«Hier zu arbeiten ist ein absolutes Privileg»
Der Basler Christoph Pachlatko ist seit 26 Jahren Stiftungsdirektor der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung. Er macht seine Arbeit mit offenem Blick für Neuentwicklungen. Nachdem 2009 die Öffnung von EPI-Park und Restaurant gelungen ist, steht nun die Eröffnung der Klinik Lengg bevor.
Seit gut einem Vierteljahrhundert schätzt Christoph Pachlatko, 58, seinen Arbeitsplatz hoch über dem See im zweiten Stock des Gründungshauses und hält die Geschicke der Stiftung gekonnt und zielgerichtet in seinen Händen. Knapp über 30 Jahre alt war er, als er zum Direktor gewählt wurde. Es war sein erster Vollzeitarbeitsplatz und zugleich seine Traumstelle. Und dies, obwohl die Schweizerische Epilepsie-Stiftung (kurz EPI) in Zürich liegt und nicht in seiner geliebten Heimatstadt, der er immer sehr verbunden blieb. Der in Riehen aufgewachsene Basler hat über all die Jahre seinen Dialekt nicht verloren, ist dem FC Basel treu geblieben und unterliess es auch kein einziges Mal, über die Basler Fasnachtstage frei zu nehmen. «Doch ich habe es keinen Moment bereut, als Basler nach Zürich gezogen zu sein», sagt er, «hier zu arbeiten ist ein absolutes Privileg – es ist es wert!» Und so ist er nicht eigentlich nach Zollikon und Zürich gezogen, sondern viel mehr in die EPI.
Christoph Pachlatkos Traum war es von Kind weg, später einmal eine soziale Institution zu leiten. Vorbild war ihm dabei nicht zuletzt auch sein Vater, der als Pfarrer das Diakonissenhaus in Riehen geführt hatte. Gradlinig verfolgte er sein Ziel, studierte zuerst Theologie in Basel und schloss anschliessend an der Hochschule St. Gallen im Zweitstudium auch Betriebswirtschaft ab. Mit der Dissertation wurde er, welch glückliche Fügung, gerade rechtzeitig fertig, um sich für die Stelle des Direktors der EPI zu bewerben. «Mein Studentenpfarrer machte mich auf das Stelleninserat aufmerksam und ermutigte mich, mich trotz meiner jungen Jahre und geringer Erfahrung zu bewerben», erzählt er. «Es war immer mein Wunsch, mich für Menschen einzusetzen, die ein schwieriges Schicksal haben,» sagt Christoph Pachlatko. Mit den von Epilepsie betroffenen Patienten, den Oberstufenschülern oder den Lehrlingen des Jugendheimes hat er in seinem Arbeitsalltag zwar nicht direkt zu tun. Seine Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Fachleute der diversen Stiftungsbetriebe ihre Arbeit unter möglichst guten Bedingungen tun können.
Stets die Zukunft im Blick
Nach all den Jahren sind ihm die Schicksale epilepsiebetroffener Patienten und ihrer Angehörigen sehr nahe. Er weiss, wie sehr ein solches Schicksal Menschen aus der Bahn werfen kann, er kennt die Probleme, die sich daraus in der Familie, Partnerschaft und Arbeitswelt ergeben können. „Zwei Drittel der Epilepsie-Patienten werden dank moderner Behandlung anfallsfrei oder erfahren eine wesentliche Besserung. Sie können ein normales Leben führen. Das ist sehr erfreulich. Doch natürlich sehen wir hier vor allem auch das dritte Drittel: All die Menschen, die durch ihre Epilepsie im täglichen Leben immer wieder neue Belastungen und Einschränkungen erfahren.“ Im Anblick dieser Schicksale schätzt es Christoph Pachlatko doppelt, dass «seine» gemeinnützige Stiftung eine ganzheitliche Betreuung anbieten kann: sowohl Medizin auf höchstem Niveau, als auch sozialpädagogische Betreuung und spezialisierte Pflege. Um diese Dienstleistungen auf höchstem Niveau auch in Zukunft zu garantieren, steht nun die Eröffnung der Klinik Lengg an. In Kooperation mit der Stiftung Zürcher Höhenkliniken wird sie zu den bewährten Dienstleistungen im Fachbereich der Epilepsie neu auch Dienstleistungen im Fachbereich der Neuro-Rehabilitation anbieten. Beruflich hat Christoph Pachlatko als Stiftungsdirektor Erfüllung gefunden. Und auch privat ist er glücklich: Seine Frau Claudia hatte, obwohl auch sie Baslerin, bereits vor ihm ein Stellenangebot aus Zürich angenommen: einen Lehrauftrag für Rhythmik und Klavierimprovisation an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie behielt ihn auch, als die beiden nun erwachsenen Söhne David und Manuel noch klein waren, und geht ihm heute noch nach.
«Ich empfinde es als grosses Privileg», sagt er, «dass wir beide arbeiten und den Sinn unserer Arbeit tagtäglich vor Augen haben dürfen.» (db)
Das ausführliche Persönlich lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des «Zolliker Bote» vom 28. März 2014.