht wäre, würde dies zeigen, dass ich das Amt als Gemeinderat nicht wirklich gewollt hätte und dem ist natürlich nicht so». Einen Grund, weshalb es mit dem Einzug nicht geklappt hatte, glaubte er auch gefunden zu haben: Im bürgerlich dominierten Zollikon sei es als Linker oder Parteiloser sehr schwierig, in die Exekutive gewählt zu werden. Gerade auch Dominique Schönbecks Abschneiden, die ihren Wahlkampf mit äusserstem Engagement und Werbeaufwand betrieben habe, habe seine Einstellung bekräftigt: «Wer der „falschen“ Partei angehört, hat’s äusserst schwer.» Er, der bereits vor anderthalb Jahren bei den Ersatzwahlen angetreten war,  war auch etwas ernüchtert über die Tatsache, dass auch Esther Meier (bisher) ausschied. Die bisherige Schulpflegerin erreichte zwar das absolute Mehr ebenfalls, schied aber ebenfalls überzählig wie Thomas Gugler (SVP) aus. Die SP stellt somit mit Virginie Trüb Tschannen, die erneut in die Sozialbehörde gewählt wurde, künftig nur noch ein Behördenmitglied.

Das Forum 5W wird im Gemeinderat zwar nicht mehr vertreten sein, in den übrigen Behörden stellt es aber mit sieben Mitgliedern neben der FDP die meisten Mitglieder: Alle sieben Bisherigen wurden wiedergewählt. (mmw)