ETH-Studenten bauen das «Belvedere»






Die Zolliker Kunstfreunde haben es geschafft. Alle Hindernisse sind aus dem Weg geräumt. Endlich können sie ihren Traum umsetzen und der Öffentlichkeit ein Kunstwerk schenken, das für Aufsehen sorgen wird. Der Weg dazu war als andere als einfach.
«Längst schon wollten wir etwas Grösseres leisten als lediglich mitzuhelfen, ein neues Bild in einem Schulhaus zu ermöglichen», sagt Vorstandsmitglied Andreas Honegger, «wir möchten, dass sich das ganze Dorf mit unserer Kunstintervention beschäftigt.»
Die Vereinigung der Zolliker Kunstfreunde besteht seit 1989. Ihr Zweck ist es, das kulturelle Leben in der Gemeinde zu fördern, indem sie Ideen im Bereich der Kunst aufgreift und entwickelt oder entsprechende private oder öffentliche Bemühungen unterstützt.
2005 bereits schrieb die Vereinigung der Zolliker Kunstfreunde deshalb einen Wettbewerb aus. Zwei Projekte – eine kleine Insel im See und ein Leuchtturm auf der gemeindeeigenen Wiese an der Ecke Berg- und Forchstrasse – hätten die Jury damals überzeugt, erzählt Andreas Honegger, die gesetzlichen Auflagen zur Sicherheit seien dann aber so enorm gewesen, dass die Umsetzung beider gescheitert sei.
Auftrag an die Studenten der ETH
Tom Emersons Semesterthema «Entwurf» an der ETH Zürich zeichnet sich dadurch aus, dass seine Masterstudenten nicht bloss planen, sondern auch selbst bauen. Zu Beginn des Semesters erhalten die Studenten jeweils eine Bauaufgabe und ein vorgeschriebenes Baumaterial. «Meist ist es Holz», erklärt Boris Gusic, der mitverantwortliche wissenschaftliche Mitarbeiter an der ETH, «Holz lässt sich relativ schnell und unkompliziert verarbeiten – und auch wieder entsorgen.»
Gleich in der ersten Woche findet dazu jeweils ein interner Architekturwettbewerb statt. In den folgenden Wochen beschäftigen sich alle Studenten mit der Detailplanung des Siegerprojekts und bauen es dann auch gemeinsam. Unter Mithilfe der Assistenten sind die Studenten vollumfänglich für Ausführungsplanung, Organisation des Bauplatzes, Vorbereitung des Baumaterials, Bau und Baudokumentation, aber auch für die öffentliche Präsentation verantwortlich. Auf dem Hönggerberg konnten die Zolliker Kunstfreunde den Studenten letztes Jahr dabei zusehen. Das hat sie überzeugt. 2013 wird nun in Zollikon gebaut.
44 Masterstudenten hat Tom Emerson dieses Jahr in seinem Lehrgang aufgenommen. Sie alle haben sich im Februar dieses Jahres am internen Wettbewerb für das Zolliker Kunstprojekt beteiligt und ihre Resultate einer Jury vorgelegt. Der Bauplatz und das Baumaterial Holz waren vorgegeben. Für einmal wurde kein Siegerprojekt ausgewählt. «Das Projekt, das uns am besten gefallen hat, war technisch zu kompliziert – die Garantie der Umsetzung nicht gegeben», sagt Andreas Honegger. Deshalb hätten sie beschlossen, dass die Studenten «die Idee des Projekts einer breiten Treppe zum Aussichtspunkt» gemeinsam weiterzuverfolgen hätten. So ist das «Belvedere» als Produkt der 44 Tüftler unter der Führung von Tom Emerson entstanden.
Endlich darf gebaut werden
Baubeginn war letzten Montag. Da der zuständige Bauer die Wiese noch nicht gemäht hatte, legten die Studenten gleich selbst Hand an. Dann vermassen sie die Wiese, bereiteten den Bauplatz vor, errichteten die Abschrankungen. Nun ist der Baumeister mit dem Bagger an der Reihe. Die Studenten werden bei ihrer Arbeit von externen Fachleuten unterstützt. Aus gesetzlichen Gründen darf die ETH als Institution mit ihren Studenten keine Bauverantwortung übernehmen, so dass ein externes Ingenieurbüro und ein Holzbaumeister die Arbeiten der Studenten prüfen und abnehmen. Die gesamte architektonische Arbeit machen die Studenten aber selbst, von der Einholung von Offerten, der Bauleitung, der Mithilfe beim Aufbau der Holzkonstruktion bis hin zur Bestellung der Baustellentoilette. (db)
Lesen Sie den ausführlichen Bericht im aktuellen «Zolliker Bote» vom 28. Juni 2013.