12/2014 Brenn wie eine Flamme, nicht wie ein Flämmchen

Brenn wie eine Flamme, nicht wie ein Flämmchen

Die geborene Polin Adriana Winter wagte sich vor 18 Jahren in die Grossstadt Zürich, um hier zu arbeiten. Der Liebe wegen ist die heutige Inhaberin eines Online-Shops für Kindermode in der Schweiz geblieben und fühlt sich im Zollikerberg so zuhause wie sonst noch nirgends.

Mit Kindern kennt sich die 40-Jährige aus dem Zollikerberg bestens aus. Erlernt hat sie den Beruf der Kinderkrankenschwester, der sie auch in die Schweiz geführt hat. Nach ihrer Ausbildung und siebenjähriger Berufstätigkeit in Deutschland lockte die Grossstadt. «Für mich kamen damals nur zwei Städte in Frage: Hamburg und Zürich», sagt Adriana Winter. Sie habe sich dann für Zürich entschieden und begann ihre berufliche Laufbahn in der Schweiz in der Klinik Hirslanden, bevor sie ins Spital Zollikerberg wechselte. Hier lernte sie ihren heutigen Mann und Vater ihrer beider Kinder kennen.

Seit sie Kinder hat, zog es sie regelmässig zum Einkaufen über die Grenze nach Konstanz. Sie deckte sich dort vor allem mit Kleidern für ihre Kleinen ein. Viele Freundinnen gaben ihr jeweils Bestellungen für die eigenen Kinder auf. «Oft habe ich mehr für meine Freundinnen eingekauft als für meine eigenen Kinder. In vielen jungen Familien sind die finanziellen Mittel begrenzt und Kleider sind in Deutschland einfach um einiges günstiger als in der Schweiz.» So ist ihre Geschäftsidee von einem Online-Shop für Kinderkleider geboren. Sie habe selber im Internet nach einem Online-Shop für Kinderkleider gesucht, bei dem man Qualitätsware zu einem fairen Preis erhalte. Als sie nicht fündig wurde, entschied sie sich, das Projekt selber in die Hand zu nehmen.

«Geht nicht, gibt’s nicht»

Das oberste Ziel von Adriana Winter war es, dass sie unter den Preisen bleiben kann, die sonst in der Schweiz verlangt werden, trotzdem aber sehr hohe Qualität anbieten kann. «Das Preis-/Leistungsverhältnis muss stimmen.» Die Produkte in der Schweiz selbst einzukaufen, wäre zu teuer. Darum arbeitet sie mit Lieferanten aus Deutschland zusammen, bei denen sie auch regelmässig vorbeigeht und sicher ist, dass sowohl die Arbeitsbedingungen wie auch die Qualität der Produkte einwandfrei sind. . «Alle Ideen und Wünsche meiner Kundinnen fliessen in die Produkteauswahl mit ein. Ich möchte anbieten, was auch gefragt ist. Ich reise oft durch Deutschland, immer auf der Suche nach passenden Kleidern für meinen Shop. Der Profit ist dabei völlig zweitrangig. Es macht mich glücklich, wenn meine Kunden glücklich sind. Das ist pure Leidenschaft.» Wichtig für Adriana Winter war es, alles ganz alleine aufzubauen. Sie gesteht sich ein, dass kleine Punkte an der Website nicht zu absolut perfekt sind. Wichtig sei ihr nur gewesen, dass das Konzept funktioniert und sie von A-Z alles selber gemacht hat. Ein Lehrer sagte ihr einst: «Geht nicht, gibt’s nicht!» Und dieses Motto habe sie sich zu Herzen genommen. «Der gleiche Mann sagte mir ‚Wenn du für eine Sache brennst, brenn wie eine Flamme, nicht wie ein Flämmchen‘. Genau das tue ich.»

Geboren ist die motivierte Unternehmerin in Polen, von wo sie mit sieben Jahren nach Hamburg auswanderte. «Ich habe dort die Schule besucht und studiert. Dort bin ich aufgewachsen und dort ist meine Heimat, nicht in Polen. Daran erinnere ich mich zu wenig.» Kurz nach ihrer Ausbildung wollte die Kinderkrankenschwester ihre Stelle am liebsten aufgeben. «Ich war zum Abschluss meiner Ausbildung auf der Krebsstation. Das hat mich sehr berührt und aufgewühlt.» Sie hat sich dann doch entschieden, auf dem Beruf zu bleiben, aber in eine andere Abteilung zu wechseln. Per Zufall sah sie in einer Fachzeitschrift ein Stelleninserat für eine Krankenschwester in einen Robinson in Italien. «Dieser wollte als erster einen Baby-Club für Kleinkinder bis drei Jahre eröffnen. Was mich dort allerdings genau erwarten würde, war unklar.» An einem Casting mit 25 Personen wurden denn auch nicht in erster Linie ihre medizinischen Fähigkeiten getestet, sondern ihre Gesangs- und Schauspielkünste. Nach der schweren Zeit auf der Krebsstation war sie da mit Leib und Seele dabei. Sonne und Lachen lockten anstelle von Trauer und Krebs. Das war es, was sie brauchte. Und das merkte auch die Jury. Adriana Winter ergatterte sich den Job als Kinderkrankenschwester in Apulien. «Für mich war das ein Traum. Ich war schon immer grosser Italienfan. Mit 19 dort arbeiten zu können, war fantastisch.» Nach zwei Jahren im Süden zog es sie direkt in die Schweiz. Auch diesen Schritt hat sie nie bereut. «Ich fühle mich hier zuhause, habe hier meinen Mann kennengelernt und eine Familie gegründet. Ich fühle mich als Schweizerin und bin heute auch eingebürgert. Hier gehe ich meinen Hobbys nach, gehe Skifahren und kann den besten Job ausüben, den es je geben wird. Mami zu sein von ganzem Herzen.» (fh)

Lesen Sie das ausführliche Persönlich im aktuellen «Zolliker Bote» vom 21. März.