Daubenjagd statt Wahlkampf



















Sich für einmal freiwillig aufs Glatteis wagen und ohne Konsequenzen die Gegner wegputschen, das taten am Samstagmorgen zahlreiche Gemeindevertreter. Sie trafen sich zum 25. Gemeinderats- und Kartell-Eisstockturnier auf der Kunsteisbahn Küsnacht.
Das Wetterglück hatten die Politiker und Vereinsmitglieder von der ersten Minute an für sich beansprucht. Bei strahlend blauem Himmel trafen sich die Gemeinderäte von Zollikon, Zumikon, Küsnacht und Erlenbach sowie die Vereinskartelle Zollikon, Küsnacht und Erlenbach und der Gemeindeverein Zumikon frühmorgens auf der Küsnachter Eisbahn. Eingeladen hatte das Vereinskartell Zollikon, das turnusgemäss dieses Jahr die Organisation des Eisstockturniers innehatte. «Das Vereinskartell organisiert, die Gemeinderäte bezahlen», schmunzelte ein sichtlich gut gelaunter Alex Spaar, Teamchef des Zolliker Vereinskartells, und freute sich bereits auf das bevorstehende Mittagessen im Tertianum.
Doch zuerst hiess es: Ran an den Stock! Ausgestattet mit der passenden Scheibe für den eigenen Stock traten die acht Mannschaften gegeneinander an. «Mit gestrecktem Arm ausholen und rund aus den Hüften heraus den Eisstock übers Eis schlittern lassen», gab Jörg Brun, Präsident des Eisstockclubs Zollikon-Küsnacht, der das Eis aufbereitete und auch die Mannschaftsbetreuer und die Ausrüstung zur Verfügung stellte, eine kurze Einführung ins Spiel. Jörg Brun ist einer, der wissen muss, wie’s geht. Der Schweizermeister 2009 sicherte sich vergangene Woche Silber in der Königsklasse, dem Einzelspiel.
Angstgegner Gemeinderat
Obwohl der Spass im Vordergrund steht, zeigen die Teilnehmer vollen Einsatz. Konzentriert lassen sie den Stock übers Eis gleiten, feuern ihre Mitspieler an und stecken immer wieder die Köpfe für neue Strategieüberlegungen zusammen. «Wie in der Politik», kommentiert eine Zuschauerin das Geschehen auf dem glitschigen Untergrund. «Wenn Politiker auf dem Eis stehen, geht’s gnadenlos zu und her», lacht Susanne Würsch und beobachtet, wie Gemeinderat Martin Hirs den Stock ihres Mannes Moritz ins Aus schiesst, um sich selber eine gute Position nahe der Daube zu sichern. «Der Gemeinderat war schon immer unser Angstgegner», meint Alex Spaar zum internen Zolliker Duell und schmunzelt, «er wird einfach zu schnell unterschätzt.» Wie im letzten Jahr, als das Vereinskartell als Turniersieger hervorging und sich lediglich von den eigenen Gemeinderäten geschlagen geben musste, entschied Zollikons Exekutive auch dieses Mal das Spiel für sich. Gegenüber den anderen Mannschaften konnten sie sich jedoch genauso wenig behaupten wie das Vereinskartell seinen Titel zu verteidigen mochte. Die Gemeinderäte Martin Byland, Martin Hirs, Marc Raggenbass und Jürgen Schütt landeten auf dem sechsten Schlussrang, das Vereinskartell Zollikon mit Peter Epting, Thomas Jäggi, Alexander Spaar und Moritz Würsch auf dem siebten. Die Tipps vom Profi schienen dagegen ihre Wirkung nicht zu verfehlen: Das von Jörg Brun betreute Vereinskartell Küsnacht holte sich den Sieg. (mmw)