Konträre Ansichten bei der Schule
Zollikons Finanzen, die Siedlungspolitik sowie die Ortskernentwicklung bestimmten die Podiumsdiskussion mit allen Gemeinderatskandidaten. Bei den beiden Anwärterinnen fürs Schulpflegepräsidium zeigten sich die Unterschiede deutlich.
Rund 100 Personen kamen am Dienstagabend in den Gemeindesaal ans Zolliker Wahlpodium. Auf dem Prüfstand standen alle Gemeinderatskandidaten sowie die beiden Anwärterinnen fürs Schulpflegepräsidium, das ebenfalls Einsitz in die Exekutive nehmen wird. In einer ersten Runde wurden Gemeindepräsidentin Katharina Kull-Benz (FDP) sowie die zur Wiederwahl antretenden Gemeinderäte Urs Fellmann (FDP), Martin Hirs (SVP) und Marc Raggenbass (FDP) zusammen mit den Neulingen Bernhard Ecklin (SVP), Valentin Kuster (SP) und Sascha Ullmann (GLP) befragt. Wie sich Zollikon im Jahr 2022 präsentiert, wollte der Moderator als Erstes wissen. Eine konkrete Vision nannte der Grünliberale Sascha Ullmann, dem bis dahin auf dem Schulhausdach eine Solaranlage vorschwebt. Bald kam die Runde auf Zollikons Finanzen zu sprechen. Das kurzfristige Denken, das jeweils nur bis zum nächsten Steuerfuss dauere, müsse geändert werden, meinte SP-Kandidat Valentin Kuster, gefragt sei eine langfristige Planung. Diese sei bereits heute vorhanden, entgegnete Urs Fellmann. Die laufende Rechnung sei ausgeglichen, das strukturelle Defizit gelte es in den nächsten vier Jahren zu beseitigen sowie die Fremdmittel zu reduzieren. Dass Sparen nicht immer gleich wehtun muss, ebenfalls eine Aussage des Sozialdemokraten, verneinte Marc Raggenbass, eine Lösung könnte auch eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Gemeinden sein, «eine effiziente Prozessoptimierung, die niemandem Schmerzen zufügt». Die Gemeinde müsse auch wegkommen vom Perfektionismus, meinte Martin Hirs, auch ein „Gut“ könne stehen gelassen werden, es gelte nicht, immer die Bestnote zu erreichen.
Regulierter oder freier Wohnungsmarkt?
Beim Thema Siedlungspolitik stellte der Polizeivorsteher Martin Hirs in Frage, dass der Bevölkerungsmix Aufgabe der Gemeinde sei. Der Markt sowie die Bau-und Zonenordnung (BZO) würden diesen bestimmen. Auch Katharina Kull-Benz sieht in der BZO nur begrenzt ein Lenkungsinstrument, sie stellte das baldige Vorliegen der Teilrevision in Aussicht, die eine Durchgrünung vorschlagen werde. «Ein besserer Bevölkerungsmix kann mit kleineren Wohnungen erreicht werden», sagte Urs Fellmann, kleinere Wohnungen seien finanziell wie altersbedingt für viele von Vorteil..
Bei der Ortskernplanung war sich die Runde einig, dass der Dorfkern lebendiger, ausgestattet mit Einkaufsmöglichkeiten und Wohnraum für Jung und Alt daherkommen soll. «Beim ganzen Wunschkonzert müssen die Kosten- und Projektkontrolle aber stets vorhanden sein», warnte Bernhard Ecklin. Vielleicht sei auch eine Priorisierung des 56-Millionen-Baus des WPZ Blumenrain angebracht, bevor weitere Projekte in Angriff genommen würden.
Kontroverser präsentierte sich die zweite Runde mit den Anwärterinnen fürs Schulpräsidium. Während sich die für die FDP ins Rennen geschickte Corinne Hoss für eine Stärkung der Volksschule einsetzte, sieht die Parteilose Dominique Schönbeck zwischen Volks- und Privatschulen keinen Konkurrenzkampf. Auch die Frage, ob das Schulsekretariat Diener der Schulpflege oder der Schulleitung sein soll, beantworteten die beiden unterschiedlich. Während die Primarlehrerin Schönbeck die Schulleitung dafür vorsieht, ist das Schulsekretariat für Corinne Hoss in erster Linie Anlaufstelle für Eltern und die Schulpflege. Deren Mitwirkung schätzt die aktuelle Schulpflegerin sehr bei projektbezogener Mitarbeit und Schulbesuchen. «Wenn es ins Pädagogische geht, sollen Eltern aber nicht mitreden», stellte Corinne Hoss klar fest. Für Dominique Schönbeck geht es nur gemeinsam, Noten müssten immer auch begründet werden können. Für sie ist auch klar, was das neue Amt an Arbeitsbelastung mit sich brächte: Die Pensumsberechnung von 35 % stehe fest. Mit einem höheren Pensum rechnet Corinne Hoss, zumindest am Anfang müsse mit 50 bis 60 % gerechnet werden, um eine sorgfältige Einarbeit sicherzustellen. Ungleich präsentierten sich die beiden Frauen auch bei der Frage aus dem Publikum punkto Zentralisierung der Kindergärten: Während sich die Freisinnige als Verfechterin dieser zeigte, bezeichnete sich Dominique Schönbeck als Anhängerin der Quartierkindergärten. (mmw)
Lesen Sie den ganzen Artikel im aktuellen «Zolliker Bote» vom 11. April 2014.