«Wir sollten diese Chance nutzen!»
Schulpflegepräsident Patrik Jeuch und Beat Albonico, Schulleiter der Primarschule Rüterwis, stehen dem Zolliker Boten zu den drei Schulvorlagen der Urnenabstimmung vom 22. September Red und Antwort. Es geht dabei um die Kredite für die Sanierung und den Ausbau der Schulanlage Rüterwis und die Anwendung des Minergiestandards in einem Teilbereich.
Wodurch zeichnet sich eine gute Schule aus?
Beat Albonico: Die Schule hat den Auftrag, den Kindern erfolgreich eine gute Bildung zu vermitteln. Dies gilt es, in einer guten Lernatmosphäre umzusetzen. Dazu müssen sich die Kinder wohlfühlen und die Lehrpersonen die entsprechenden Arbeitsbedingungen zur Verfügung haben.
Patrik Jeuch: Für eine Gemeinde ist auch die ökonomische Betrachtung wichtig. Es gilt, die Infrastruktur für über tausend Schülerinnen und Schüler langfristig so zu gestalten, dass sie finanzierbar bleibt.
Sind die Menschen dabei nicht wichtiger als die Räumlichkeiten?
Patrik Jeuch: Gerade weil uns die Menschen so wichtig sind, dürfen wir es nicht zulassen, dass diese wegen der mangelhaften Isolation im Wintermantel unterrichten und zum Beispiel bei Regen das Klavier mit Kübeln schützen müssen, weil es durchs Dach tropft. Das ist das Mindeste an Wertschätzung, was wir den Lehrerinnen und Lehrern entgegenbringen können!
Beat Albonico: Dazu kommt, dass wir gute Lehrpersonen nur gewinnen, wenn wir über eine Infrastruktur verfügen, die es ermöglicht, den Beruf optimal auszuüben. Die bestehende Infrastruktur genügt diesen Ansprüchen insbesondere in den Bereichen Musikschule und Kindergärten Weitem nicht mehr.
Bald wird der Bau des neuen Wohn- und Pflegeheims die Finanzkraft der Gemeinde beanspruchen. Auch das Gemeindehaus aus den Vierzigerjahren ist längst baufällig und wartet auf eine umfassende Sanierung. Sollte sich die Schule nicht hinten anstellen und vorerst mit Containern vorlieb nehmen?
Patrik Jeuch: Beim Kindergarten Witellikon haben wir bereits eine Containerlösung umgesetzt. Wir wissen aber, dass solche Provisorien auf die Dauer weder nachhaltig noch günstig sind. Zudem müssten wir aus feuerpolizeilichen und sicherheitstechnischen Gründen trotzdem in die bestehenden Liegenschaften investieren und dazu noch die Provisorien aufstellen. Containerlösungen sind längerfristig betrachtet definitiv teurer, genauso wie weiteres Zuwarten oder Etappieren.
Zuwarten ist also keine Option?
Beat Albonico: Die pädagogische und die finanzielle Sichtweise stimmen bei diesen Vorlagen überein. Meine pädagogische Erfahrung der letzten zehn Jahre zeigt deutlich, dass sich die Einbindung des Kindergartens in die Schule für die Kinder positiv auswirkt.
Wir können uns weiter verbessern, indem das Schulteam auch geografisch näher zusammenrückt und die Kindergärtnerinnen und Therapeutinnen für Sitzungen und Gespräche nicht mehr lange Wege unter die Füsse nehmen müssen.
Die Frage, ob die Minergie-Komfortlüftung für Musikinstrumente schädlich sei, gab am Infoabend viel zu reden. War das in der Planung des Ersatzbaus für den Musikschulpavillon nie ein Thema?
Patrik Jeuch: Grundsätzlich ist der Einsatz einer kontrollierten Lüftung heute absolut unbestritten. Die Erfahrungen im Schulhaus Oescher zeigen, dass die Luftqualität in den Schulräumen damit sehr viel besser wird. Dass trockene Luft für Musikinstrumente nicht ideal ist, wissen wir. Selbstverständlich wird die Lüftung in den Musikzimmern, wie auch allen andern Zimmern einzeln steuerbar sein.
Es wäre sehr schade, wenn wir einen Neubau nicht mit Minergiestandard bauen dürften, wobei es uns dabei ausdrücklich um den nachhaltigen Umgang mit Energie geht und nicht ums Prestige.
Wieso stellt die RPK im Weisungsheft die Frage, ob der Raumbedarf nach Ablehnung der Grundstufe noch ausgewiesen ist, stimmt der Vorlage aber trotzdem zu?
Patrik Jeuch: Das weiss ich auch nict, doch die Frage kann ich klar beantworten: Der Raumbedarf richtet sich nicht nach dem Schulmodell, sondern nach der Schüleranzahl. Die bleibt sich gleich – egal, welches Unterstufen-Schulmodell wir wählen.
Bringt die Zusammenlegung der Musikschule mit den Kindergärten Synergien?
Beat Albonico: Ja, grosse sogar! Da die Musikschule die Gruppenräume der Kindergärten ausserhalb der Schulzeiten mitbenutzen kann, wird sie neu über zusätzliche Unterrichtsräume verfügen. Das Projekt „Petit Prince“ ist wirklich genial. Ich würde mich sehr freuen, die Umsetzung begleiten zu dürfen.
Mit Patrik Jeuch und Beat Albonico sprach Dominique Bühler. Lesen Sie das ausführliche Interview im aktuellen Zolliker Bote vom 6. September 2013.