Pädophile im Auge behalten
Im Hallenbad Fohrbach ist es zu einem unschönen Vorfall gekommen, weshalb die Sicherheitsmassnahmen verschärft werden. Neuerdings wird überwacht, wer das Bad betritt und wieder verlässt. Helfen sollen auch die gemischten Garderoben.
Was genau sich vor wenigen Wochen im Hallenbad abgespielt hat, kann weder Frank Neuhäuser, Leiter der Zolliker Bade- und Sportanlagen, noch die Kantonspolizei Zürich mitteilen. Letztere gibt aufgrund laufender Ermittlungen keine Auskünfte. Tatsache ist, dass eine Mutter Anzeige wegen sexuellen Übergriffs auf ihr Kind erstattet hat. Sexuelle Ausbeutung von Kindern im Sport — ein unschönes Thema, mit dem sich niemand gerne beschäftigt. «Trotzdem ist es wichtig, dass darüber gesprochen wird», findet Frank Neuhäuser, der nach Bekanntwerden des Falls sofort reagiert hat. Neuerdings hängen bei den Garderoben Plakate, auf denen ein weinendes Kind zu sehen ist. Pädophilie, steht in Grossbuchstaben geschrieben, der Leser wird aufgefordert, zu helfen und Vorkommnisse sofort zu melden.
Diese Woche werden auch weitere Videokameras installiert, um den Vorraum der Garderoben zu überwachen, wie der Leiter der Badeanlagen mitteilt. Bis anhin seien der Fitnessraum, das Drehkreuz bei den Saunen sowie das Wellnessbecken und das Freibad mittels Kameras überwacht worden. «Die Kameras dienten vor allem der betrieblichen Sicherheit», sagt Frank Neuhäuser, «ab sofort wollen wir aber auch den Überblick haben, wer im Fohrbach ein- und ausgeht.» Bei Verdachtsmomenten würde dies erlauben, schneller und gezielter zu reagieren.
Mehr Leben in gemischten Garderoben
Fohrbachbesucher Franz Goldschmidt ist das Plakat sofort aufgefallen. Für ihn ist es aber der falsche Weg, um auf das Thema aufmerksam zu machen oder gar als Prävention zu wirken. «Das Erste und Wichtigste, was zu tun wäre, ist, die Garderobe auf beiden Seiten permanent zu öffnen und nach Geschlecht getrennt zu nutzen.» Seiner Meinung nach würde die Situation somit «aus offensichtlichen Gründen weniger interessant». Gemischte Garderoben gibt es im Fohrbach seit dem Umbau vor zehn Jahren. Und sie würden ganz bewusst gewählt, sagt Frank Neuhäuser. Auch sie sollen helfen, die Kinder zu schützen. «In gemischten Garderoben läuft mehr, so gibt es weniger dunkle Winkel, in die man sich zurückziehen kann und die unbemerkt bleiben.» Eine Aussage, die auch Hermann Schumacher teilt, der langjähriger Leiter der Badeanlagen der Stadt Zürich war. «Auch in Zürich geht der Trend klar zu gemischten Garderoben.»
Dass gemischte Garderoben, auch Unisex-Garderoben genannt, bei einigen Besuchern eine gewisse Angewöhnung brauchen, dafür hat Hermann Schumacher Verständnis. «Bei nach Geschlechtern getrennten Garderoben gibt es viel weniger Hin- und Her-Geläuf, in den Garderoben findet weniger Leben statt.» Sexuelle Übergriffe, aber auch Vandalismus und Diebstähle blieben häufiger unbemerkt. Der Zürcher Stadtverband für Sport rief vor über zehn Jahren den Verein Versa ins Leben, dessen Präsident Hermann Schumacher ist. Versa hat die Verhinderung sexueller Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen im Sport zum Ziel. Bei Verdachtsmomenten können sich Sportvereine, Trainerinnen und Trainer, Kinder, Jugendliche und Eltern Rat einholen bei der unabhängigen Anlaufstelle. «Unsere Aufforderung ist klar, dass bei jedem Verdachtsmoment die Polizei geholt werden soll», sagt Hermann Schumacher. Hallen- und Freibäder, aber auch Spielplätze seien Orte, bei denen oftmals auch erste Kontakte geknüpft werden. «Deshalb ist es wichtig, bei jedem Vorkommnis zu reagieren.» (mmw)