Hoch zu Ross durch Zollikerberg



















Bevor die Stunde des Sechseläutens schlägt, trifft sich die Reitergruppe der Stadtzunft zum gemeinsamen Ausritt. An der Hanflandstrasse werden sie wärmstens empfangen.
Ein Sonntag, um im Bett zu bleiben. Die Temperaturen deutlich kühler als die Tage zuvor, der Himmel von Grautönen dominiert, dazu ungemütlicher Nieselregen. Gute Gründe früh aufzustehen, finden sich kaum. Es sei denn, man ist am Zollikerberg zu Hause. Um 9.30 Uhr kommt Bewegung in den trägen Sonntagmorgen, Hufgetrappel von 80 Pferdebeinen ertönt an der Hanflandstrasse. Schimmel, Rappen, Braune und Füchse bringen Farbe und Abwechslung in den tristen Tag.
Ruedi Merkli wartet vor seinem Haus schon freudig auf die 20 Reiter. Der Zollikerbergler hat sie eingeladen zum Bügeltrunk. Zusammen mit seiner Frau Jacqueline begrüsst er die Reitergruppe der Stadtzunft, bei der auch er mit von der Partie ist. «Nicht als Reiter, dazu reichen meine Reitkünste nicht», lacht er gutgelaunt und zwinkert dem Reiterchef Hans Hess zu. Dieser beisst gerade beherzt in eines der zahlreichen Sandwiches, die Zwischenverpflegung scheint zu munden.
Es ist bereits das dritte Mal, dass Ruedi Merkli die Reitergruppe bei sich in Zollikerberg willkommen heisst. «Unser Zuhause liegt praktisch auf halbem Weg des gesamten Ausrittes», erklärt er, «da hab ich mir gedacht, dass ein kurzer Halt zur Stärkung doch eine nette Geste wäre.» Neben den Sandwiches werden auch Kaffee, Orangensaft, Weisswein, Zopf und Süssigkeiten serviert, sogar eine Finnenkerze wurde aufgestellt – nicht nur die Reitergruppe scheint an diesem Morgen früh aufgestanden zu sein.
Seit 70 Jahren dabei
Nach dem Halt im Zollikerberg zieht die Gruppe weiter ihrem endgültigen Ziel zu: das Reitzentrum Forch in Maur. Von dort stammen die meisten der 20 Pferde der Stadtzünfter. Urs Jegen, Inhaber und Betriebsleiter der Anlage, stellt sie ihnen für das Sechseläuten zur Verfügung. Nach dem Ausritt ist es für Ross und Reiter aber noch nicht getan. Auf dem Aussenplatz des Reitzentrums zeigen die Zünfter, was sie seit Januar wöchentlich trainiert haben. Seit diesem Zeitpunkt sind sie einmal wöchentlich in die Reitstunde gekommen, damit am Frühlingsfest auch alles glatt über die Bühne geht und sie mit den Tieren vertraut sind. Angehörigen und Freunden führt die Gruppe ihr Können vor, danach steht ein weiterer Apéro und ein Essen auf dem Programm. Zuerst gilt es aber, die Pferde zu versorgen und auch ihnen eine Stärkung zu gönnen.
Am nächsten Tag ist es soweit: das Sechseläuten bestimmt das Geschehen in der Stadt. Ruedi Merkli ist seit mehr als 70 Jahren mit dabei – und er ist bei weitem nicht der einzige Zolliker. Ausgerüstet mit Regenschirm und Fotokamera haben wir die zünftigen Zolliker am Sechseläuten vor die Linse geholt. (mmw)