«Ein gutes Bild muss ehrlich sein»




Stephan Brauchli, 43, Maschineningenieur, Bankangestellter und Fotografie-Autodidakt aus Zollikon, hat sein Leben lang fotografiert. Dass seine Bilder an der «photo 14» zu sehen waren, ist kein Zufall. Für ein gutes Bild gibt er alles. In den letzten Jahren hat er dafür diverse Auszeichnungen erhalten.
Stephan Brauchli ist besessen. Besessen davon, perfekte Fotos zu machen. Bilder, die ihr Motiv zwar unverfälscht, aber im besten Licht erscheinen lassen. Sein Kopf ist voll solcher Bilder, voller Motive, die so schön sind, dass sie es wert wären, festgehalten zu werden. Schöne Formen, gutes Licht, Frauen, Aktbilder, wilde Tiere, Landschaften, auch technische Experimente faszinieren ihn. Der Blick durch die Kamera ist für ihn der beste Zugang zur Welt.
Im Grunde ist dies so, seit er von seinem Vater mit einer Pentax ME Super seine erste Spiegelreflex-Kamera als Geschenk erhalten hat. Da war er gerade 9 Jahre alt, ging im Schulhaus Oescher in die Primarschule und tauchte in den Ferien vor Korfu, der Heimatinsel seiner Mutter, gerne und unentwegt nach allerlei Meergetieren. Meeresbiologe wollte er damals werden oder Tierforscher. «Auf Korfu brachte ich meiner Grossmutter einen lebendigen Skorpion ans Bett, um ihn ihr zu zeigen», erzählt er, «als der Skorpion vor ihren Augen zu Boden fiel und sich in ihrem Schlafzimmer verkroch, hat sie mir vor Schreck gleich eine Ohrfeige verpasst – die einzige in ihrem Leben!» Unerschrocken war er schon immer, das half ihm sowohl auf der Jagd nach guten Bildern, wie auch im Leben immer wieder.
Knipsen und Fotografieren ist nicht dasselbe
Die Fotografie hat ihn all die Jahre begleitet. Er war stets Autodidakt und ist es noch immer. Er suchte das schöne Bild. Viele Frauen liessen sich von ihm fotografieren, auch nackt. Es sprach sich rum, dass er ein ästhetisches Auge habe, dass es ihm gelingt, die vorteilhaftesten Ansichten festzuhalten. „Heute mache ich Aktfotos bloss noch mit bezahlten Models“, sagt er, „das ist rechtlich einfacher.“ Er schult sein Auge an den Bildern berühmter Fotografen wie Jean-Loup Sieff oder Helmut Newton, liest technische Lehrbücher und experimentiert. Er ist unersättlich lernbegierig, was schöne Bilder anbelangt, und gleichzeitig überzeugt: «Egal wie viele Foto-Fachbücher man liest, entweder hat man das Auge dafür oder nicht. Da hilft die beste Kamera nichts. In der heutigen Zeit, wo jeder schon mit seinem Handy «Fotograf» ist, ist es umso wichtiger, sich Zeit zu nehmen und sehen zu lernen.» So knipste er nie drauflos, sondern versucht stets, seine innere Vorstellung eines Bildes umzusetzen.
Dazu fotografiert er heute mit einer Canon und einer Hasselblad digital und farbig und verwandelt seine Fotos am PC in Schwarzweiss-Bilder um. Das ergibt seiner Erfahrung nach die besten Resultate. Dabei verändert er die Formen auf den Fotos nie. Er will die Realität nicht verändern, einzig ihre schönste Ansicht festhalten. «Ein gutes Bild muss ehrlich sein», sagt er.
Seit einiger Zeit nimmt Stpehan Brauchli erfolgreich an Wettbewerben teil. In den letzten zwei Jahren hat er mehrere Auszeichnungen an internationalen Fotowettbewerben erhalten. Seine neusten Arbeiten stellte er an der «photo 14» aus – und plant nun eine eigene Ausstellung innerhalb der eben neu gegründeten «Zurich’s Biggest Photography Art Walk» in der Photobastei an der Bärengasse in der Zürcher Innenstadt.
Lesen Sie das ausführliche Porträt über Stephan Brauchli im aktuellen Zolliker Bote vom 17. Januar 2014.
Wer sich gerne mehr Fotos von Stephan Brauchli ansehen möchte, findet sein Portfolio auf www.stephanbrauchli.com