Von der Pfadi inspiriert zum Filmregisseur
Mit seinen 26 Jahren hat Flo Baumann bereits zehn Kurzfilme gedreht. Sein neustes Filmprojekt startet er in den Herbstferien in Zollikon: ein dreissigminütiges Familiendrama.
«Zum Film kam ich über die Pfadi», sagt Flo Baumann. «Pfadi ist wie Film, vor allem als Leiter. Woche für Woche schreibt man eine neue Geschichte, leitet samstags eine Gruppe, erfindet für sie jeweils eine neue Welt.» Der junge Zolliker ist zurzeit Student im Masterlehrgang der Filmschule Tisch School of Arts in New York. Er hat bereits zehn Kurzfilme gedreht. Flo Baumanns Film «Korpus» war in Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Polen, Spanien, den USA und an den Solothurner Filmtagen zu sehen. In Berlin wurde er in die Auswahl der besten Fünf nominiert. In den Herbstferien dreht er nun seinen ersten Dreissigminuten-Film am rechten Seeufer – mit Szenen in Zollikon.
In Zollikon fühlt er sich zu Hause, hier ist er gern. Dank der Pfadi, dank seinem Skateboard, dank der Weitsicht über den See in die Berge. Die Pfadi und das Skaten waren wichtige Standpfeiler in Flo Baumanns Jugend. In der Pfadi fand er Gefallen am Erfinden von Geschichten, am szenischen Aufbau einer samstäglichen Übung, am Organisieren eines reibungslosen Ablaufs. Über‘s Skaten hatte er erstmals eine Filmkamera zur Hand. «Ich filmte ständig unsere Skater-Kunststücke und schnitt sie nächtelang zu Kleinstfilmchen zusammen», erzählt er. Und die eigene Kameraführung weckte das Interesse am professionellen Filmschnitt. Fortan verbrachte Flo Baumann viele Stunden vor der Kinoleinwand.
Zollikon als vertrauter Boden
Und plötzlich war er wild entschlossen, es selbst als Regisseur zu versuchen. Mit seinen Videos, Foto- und Filmarbeiten bewarb er sich für den Vorkurs an der F+F Schule für Kunst und Mediendesign und anschliessend bei der Zürcher Hochschule der Künste, welche er 2012 mit dem Bachelor of Arts in Film abschloss.
Parallel verdiente er sich sein Studium auf dem Filmset. Dass er gleich einen Job beim Film fand, war ein Glück. Als «Set-Runner», eine Art «Mädchen für alles» am Drehort, war er ein Naturtalent. Er organisierte die Zwischenverpflegungen, war Fahrer, betreute die Schauspieler. Sein Talent sprach sich von Anfang an herum, verschiedene Filmteams fragten ihn an und alsbald verbrachte er fast jedes Wochenende irgendwo auf einem Filmset. Schnell avancierte er dort zum Aufnahmeleiter, war für die ganze Logistik auf den Dreharbeiten zuständig. Und dies nicht nur in der Kurzfilmszene, sondern unter anderem auch für den Kinofilm «Nachtzug nach Lissabon».
Doch Set-Aufnahmeleiter ist nicht Flo Baumanns Ziel, sondern eine Zwischenstation. Regisseur und Drehbuchautor will er sein. Und Auslanderfahrungen sammeln. Kurzerhand bewarb er sich deshalb bei der renommiertesten Regieschule in New York. Er erschrak fast, als er umgehend in den dreijährigen Masterlehrgang für Regie und Drehbuch aufgenommen wurde.
Das erste Jahr hat er nun hinter sich. Es ist ihm schwerer gefallen als erwartet. New York hat sich ihm nicht sofort erschlossen. Zwar hatte er den Kopf voller Ideen, doch er vermisste seine Freunde, seine Familie, den See und das Grün der Zolliker Wiesen und Wälder. Deshalb dreht er seinen nächsten Film auch hier in gewohnter Umgebung, bevor er sein Studium in New York fortsetzt. Im Moment braucht er diesen vertrauten Boden unter den Füssen, um den Kopf frei zu haben für sein Familiendrama, das er während der Herbstferien filmen will. (db)
«Between» – der Film. Bist du zwischen 13 und 16 Jahre alt? Dann bewerbe dich jetzt für die Hauptrollen in Flo Baumanns neuem Kurzfilm «Between». Alle Infos: www.between-movie.ch
Der ausführlichen Bericht über Flo Baumann ist im akutellen Zolliker Bote vom 6. September 2013 zu lesen.