30/2013 Ich bin kein Hurra-Patriot

«Ich bin kein Hurra-Patriot»

Richard Humm wird nächsten Donnerstag um 20.45 Uhr auf der Zolliker Allmend die 1.-August-Rede halten. Er war sich sofort sicher, dass er etwas zu sagen hat. Warum?

Richard Humm, wie kommt es, dass gerade Sie dieses Jahr reden werden?

Ich wurde im Namen der Kulturkommission von Gemeindepräsidentin Katharina Kull-Benz angefragt. Ich sagte sofort zu. Ich wusste, dass mich das wirklich interessierte. Alleine schon deshalb, weil ich selbst schon viele 1.-August-Reden zu hören bekommen habe. Und jedes Mal habe ich mich dabei gerne in die Rolle des Sprechers versetzt und mich gefragt, wie wohl ich es gemacht hätte an seiner Stelle. Und zwar ganz ohne Kritiklust, ohne etwas verändern zu wollen, einfach so. Das Thema hat mich stets angestachelt, mit mir Zwiesprache zu halten.

Was bedeutet Heimat für Sie?

Wenn ich mich richtig erinnere hat Willi Ritschard einst gesagt: «Heimat ist dort, wo man keine Angst haben muss.» Mir geht es ähnlich. Wobei ich gerne noch ausführlicher erkläre, was «keine Angst» in diesem Zusammenhang meint: Es weist auf einen Ort hin, der in mir ein vertrautes Gefühl von Sicherheit weckt, an dem ich mich geborgen fühle und spüre, dass meine Art und Weise zu leben, mein Lebensstil also, mit meinem Umfeld übereinstimmt.

Sind Sie ein Patriot?

Da fragt sich natürlich, was ein Patriot ist. Ein Hurra-Patriot bin ich nicht. Auch keiner, der sein Haus am 1. August mit Fahnen dekoriert oder überhaupt gerne Fahnen hisst.

Aber ein Patriot bin ich wohl doch. Einer, der im Stillen zu würdigen weiss, was für Leistungen über Hunderte von Jahren von vielen Leuten erbracht worden sind, damit unsere Heimat die Form und die Position innerhalb der Weltfamilie bekommen hat, die sie heute einnimmt. Einer, der zu würdigen weiss, was hinter der Schweiz steckt.

Wie bereiten Sie sich nun auf diese Rede vor?

Innerhalb von nur zwei Tagen hatte ich das formale Konzept – sowohl von den Grundideen her wie auch zur Art und Weise, wie ich sie übermitteln will. Das war dann für mich wie ein Gefäss, das ich nun zu füllen gedachte. Dazu musste ich mir die Substanz zum Füllen durch Literaturstudium beschaffen, denn selbst als Lehrer sind mir nicht alle Fakten rund um den 1. August präsent. Auch wenn ich vieles nachgelesen habe: So eine Rede lebt ebenso von den Lücken, es braucht keine vollständige historische Abhandlung. Ich will keinen staatspolitischen Höhenflug herbeireden, auch keine parteipolitisch pointierte Abhandlung darbieten. Ich möchte zeigen, dass der derzeitige Zustand unseres Landes nicht von ungefähr kommt. Dass er das Werk vieler Menschen ist, die entweder allein oder gemeinsam versucht haben, ihre Bedürfnisse abzudecken und aufeinander abzustimmen. Dass vieles in Kompromissverfahren erreicht wurde und dass man immer wieder merkte, dass der Weg rabiater Mittel wie Gewalt ein falscher war, ihn daraufhin korrigierte und zu allgemein akzeptierten, guten Konsenslösungen fand.

Hätten Sie für unser Land drei Wünsche offen, was würden Sie sich wünschen?

Diese Frage lässt mich schmunzeln. Denn genau drei Wünsche möchte ich selbst für den Schluss meiner Rede formulieren. Doch noch bin ich nicht so weit. Meine Wünsche sollen ganz aktuell sein. Wer diese erfahren will, muss deshalb am 1. August auf die Allmend kommen.

Mit Richard Humm sprach Dominique Bühler.

Das ausführliche Interview ist im aktuellen Zolliker Bote vom 26. Juli 2013 zu lesen.

1.-August-Rede von Richard Humm, Donnerstag, 1. August, 20.45 Uhr, Zolliker Allmend.