45/2013 Das Quartier im Quartier

Das Quartier im Quartier

In einer rund zweijährigen Bauzeit entsteht im Blumenrain ein Zentrum mit 102 Pflegeplätzen, zehn altersgerechten Wohnungen und zahlreichen Dienstleistungen. Am Mittwoch wurde der Baubeginn gefeiert.

Was lange währt, wird endlich gut: Gemeindepräsidentin Katharina Kull-Benz begrüsste die Anwesenden in den Räumlichkeiten der EPI Klinik zum Festakt für den Baubeginn des neuen Wohn- und Pflegezentrums (WPZ) Blumenrain. Der eigentliche Spatenstich fand kurz zuvor auf dem Areal Blumenrain gleich gegenüber der Schweizerischen Epilepsiestiftung statt. Ausgerüstet mit Gummistiefeln und Schaufeln führten Vertreter des Gemeinderates, der Leiter der Gesundheitsabteilung Daniel Bosshard, Projektleiter Michael Bucher und Architekt Thomas von Ballmoos zusammen mit einer Bewohnerin des Pflegezentrums Beugi die symbolische Handlung durch.

Ein langer Weg sei es gewesen, gespickt mit Hürden, den die Gemeinde für das neue Wohn- und Pflegezentrum gehen musste. Eine besondere Knacknuss war die Standortevaluation. Insgesamt habe die Gemeinde über zehn Jahre Planung in das 52-Millionen-Projekt gesteckt, das vergangenen März von drei Vierteln der Stimmenden abgesegnet worden ist. Die Gemeindepräsidentin blickte nochmals zurück auf die Umzonung des Landstücks, den Wettbewerbskredit, den Gestaltungsplan und den Projektierungskredit, die allesamt gutgeheissen wurden. «Dass wir das Ziel ohne Bruchlandung erreicht haben, freut mich ganz besonders», sagte sie und nannte das WPZ den Legislaturschwerpunkt der Gemeinde Zollikon. Ihr besonderer Dank gebührte Gemeinderat und Gesundheitsvorsteher Urs Fellmann sowie Daniel Bosshard, die beide unermüdlich für den Neubau an vorderster Front gekämpft hätten. Dass es aber nicht nur Gewinner gab, daraus machte die Gemeindepräsidentin keinen Hehl, auch wenn sie nicht von Verlierern sprach. «Es gab aber einige, die ein Stück Heimat verloren haben», wandte sie sich an die Pächterinnen und Pächter der Schrebergärten, die nun dem neuen Wohn- und Pflegezentrum weichen mussten.

Mit Gottes Segen

Eine von ihnen ist Rösli Kilchör. Die 88-Jährige ist seit 60 Jahren in Zollikon, 50 Jahre lang hatte sie im Blumenrain ihren Garten. Für das neue WPZ, das vielleicht auch mal ihr Zuhause werden könnte, musste sie nun einen Teil ihres Pflanzplätz abtreten, der auch das Zuhause von einigen Tieren ist. «Die Hühner habe ich in Pension gegeben», erzählt sie gerührt. Verbittert, dass anstelle der Gärten nun ein Seniorenheim komme, sei sie aber nicht. «Es wird bestimmt etwas Tolles kommen», gibt sie sich zuversichtlich. Eine Busverbindung ins Dorfzentrum zur Migros, die dürfe aber nicht fehlen. Ganz besonders hoffe sie aber auf eine gute Nachbarschaft, schliesslich wohne sie doch ganz in der Nähe und möchte das auch so beibehalten, solange es ihre Gesundheit erlaube. 

Die gute Nachbarschaft sprach auch Gesundheitsvorsteher Urs Fellmann in seiner Rede an. Das Bauwerk des Wohn- und Pflegezentrums solle eine Landmarke werden. «Ein Markstein für die Grosszügigkeit der Zolliker Stimmberechtigten, die für diesen den betagten Mitmenschen gewidmeten Bau den bisher grössten Kredit für ein einzelnes Bauvorhaben der Gemeinde gesprochen haben. Ein Markstein für gute Nachbarschaft, die es ermöglicht, die Realisierung dieses Projekts ohne eine einzige Einsprache in Angriff zu nehmen.» Beides sei nicht selbstverständlich und verdiene grossen Dank. Auch die architektonische Qualität und betriebliche Funktionalität  lobte der Gemeinderat und sprach vom Zeichen, das das WPZ für eine zeitgemässe Interpretation von Pflege und Betreuung setzen werde. Bevor er das Wort dem Projektleiter Michael Bucher übergab, wünschte er für die Realisierung des «Quartiers im Quartier» allen Beteiligten eine weitere Marke. Diejenige für eine gute Zusammenarbeit: ein gutes Einvernehmen mit der Nachbarschaft, unfallfreie Bauprozesse und eine saubere Einhaltung von Budget und Terminen.

Das allerletzte Wort beanspruchte aber Rösli Kilchör für sich. Eines habe nämlich gefehlt an diesem verregneten Spatenstich: der Segen. Und so bat sie um Gottes Zustimmung für das neue Wohn- und Pflegezentrum Blumenrain. (mmw)