20/2014 «Der Gemeinderat tut gut daran, die Bürger ernst zu nehmen»

«Der Gemeinderat tut gut daran, die Bürger ernst zu nehmen»

Sich weiterhin für die Gemeinde einsetzen wollen sie beide. Im Gemeinderat mitwirken werden sie aber nicht mehr: Nach je zwölf Jahren treten Martin Byland und Jürgen Schütt zurück. Ein Gespräch zum Abschied.

In zwei Tagen finden die Gesamterneuerungswahlen der Gemeindebehörden statt. Was für einen Ausgang erhoffen Sie sich?

Jürgen Schütt: Ich hoffe, dass die GLP den Sprung in den Gemeinderat schafft und dass das Forum 5W in sämtlichen übrigen Behörden gut vertreten sein wird.

Martin Byland: Die bewährten bürgerlichen Kräfte sollen sich durchsetzen.

Das Forum 5W galt als Alternative zu den Ortsparteien. Nach dem Rücktritt von Dominique Bühler und Thomas Bänninger vor zwei Jahren und Ihrem Rücktritt fehlt diese Alternative nun komplett. Macht Ihnen das bürgerliche Szenario keine Angst, Herr Schütt?

Das Forum 5W ist eine Mitte-links-Koalition. Sollte der Gemeinderat nun noch mehr nach rechts rutschen, fände ich das zwar bedauerlich, möchte aber festhalten, dass dies ja nicht bloss vom Gemeinderat, sondern auch von der Gemeinde abhängt.

M. Byland: Alle wichtigen politischen Kräfte sollen im Gemeinderat vertreten sein, aber Zollikon ist nun mal eine mehrheitlich bürgerliche Gemeinde.

Ihr Rücktritt ist einer auf Ansage. Ihr Rücktrittsgesuch vor zwei Jahren aus Protest wurde aus formellen Gründen abgelehnt. Haben Sie sich seither Ihren Rücktritt nochmals überlegt?

Vor zwei Jahren ging es uns um einen Protest gegen die schlechte Politik, die damals herrschte. Mir war von Anfang an bewusst, dass ich nicht zurücktreten werde und meinem Gesuch nicht stattgegeben wird. Es ging mir lediglich um einen Weckruf an die Bevölkerung für eine vernünftige, der Gemeinde Zollikon würdige Politik. Dass ich nun nach zwölf Jahren zurücktrete, hat damit zu tun, dass sich langsam Ermüdungserscheinungen bemerkbar machen.

Ist dieser Weckruf angekommen?

Ja, das würde ich sagen. Die Gemeindeversammlung kurz darauf hat auf jeden Fall reagiert und gewisse Entscheide auch korrigiert. Eine fundamentale Veränderung blieb zwar aus, aber ich denke schon, dass zumindest ein paar Bürger erwacht sind.

Herr Byland, Sie waren vier Jahre Zollikons Werkvorstand, acht Jahre lang Finanzvorstand. In den letzten Jahren hatten Sie immer wieder mit strukturellen Defiziten zu kämpfen. Nun schreibt die Gemeinde ihr bestes Ergebnis der letzten fünf Jahre. Ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören?

Den Zeitpunkt finde ich richtig, ja. Zollikon ist heute finanziell wie auch organisatorisch  viel besser aufgestellt. So haben wir bei der Sanierung der Pensionskasse und bei der laufenden Leistungs- und Prozessoptimierung in der Verwaltung einen guten Stand erreicht. Die Voraussetzungen sind somit vorhanden, um auf dieser soliden Grundlage erfolgreich weiterarbeiten zu können.

Spricht das erfreuliche Ergebnis Ihrer Meinung nach für eine Steuersenkung, Herr Byland?

Überhaupt nicht. Es stehen sehr viele beschlossene Investitionen an, die finanziert werden müssen. Diese haben erste Priorität und sollen nun angegangen werden. Finanzierbarkeit bedeutet, dass die Investitionen aus den Überschüssen der laufenden Rechnung bezahlt werden müssen, da wir praktisch über kein Nettovermögen verfügen.

J. Schütt: Zudem muss noch gesagt werden, dass ein Grossteil dieses Überschusses, der aus der Steuerkrafterhöhung kommt, abgeschöpft wird in den Finanzausgleich.

Sie sind beide vor 12 Jahren in den Gemeinderat gewählt worden. Würden Sie dies nochmals tun, wenn sie das Rad der Zeit zurückdrehen könnten?

M. Byland: Sofort und auf jeden Fall. Das Amt des Gemeinderates ist eines der interessantesten in der Schweiz, finde ich. Man hat zwar eine grosse Verantwortung, kann dafür aber auch einiges bewirken. Das gefällt mir.

J. Schütt: Ich bereue meinen Entscheid von damals nicht. Es ist aber ganz klar ein harter Job, der aber zugleich spannend ist und einem verschiedenste Einblicke gewährt.

Neben den beiden Gemeinderäten Martin Byland (FDP) und Jürgen Schütt (Forum 5W) tritt auch Daniel Weber (SVP) zurück. Mit ihm haben wir im Zolliker Boten vom 20. Dezember 2013 ein Interview geführt, als sein Wegzug aus der Gemeinde bekannt wurde.

Lesen Sie das ausführliche Interview mit Martin Byland und Jürgen Schütt im aktuellen «Zolliker Bote» vom 16. Mai 2014.