«Ein entscheidungsfreudiges Gremium wäre wünschenswert»
Im Frühling stehen die Gesamterneuerungswahlen des Gemeinderates an. In Zollikon kommt es zu einem Sesselrücken: Neben Martin Byland (FDP), der nach zwölf Jahren nicht mehr antritt, und Jürgen Schütt (Forum 5W), der bereits vor anderthalb Jahren zurücktreten wollte, verlässt auch Daniel Weber (SVP) nach gerade mal einer Amtsperiode die Behörde. Ein Rücktritt, der überrascht? Die logische Konsequenz einer nicht mehr enden wollenden Geschichte, sagt der Landwirt im Interview.
Vor gut einem Jahr sagten Sie gegenüber dem Zolliker Boten, Sie seien genervt ob der unendlichen Baukontroverse um Ihr Betriebsgebäude. Wie genervt sind Sie heute?
Genervt im Zusammenhang mit meiner Scheune bin ich nach wie vor, denn es wird noch immer vieles erzählt, das nicht stimmt. Momentan komme ich mir öfters als Sündenbock der Gemeinde vor, es wird mir einiges angelastet. Von den Kühen auf der Allmend bis zum angeblichen Landverkauf meines Grossvaters 1961 werfen mir ganz unterschiedliche Leute Sachen vor, bei denen ich weder beteiligt, noch dafür zuständig war oder Einfluss hätte darauf nehmen können.
Ist das auch der Grund, weshalb Sie im Frühling nicht mehr für den Gemeinderat kandidieren werden?
Die persönlichen Angriffe und Unterstellungen der letzten Jahre haben diesen Entscheid gefördert. Solange ich in der Rolle des Gemeinderates und somit politisch eingebunden bin, kann ich mich nicht für meine Anliegen einsetzen. Im Gemeinderat bin ich ausgeschlossen, wenn es beispielweise um die Scheune geht. Sobald ein Ratsmitglied betroffen ist, tritt es in den Ausstand. Das ist richtig so, es verunmöglicht aber auch, in der Öffentlichkeit Stellung zu nehmen
Sich nicht zur Sache geäussert haben Sie auch an der letzten Gemeindeversammlung vor zwei Wochen, als es um die Landwirtschaftsinitiative ging, Sie harscher Kritik ausgesetzt waren und das Thema wieder auf Ihren Neubau und Ihr Betriebsgebäude gelenkt wurde. Konnten Sie sich da auch nicht wehren?
Es hätte nur die Emotionen angeheizt und das wollte ich vermeiden.
Wäre die Landwirtschaftsinitiative aber angenommen worden, wäre der Gemeinderat beauftragt worden, entsprechende Massnahmen auszuarbeiten. Eine davon hätte die Umzonung des erwähnten Gebiets Subisacher in die Landwirtschaftszone sein können, in der Sie Ihren landwirtschaftlichen Betrieb endlich hätten bauen können. Wäre die Initiative durchgekommen, wären Sie dann nicht im Gemeinderat geblieben?
Nein, das wäre ich nicht. Ich wäre auch dann zurückgetreten, denn die Initiative hat keinen Einfluss auf meine Situation. Der kantonale Richtplan bestimmt die Auswirkungen. Und dass das Thema noch lange nicht gegessen ist, hat mir erst kürzlich Guido Kueng gesagt. Er werde alles unternehmen, dass ich meine Betriebsgebäude nicht werde erstellen können, liess er mich wissen. Bin ich dann noch politisch aktiv, kann ich keinen Einfluss darauf nehmen, die Situation wiederholt sich. Einerseits war es mir ein grosses Anliegen mich für die Gemeinde Zollikon und die Bürger einzusetzen, andererseits waren mir oft die Hände gebunden, wenn es um meine persönlichen Anliegen ging. Diese Diskrepanz hat meinen Entscheid zur Nichtwiederwahl stark beeinflusst.
Ihr Sohn hat dieses Jahr den Betrieb in 15. Generation übernommen. Wie geht’s weiter? Kehren Sie nun Zollikon den Rücken zu?
Ich bleibe nicht in Zollikon, so ist es. Ich muss aber sagen, dass das so nicht geplant war. Es war geplant, dass ich meine Wohnsituation ändern werde, sobald die Betriebsgebäude stehen. Die Standortfrage ist immer in Absprache mit dem Kanton zu treffen. Leider besteht dieser nach wie vor auf das Gebiet in der Unterhueb, welches ja noch in der Erholungszone liegt. Daher wäre eine Umzonung nötig. Erst wenn die Rahmenbedingungen nach der Richtplanänderung für die Unterhueb immer noch nicht gegeben wären, wäre der Kanton bereit, andere Standorte innerhalb und auch ausserhalb der Gemeinde zu berücksichtigen. Mein Wunsch ist es natürlich, meinem Sohn in absehbarer Zeit wieder einen möglichst sinnvollen Standort für die landwirtschaftlichen Gebäude übergeben zu können, die eine tragbare Weiterbewirtschaftung überhaupt möglich machen.
Mit Daniel Weber sprach Melanie Marday-Wettstein
Lesen Sie das ausführliche Interview im aktuellen «Zolliker Bote» vom 20. Dezember 2013.