42/2013 Ein Zolliker schreibt Psychiatriegeschichte

Ein Zolliker schreibt Psychiatriegeschichte

1898 wurde der Zolliker Eugen Bleuler als Nachfolger von Auguste Forel zum Direktor der Irrenheilanstalt Burghölzli und Professor für Psychiatrie an der Universität Zürich gewählt. Wer war Eugen Bleuler und was bewirkte er in seiner langjährigen Tätigkeit als Psychiater, Anstaltsdirektor und Lehrstuhlinhaber? Die neue Sonderausstellung im Ortsmuseum zeichnet die bedeutendsten Werke von Eugen Bleuler und sein Wirken in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen nach.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden zunehmend kritische Stimmen gegen die rasant ansteigende Zahl von Geisteskranken und die Zustände in den Irrenanstalten erhoben. Den dort praktizierenden Psychiatern wurde vorgeworfen, dass sie Schwachsinnige und Irre verwahrten, statt heilten. Das Wirkungsfeld der Psychiatrie musste neu legitimiert werden. Eugen Bleuler prägte den Begriff der Schizophrenie, verfasste ein Lehrbuch für Psychiatrie, bekämpfte das Übel des Alkoholmissbrauchs und engagierte sich für die allgemeine Gesundheit. Mit Sigmund Freud pflegte er fachlichen wie persönlichen Kontakt. Für die einen ist Eugen Bleuler als Wegbereiter für den psychologischen Ansatz in der Psychiatrie, für die anderen als Vertreter von sozialhygienischen Denk- und Handlungsmustern historisch bedeutsam.

Die Ausstellung im Ortsmuseum nähert sich Eugen Bleuler auch im privaten Umfeld, indem sie mit Spielsachen, Anekdoten aus Schulaufsätzen und Briefkorrespondenz Einblick in seine Kindheits-, Jugend- und Pensionsjahre in Zollikon gibt. Sie zeigt ausserdem das Engagement seiner Ehefrau. Hedwig Bleuler-Waser war Schriftstellerin, Hochschullehrerin und Gründerin des Schweizerischen Bundes abstinenter Frauen. Mit ihren Aktivitäten unterstützte sie ihren Mann im Kampf gegen den Alkohol und setzte sich für die Bildung von Frauen ein.(e)

Sonderausstellung «Eugen Bleuler (1857–1939) – ein Zolliker schreibt Psychiatriegeschichte. Vernissage: Donnerstag, 24.Oktober, 19.30 Uhr, mit Prof. Dr. med. Erich Seifritz und Prof. Dr. med. Dr. phil. Paul Hoff, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich. Die Ausstellung dauert bis zum 13. Juli 2014. Öffnungszeiten: Sa und So, 14 bis 17 Uhr. Während den Schulferien und über die Feiertage geschlossen. Ortsmuseum Zollikon, Oberdorfstrasse 14.