Eine zukunftsbringende «e-barraca» für Moçambique
Klein, fein und konkret ist das Entwicklungsprojekt e-barraca. Auf Initiative des Zollikers Andreas Rengel und seiner Lehrerkollegen an der Technischen Berufsschule Zürich bringt es den Menschen in einem kleinen Dorf in Moçambique neue Zukunftsperspektiven. Der engagierte Lehrer möchte ein Stück seines eigenen Glücks mit andern teilen.
«Hier an der Sägegasse wohnen wir wie auf dem Dorf und doch so zentral, dass ich mit dem Velo zur Arbeit fahren kann», sagt Andreas Rengel und schaut zufrieden über die Dächer des Kleindorfes, hinter denen auch ein kleines Stück See sichtbar wird. Er ist mit Recht stolz auf sein historisches Haus, welches er mit seiner Frau unter Aufsicht und Mithilfe der Denkmalpflege und viel Eigenleistung in einem guten Mix von Alt und Neu umgebaut hat. Seit 2008 wohnt er mit seiner Familie hier. Was könnte man sich Besseres wünschen?
Im Bewusstsein unter einem glücklichen Stern geboren worden zu sein, wollten der Elektrotechniker, der mit 45 Jahren als Berufsschullehrer zu unterrichten begann, und seine Frau sich für Menschen einsetzen, die es auf der Welt weniger gut getroffen hatten. Die Umsetzung begann 2012, als sie gemeinsam nach Moçambique reisten, um da nach einer sinnvollen Möglichkeit Ausschau zu halten.
Und was sie sich erhofft hatten, traf ein: Sie waren von Moçambique fasziniert, die Sanddünen, das blaue Meer, die Mangrovenwälder waren beeindruckend. Genauso allerdings auch die Kluft zwischen arm und reich. Während es einigen bereits gelingt, im Tourismus Geld zu verdienen, haben andere kaum eine Chance auf ein gutes Leben, weil es ihnen an Bildung und an Perspektiven mangelt.
In diesem Punkt konnte ein privates Engagement konkrete Hilfe bieten. Da wollten Rengels sich engagieren. Mit Hilfe von Studienfreund Chris nahm die Idee der «e-barraca» Gestalt an, eine autarke und mobile Informatikbildungsstätte, in der Schülerinnen und Schüler neben dem normalen Unterricht auch Computerfertigkeiten erwerben können.
Konkret und nachhaltig
Der gekonnte Umgang mit dem Computer würde ihre beruflichen Chancen verbessern, Ihnen die Chance geben, im Tourismus ihr Geld zu verdienen, anstatt als Fischer für die tägliche Nahrung zu kämpfen. «Ein Hotelangestellter pro Familie», sagt Andreas Rengel, «vermag in Afrika oft bereits eine Grossfamilie zu ernähren.»
Zurück aus Moçambique gewann er ein paar Berufskollegen für seine Idee. Gemeinsam gründeten sie den Verein «e-barraca» und schmiedeten genauere Pläne: Die Hilfe sollte einfach und nachhaltig sein. Ein alter Schiffscontainer soll als Internet-Baracke dienen. Der Ausbau erfolgt durch die Einheimischen. Das Solarpanel auf dem Dach erzeugt nicht bloss den notwendigen Strom, sondern wird den Schiffscontainer auch so überragen, dass zusätzlich ein schattiger Schulungsort im Freien entsteht. Die Computer werden aus der Schweiz importiert. Das Internet ermöglicht den Schülerinnen und Schülern den Zugang zu modernen Bildungsressourcen. Die Berufsschullehrer werden in den Herbstferien 2014 in einem ersten Modul Einheimische zu Lehrpersonen ausbilden. Die Wartung der Computer erfolgt via Internet aus der Schweiz.
Zwar erhofft sich der Verein, mit seinem Pilotversuch viele Nachahmer zu inspirieren. Doch soll das eigene Projekt vorerst so klein bleiben, dass es privat durch Spenden und den Verein allein finanzierbar bleibt.
«Das Projekt wird uns auch privat einiges kosten», sagt Andreas Rengel «denn wir haben gesagt, dass wir die Finanzierung für die Pilotanlage garantieren, auch dann, wenn die Spenden nicht ausreichen sollten. Sonst sind die fehlenden Mittel ein Grund nichts zu tun.» Seine Meinung ist klar: «Ich finde, wir Europäer schulden den Afrikanern doch einiges», sagt er, «schon wenn man an all die Menschenraubzüge für die Sklaverei denkt. Logisch konnte sich das Land nicht entwickeln, wenn der Grossteil der Bewohner als Sklaven entführt und damit dem Land die Entwicklungsmöglichkeit entzogen wurde. Wenn ich nun einen kleinen persönlichen Beitrag dazu leisten kann, eine sinnvolle Entwicklung zu ermöglichen, tue ich das gerne – auch wenn es mich was kostet.» (db)
Weitere Infos unter: www.e-barraca.org