10/2014 Ein Leben für schlichte Eleganz und Bequemlichkeit

Ein Leben für schlichte Eleganz und Bequemlichkeit

Die quirlige Andrea Welti, Modedesignerin mit Wohnsitz in Zollikon und eigenem Geschäft im Seefeld, arbeitet von morgens früh bis abends spät für ihren Traum: Sie möchte als persönlichen Beitrag zu einer besseren Welt am liebsten alle Frauen der Welt mit schicker Wohlfühlmode ausstaffieren.

Klein ist sie, gut gelaunt und voller Energie. Und, das fällt als erstes auf: Ihre gute Laune kommt von tief innen. Bereits während der Primarschule, sagt sie, habe sie begriffen, dass es in ihren Händen liege, was sie aus ihrem Leben machen würde. Und dass dies ein Privileg war, dem sie gerecht werden wollte.

Als Kind schon war sie umtriebig, mochte es, wenn etwas lief. Ihre Grosseltern und Eltern waren 1956 aus Ungarn in die Schweiz gekommen, wo sie sich eine neue Existenz aufbauen mussten. Beide Eltern waren berufstätig, Andrea Welti oft bei den Grosseltern, das hat sie geprägt. «Es gab für mich nichts Schöneres, als mit meiner Grossmutter stunden- und tagelang durch Brockenhäuser und Läden zu ziehen und edle Stofftrouvaillen aufzustöbern.» Sie habe aber nicht nur die Liebe zu Stoffen von der Grossmutter übernommen, sondern auch die Lebensfreude. Sie sei immer sehr beeindruckt davon gewesen, mit welcher Würde ihre Grossmutter ihr Schicksal angenommen habe; den Verlust allen Hab und Gutes in der Heimat, das neue Leben im fremden Land.

Auf dem Weg zu ihrer Berufung, dem Modedesign mit allem Drum und Dran, war Andrea Welti zeitweise ungeduldig. Wieso die Matura machen, wenn man direkt an die Dolmetscherschule kann? Wieso diese beenden, wenn man bereits genug Englisch kann, in der Werbebranche jedoch dazulernen und später in Amerika vielleicht direkt bei einem Textildesigner unterkommen könnte? Wieso nicht jede mögliche Abkürzung nehmen, wenn es denn geht?

Auf nach New York

Sie flog nach New York und es ging! Die sorgsam ausgewählten Designateliers, bei denen sie sich mit ihrer vorbereiteten Zeichenmappe vorstellte, fragten nicht nach einem Diplom, sondern waren von ihren Stoffmustern angetan und stellten sie ein. Sie war glücklich als freischaffende Stoffdesignerin und abends zog sie von Kurs zu Kurs, um sich das noch fehlende technische Know-how in Textildesign zu holen. Und auch fürs tägliche Brot fand sie schnell eine Office Manager-Teilzeitstelle in der Filiale einer renommierten deutschen Anwaltskanzlei. Der berufliche Start war gelungen.Vielleicht wäre sie heute noch in den Staaten, wenn bloss dieses Heimweh nicht immer unerträglicher geworden wäre. «Nach drei Jahren musste ich einfach zurück», sagt sie. Und es dauerte nicht lange, da kam ihr mitten auf einer Shoppingtour durch Zürich die zündende Geschäftsidee. Halb Amerikanerin, die sie nun geworden war, hatte sie sich nach einem eleganten «Homedress» umgesehen und war nicht fündig geworden.

Das war sie, die gesuchte Marktlücke! Bestimmt ging es anderen Frauen genau wie ihr. Sie war Feuer und Flamme, begann einerseits zu entwerfen und sich andererseits zu 

organisieren. Andrea Weltis Elan war gross und ihre Homewear-Kollektion hatte Erfolg. Es sprach sich herum: Ihre Mode war elegant und bequem, die Stoffe qualitativ hochstehend, robust, bügelfrei und allesamt europäischen Ursprungs, und zudem fabrizierte sie im Tessin. Sie wurde zum Geheimtipp.

Homewear im Büro

«Ja, und dann merkte ich plötzlich, dass meine Kundinnen meine Jäckchen gar nicht bloss zu Hause hinter verschlossener Türe, sondern auch hinaus und gar zur Arbeit im Büro trugen», sagt Andrea Welti, «und mir wurde klar, dass schicke Wohlfühlmode im Grunde in allen Lebensbereichen gefragt ist.» So liess sie ihre «Home»-Mode ausgehen – schenkte die letzten Stücke der Caritas ‒ und verlegte sich neu auf eine Wohlfühlmode, die sich überall sehen lassen kann. (db)

Lesen Sie das ganze Persönlich im aktuellen «Zolliker Bote»vom 07. März 2014.