Erstes Babyfenster im Kanton
Das Spital Zollikerberg will schwangere Frauen in Notsituationen möglichst umfassend unterstützen. Zu diesem Zweck führt es ein spezielles Betreuungsangebot ein.
Über eine Helpline (Gratis-Telefonnummer) können Frauen, die Probleme bei der Akzeptanz der Schwangerschaft haben oder anderen schwierigen Situationen rund um eine Schwangerschaft ausgesetzt sind, mit Fachleuten der Frauenklinik des Spitals Kontakt aufnehmen und sich beraten und begleiten lassen. Die Betreuung kann auch diskret erfolgen. Das heisst, dass die Identität der Hilfe suchenden Frau während der ganzen Zeit bis und mit Geburt nicht bekannt wird. Nach der Geburt muss das Spital die Identität der Mutter den Zivilstandsbehörden melden. Die schweizerische Gesetzgebung lässt eine sogenannte anonyme Geburt nicht zu.
Im Wissen, dass es bei allen Anstrengungen nicht möglich ist, sämtliche schwangeren Frauen in Notsituationen mit dem Betreuungsangebot zu erreichen, richtet das Spital Zollikerberg zudem ein Babyfenster ein, das fünfte in der Schweiz und das erste im Grossraum Zürich. Dr. Orsola Vettori, Direktorin Spital Zollikerberg: «Es ist bekannt, dass Nutzerinnen von Babyfenstern Frauen sind, bei denen die Schwangerschaft diffuse Ängste, starke Verdrängungsmechanismen sowie Sprachlosigkeit gegenüber dem sozialen Umfeld auslöst. Diese Frauen nehmen keinerlei andere Hilfsangebote an. Für sie und Frauen in anderen Ausnahmesituationen – z.B. für Gewalt ausgesetzten Frauen – kann das Babyfenster Ultima Ratio» sein.
Kompetente Begleitung
Das Spital will aber alles daran setzen, dass eine Frau möglichst selten diesen Weg beschreitet: «Das oberste Ziel muss sein, dass Frauen in einem sicheren Setting und fachlich kompetent begleitet gebären können», sagt Dr. Eduard Vlajkovic, Chefarzt der Frauenklinik des Spital Zollikerberg. Dr. Orsola Vettori ergänzt: Das Spital Zollikerberg gehört zur Stiftung Diakoniewerk Neumünster – Schweizerische Pflegerinnenschule. Die Stiftung, von Diakonissen und Pionierinnen im ärztlichen und pflegerischen Berufsstand aufgebaut, setzt sich seit über 150 Jahren für Menschen in Not und in fragilen Situationen ein. Frauen sind ein besonderes Schwergewicht und es ist uns mit dem Leitbild der Stiftung aufgetragen, Personen mit all ihren Facetten ernst zu nehmen. In diesen Zusammenhang ist unser Tun eingebettet.
Die Einrichtung eines Babyfensters wurde umfassend abgeklärt. Kontakte mit den Behörden zeigten, dass Sie dem Vorhaben wohlwollend gegenüber stehen.
Gemeindepräsidentin Katharina Kull-Benz sagt: «Mitentscheiden konnte die Gemeinde nicht. Dazu ist sie nicht legitimiert. Das Spital Zollikerberg hat uns aber von Anfang an über den Entscheidungsprozess informiert. Das Spital übernimmt die Kosten für die Betreuung allfälliger abgegebener Babys. Für das Pflegekind- oder Adoptionsverfahren und die damit verbundenen Kosten kommt die Gemeinde auf, in der das Findelkind gefunden wurde, also Zollikon. Die Gemeinde ist es auch, die den Adoptionsprozess einleiten kann. Nachdem die Eltern unbekannt sind, kann auch keine Zustimmung zur Adoption eingeholt werden.» Die geplante Inbetriebnahme des Babyfensters ist auf Mitte Mai 2014 festgesetzt. Es soll neben dem Eingang zum Dialyse-Zentrum auf der nord-westlichen Seite des Spital Zollikerberg zu stehen kommen. (e)