Die Landwirtschaft in Zollikon soll erhalten bleiben
Zurück zu den Wurzeln: Das möchte Dieter Grauer, ehemaliger Präsident der FDP Zollikon. Er reichte eine Initiative für die Erhaltung der Landwirtschaft in Zollikon ein. Der Gemeinderat soll handeln und ein langjähriger Streit im Berg gelöst werden.
Ruckzuck gingen sie über die Bühne, die letzten beiden Gemeindeversammlungen. Die nächste Versammlung in knapp zwei Wochen könnte mehr zu reden geben. Denn mit Dieter Grauers Initiative für die Erhaltung der Landwirtschaft steht ein Traktandum an, das die Gemeinde seit längerer Zeit immer wieder beschäftigt.
Die Gemeinde ist Eigentümerin von knapp 100 Hektar landwirtschaftlich bewirtschaftetem Land. Diese Ausgangslage ist der Beweggrund für die Initiative, die der Zolliker Dieter Grauer als Privatperson zusammen mit 33 Mitunterzeichnenden eingereicht hat. «Wir brauchen ein langfristiges Nutzungskonzept», erklärt er seine Triebfeder, «denn es besteht ein öffentliches Interesse, dass auf Gemeindegrund weiterhin sinnvoll und ökonomisch Landwirtschaft betrieben wird.» Die gegenwärtige Zoneneinteilung, speziell im Zollikerberg, stehe diesem Anliegen entgegen. Aus diesem Grund soll der Gemeinderat aufgefordert werden, eine entsprechende Vorlage für die Erhaltung der Landwirtschaft auszuarbeiten und wo nötig Anpassungen des Zonenplans zu beantragen.
Der ehemalige Präsident der FDP Zollikon erwähnt den Zustand von anno dazumal, den er wieder herstellen möchte. Er spricht dabei die Verhältnisse vor der Idee des Golfplatzes an, die einigen Initianten in den 90-er Jahren vorschwebte. Um den Traum in die Realität umzusetzen, wies die Gemeindeversammlung 1995 das Gebiet neben der Forchstrasse, das sich bis anhin in der Landwirtschaftszone befunden hatte, der Erholungszone zu. Die bestehende landwirtschaftliche Scheune wurde der Bauzone zugewiesen. Nur in der Erholungszone hätte überhaupt ein Golfplatz entstehen können. Die Realisierung scheiterte jedoch am politischen Willen, das erhoffte Green ist gestorben, die Erholungszone jedoch geblieben.
Bauten für Sport zulässig
«Heute wären in der Erholungszone Bauten und Anlagen für Sport und naturverbundene Freizeitaktivitäten zulässig wie beispielsweise Fussball- oder Tennisplätze mit den dazugehörigen Betriebsgebäuden für Garderoben und Duschen», erklärt der Initiant die für ihn unbefriedigende Situation. Nicht erlaubt sind aber Lagerräume für landwirtschaftliche Geräte und Maschinen, wie Gemeinderat und Landwirt Daniel Weber in den letzten Jahren erfahren musste. Er, der seine Scheune und Maschinenhalle abgerissen hatte, weil in unmittelbarer Nähe Wohnungen von verschiedenen Bauherrschaften gebaut wurden, zu denen auch seine Familie gehört. Daniel Weber wollte das als Ersatz vorgesehene Betriebsgebäude in eben jenem Gebiet errichten, das sich in der Erholungszone befindet. Der Abriss seiner Gebäude erfolgte, weil die Erschliessungskosten im Quartierplanverfahren auch auf seine Parzelle überwälzt wurden. Diese finanzielle Belastung und die Nähe zu den Neubauten wären für den Landwirtschaftsbetrieb wie für die Wohnbauten nicht tragbar gewesen (der ZoBo berichtete darüber). Auch Daniel Weber errichtete daraufhin an der Stelle seines Hofes Mietwohnungen. Die Gemeinde bewilligte im Sommer des vergangenen Jahres den Bau des neuen Hofes im Ifang, doch Anwohner intervenierten gegen die Pläne. Kurz vor Jahresende erachtete die kantonale Baudirektion das Vorhaben in der Erholungszone für unzulässig, die von der Gemeinde gesprochene Baubewilligung wurde durch ein Gericht aufgehoben.
Mit seiner Initiative könnte man unter die Situation, die im Dorf zu Kontroversen geführt hatte, einen Schlussstrich ziehen, ist Dieter Grauer überzeugt. «Liegt das Gebiet wieder in der Landwirtschaftszone, wo es früher schon war, wären auch landwirtschaftliche Gebäude zulässig.» Auf einem Gebiet, das landwirtschaftlich genutzt wird, sollen auch entsprechende Gebäude für die Landwirtschaft erstellt werden dürfen, der Rest aber solle grün bleiben und nicht bebaut werden dürfen. Als Anwalt der Familie Weber will sich Dieter Grauer aber nicht verstanden haben, vielmehr handle er für die breite Öffentlichkeit, ist er überzeugt. «Das Bedürfnis nach grösseren, zusammenhängenden und landwirtschaftlich nutzbaren Grünflächen ist in Zollikon klar vorhanden», weshalb ein Zeichen zu setzen sei, dass die Gemeinde zur Agrikultur stehe, sie als Teil der Lebensqualität von Zollikon anerkenne und nicht alle heute freien Flächen zu überbauen seien.
Gemeinderat unterstützt Initiative
Ob Landwirt Daniel Weber oder sein Sohn Fabian, der den landwirtschaftlichen Betrieb dieses Jahr von ihm übernommen hat, nochmals einen Anlauf für die Erstellung eines neuen Betriebsgebäudes machen würden, ist für Initiant Dieter Grauer nicht entscheidend. «Es geht mir um ein langfristiges Nutzungskonzept im Interesse einer breiten Öffentlichkeit», betont er. Daniel Weber sagt auf Anfrage, dass der Betrieb sich unabhängig vom Resultat der Initiative für ein neues Betriebsgebäude einsetzen muss. Für die Bewirtschaftung von 70 Hektar brauche es landwirtschaftliche Gebäude, ohne diese sei es langfristig nicht machbar.
Von den knapp 100 Hektar gemeindeeigenem Land werden heute zirka 80 Hektar von Thomas Friedli und Fabian Weber bewirtschaftet. Der Rest wird von Landwirten ausserhalb der Gemeinde betreut. Die Bewirtschaftung des gemeindeeigenen Landes durch ortsansässige Bauern ist Landwirt Thomas Friedli ein grosses Anliegen. «Externe Bauern führen die Arbeiten nicht mit derselben Seriosität aus wie Landwirte aus Zollikon, die man persönlich kennt und auch immer wieder im Dorf trifft.» Er geht mit Daniel Weber überein, dass die Möglichkeiten zur nötigen Infrastruktur vorhanden sein müssen, um einen Betrieb nachhaltig führen zu können.
Der Gemeinderat empfiehlt die Initiative von Dieter Grauer am 27. November zur Annahme. Im Weisungsheft zur Abstimmung schreibt er, dass er mit den Planungsverantwortlichen des Kantons Zürich direkte Gespräche führe, um für Zollikon geeignete Lösungen zu entwickeln. Bereits vor vier Jahren habe er dem Zweckverband Planungsgruppe Pfannenstiel ZPP beantragt, auf das Erholungsgebiet Zollikerberg zu verzichten. (mmw)