32/2013 Einblick in fremde Welten

Einblick in fremde Welten

In Zollikon wohnt sie und fühlt sie sich zuhause, unterwegs ist sie aber in der ganzen Welt. Besonders häufig in China. Die Dokumentarfilmerin Ulrike Koch begleitet unterschiedliche Völkergruppen mit der Kamera und findet einen Zugang zu für uns völlig fremden Lebenswelten. Nächste Woche kommt Zollikon in den Genuss ihres Films «Ässhäk – Geschichten aus der Sahara».

Einen Tag zuvor war sie noch in China, nun sitzt Ulrike Koch auf dem Gartensitzplatz ihrer gemütlichen kleinen Wohnung im alten Zolliker Dorfteil. Den Jetlag hat sie, wie sie selbst sagt, zwar noch in den Knochen, anzusehen ist er ihr aber keineswegs. China ist das Land, das sich wie ein roter Faden durch Ulrike Kochs Leben zieht. Angefangen mit dem Sinologie-Studium Ende der 60-er Jahre in Zürich, gefolgt von ihrem ersten Film über die Salzmänner von Tibet , den vielen Freunden, die sie liebevoll als ihre «chinesische Familie» bezeichnet, bis hin zum heutigen Tag, der nicht der letzte sein wird, den sie mit Erholen von der langen Reise ins über 7‘600 Kilometer weit entfernte Reich der Mitte verbringt.

Der Reihe nach zu erzählen, wie sie zu der heute bekannten und in vielen Ländern geschätzten Dokumentarfilmerin geworden ist, fällt Ulrike Koch nicht einfach. Immer wieder spricht sie von «you yuan», das in etwa mit «glücklichen Umständen» zu übersetzen ist. «In China sagt man oft, dass zusammenfindet, was zusammengehört. Beeinflussen kann man das nicht, es ist einfach so», meint die 62-Jährige mit ihrem gewinnenden Lachen.

Aufgewachsen in Birkenfeld im Südwesten Deutschlands, folgte sie ihrem Bruder nach Zürich, der in der Limmatstadt ein Auslandsemester absolvierte. Damals ― in Deutschland war gerade die 68er-Bewegung im Gang ― habe ihr Bruder ihr gesagt, dass China irgendwann sicher für die Welt eine ganz wichtige Nation sein werde.

Geduld und Durchhaltevermögen

Nach einer ersten Studentenreise 1973 ins damals noch weitgehend verschlossene China besuchte Ulrike Koch 1980 einen Sommerkurs in Peking  und entschied sich zu bleiben. Sie fand einen Platz an einer kleinen Uni, die ihr wiederum den Weg ebnete an die Beijing Universität. Zweieinhalb Jahre studierte sie dort. Anschliessend pendelte sie im folgenden Jahrzehnt regelmässig zwischen Zürich und Peking hin und her. Glückliche Umstände waren es auch, die ihr Einblick in die Filmwelt gewährten. Seit 1984 arbeitet Ulrike Koch bei internationalen Filmprojekten mit, war Casting Director bei «Der letzte Kaiser» von Bernardo Bertolucci, führte Regieassistenz bei «Johanna d’Arc of Mongolia» von Ulrike Ottinger oder «Urga» von Nikita Mikhalkov. Während all dieser Jahre führte die Sinologin ein Arbeitsbuch, welches sie mit persönlichen Erfahrungen ergänzte und bereicherte. «Dieses Buch war es dann auch, das mich zu meinem ersten Filmthema führte, den Salzmännern von Tibet.» Acht Jahre lang befasste sich Ulrike Koch schliesslich mit den Salzmännern und erhielt schliesslich auch die Erlaubnis, eine Gruppe mit einem Filmteam auf ihrer dreimonatigen Reise zu begleiten, obwohl Frauen der Zutritt zu den heiligen Salzseen untersagt ist.

Der Film lief in Kinos und Festivals auf der ganzen Welt, stiess auf grosses Echo und wurde mehrfach preisgekrönt. Eine Frau schrieb ihr, sie müsse unbedingt das Leben der Tuareg im Niger dokumentieren, nur jemand wie sie würde das können. Vier Jahre und mehrere Reisen zu den Tuareg waren nötig, um den Film «Ässhäk», der in einer Woche in Zollikon im Althus gezeigt wird (Infos siehe ZoBo), zu drehen.

Von Begegnungen geprägt

Ihre eigene Welt, ihr Leben, sei geprägt von all diesen Begegnungen mit anderen, häufig völlig fremden Lebenswelten. «Für mich ist klar, dass alles, was wir bekommen, ein Geschenk ist», sagt Ulrike Koch und zeigt sich dankbar, dass sie in Zollikon zu Hause sein darf. Einige Jahre habe sie im buddhistischen Zentrum gelebt, heute wohnt sie unweit davon entfernt. Zollikon empfände sie als offene und sehr tolerante Gemeinde und wenn immer es ihre Zeit erlaubt, nehme sie an kulturellen Anlässen teil – wie beispielsweise jenem im Althus. (mmw)

Den ausführlichen Bericht lesen Sie im aktuellen «Zolliker Bote» vom 09. August 2013.