Abba in allen Sprachen und Versionen
Auf der Bühne fühlt sich der 22-jährige Fabian Bächli pudelwohl. Der Zolliker verkörperte im Märchen «Alice im Wunderland», welches im Bernhard-Theater in Zürich aufgeführt wurde, ganze vier verschiedene Rollen. Eine starke Leistung für den jungen Erwachsenen, der das Down-Syndrom hat.
Dass bei Menschen mit einer Behinderung alles etwas anders ist, merkt man auch im Interview. Fabian Bächli hat einen geregelten Tagesablauf. Wenn er von der Arbeit an der Institution Barbara Keller in Küsnacht wo er eine Ausbildung als Hauswirtschaftspraktiker absolviert, oder von seinem Praktikum an der Montessori-Schule «d’Insle» nach Hause kommt, besucht er als erstes seine Grosseltern, die gleich nebenan wohnen. Am Tag unseres Gesprächs muss dieser Besuch warten. Etwas, was den jungen Erwachsenen überhaupt nicht freut. Er versucht seinem Mami Özlem Bächli klar zu machen, dass ich jetzt halt warten müsse, bis er bei Oma und Opa war. Nach etwas Überzeugungsarbeit zieht er mich dann doch vor und erzählt mit viel Leidenschaft aus seinem Leben. Zum Theaterspielen kam er durch Insieme, den Verein für Menschen mit einer Behinderung. Fabian Bächli hat Trisomie 21, ist dadurch in vielen Sachen langsamer als seine Altersgenossen. Mit seiner fröhlichen und optimistischen Art gleicht er die Nachteile, die seine Behinderung im Alltag bringt, mehr als aus. Wenn er sich für etwas begeistern kann, dann zu hundert Prozent. So ist es auch mit der Schauspielerei. Ob als lebendige Türe, als Gerichtsgeschworener, in der Band oder in der Hauptrolle der Grinsekatze ‒ Fabian Bächli liebt das Bad im Scheinwerferlicht.
Mit «Love and Peace» kann man alles
Die Frage, wie er die schwierige Aufgabe von vier verschiedenen Rollen meistern konnte, beantwortet Fabian Bächli ganz einfach: «Mit Peace and Love.» Liebe sei für ihn und in seiner Familie sehr wichtig.
«Auch wenn ich mein Mami gerne etwas ärgere, das ist immer nur Spass. Am Ende schenken wir uns viel Liebe», sagt der Zolliker. Viel Liebe bekommt er auch von seinen Grosseltern. Bereits als er noch zur Schule ging, war sein erster Halt am Abend bei Oma und Opa. Diese halfen ihm bei den Hausaufgaben und tratschten bei Kaffee und Kuchen.
Wenn Fabian Bächli will, kann er auch der perfekte Hausmann sein. Am Muttertag oder wenn sein Mami, die er liebevoll «anneciğim» nennt, Geburtstag hat, bringt er auch schon mal Kaffee ans Bett und singt für sie. Singen ist so oder so eine der Lieblingsbeschäftigungen der Familie Bächli. Klare Favoriten gibt es da auch. «Abba hab ich am liebsten. Wir haben alle Lieder von Abba auf CD, Kassette oder auf dem iPhone. Auch in verschiedenen Sprachen. Mein Lieblingslied ist ‘The Winner Takes it All´.» Kaum hat er das gesagt, beginnt Fabian Bächli auch schon zu singen. Ein Strahlen erreicht sein Gesicht. Er ist in seinem Element. Die Liebe zum Singen hat er von seiner Mutter. Gemeinsam singen sie in einem Chor in Zürich. «Wir sind uns nur noch nicht einig, wer mehr falsche Töne singt von uns beiden», klärt Özlem Bächli auf. Das Lied «The Winner Takes it All» singt Fabian Bächli fast täglich. Um Erlebtes zu verarbeiten oder einfach aus Freude.
Mindestens einmal im Monat trifft er sich mit seinen Freunden zum Insieme-Ausgang. In Zollikon geht oft und gerne spazieren und singt dabei. Die Familie Bächli ist grundsätzlich viel unterwegs. Ob Tagesausflüge oder Essen gehen, wichtig ist für Fabian Bächli die Abwechslung und die Bewegung. Nach einer Stunde hat er genug vom Stillsitzen. Mit den Worten: «Vielen Dank, aber ich muss dieses Interview jetzt leider beenden, ich wünsche noch einen schönen Abend», verschwindet er zu Oma und Opa. Dieser Besuch war schliesslich bereits überfällig. (fh)
Das ganze Persönlich über Fabian Bächli lesen Sie im «Zolliker Bote» vom 25. April 2014.