Bewundern und Begreifen anstelle von Angst und Schrecken












Der in Zollikon wohnhafte Dominique Zurkinden träumte vom ultimativen Unterwasserabenteuer: von der Begegnung mit dem Hai. Sein Wunsch ging auf den Bahamas in Erfüllung – durch den Zolliker Erich Ritter.
Vor ein paar Wochen besuchte Dominique Zurkinden den bekannten Schweizer Verhaltensbiologen Erich Ritter auf den Bahamas, um knapp zwei Wochen lang jene Tiere kennenzulernen, die praktisch nur für Negativschlagzeilen bekannt sind und die als blutrünstige Herrscher der Meere gelten: Haie. «Erich Ritter hat ihnen sein Leben verschrieben, er schwimmt und taucht mit ihnen, versteht sie, weiss, wie sie sich verhalten, und sagt nicht mehr als die Wahrheit, wenn er meint, dass der Hai ein komplett missverstandenes Tier ist. Weder ist er ein Monster noch grundlos aggressiv, vielmehr eines der faszinierendsten und schönsten Tiere überhaupt mit ausgeprägtem Sozialverhalten». Spricht der 33-Jährige von seinem Aufenthalt auf Grand Cay, Bahamas, wird schnell klar, dass der Funken längst auf ihn übergesprungen ist. Die majestätischen Tiere haben auch Dominique Zurkinden in ihren Bann gezogen.
Sensation verknüpft mit Wissen
Die SharkSchool, die Teil des «Shark Education & Research Center (SERC)» in den Bahamas ist, gründete Erich Ritter vor 15 Jahren in Miami, wo er nach seinem Zoologiestudium und dem Doktorat an der Universität Zürich jahrelang lehrte und forschte. Weltweit bieten Erich Ritter und sein Team Seminare und Workshops an, alle mit dem gleichen Ziel: das Verstehen der Situation, wenn Mensch und Hai aufeinandertreffen. Für den Verhaltensforscher ist klar, «dass es keine gefährlichen Haie, nur gefährliche Situationen» gibt. So lautet denn auch das Motto der angebotenen Kurse – Dominique Zurkinden kann dem nur zustimmen. «Das negative Bild, das viele Menschen aufgrund von Horrorfilmen oder reisserischen Schlagzeilen im Kopf haben, ist ein völlig falsches.» Neugierig sei der Hai, gleichzeitig aber scheu und äusserst sensibel, auf keinen Fall aber aggressiv. Es gehe einzig und alleine um das richtige Verhalten, und genau dieses habe er bei Erich Ritter gelernt.
Was es heisst, die gelernte Theorie in die unheimlich spannende Praxis umzusetzen, erfuhren Dominique Zurkinden und die anderen Workshop-Teilnehmer im offenen Meer zwischen Riffen und Sandbänken oder am «Shark Beach», wo die Tiere angefüttert wurden. «Das wichtigste ist das Fixieren, du musst wissen, wo sich die Haie befinden. Ein Hai nähert sich meistens von hinten, deshalb ist der Augenkontakt ganz wesentlich.» Aus diesem Grund sind die Taucher auf Tauchgängen speziell ausgerichtet, so dass sie sich gegenseitig Zeichen geben können. Ein mulmiges Gefühl habe er auf der anschliessenden Safari inmitten der unzähligen karibischen Riff-, Zitronen-, Ammen- und wohlgenährten Tigerhaie nie gehabt, vielmehr hätte ihn eine absolute Ruhe erfasst, für die er kaum Worte findet. «Die Mystik des Tauchens in dieser schwerelosen Welt, umgeben von Haien mit ihrer Eleganz und Majestät, ist etwas vom Schönsten, das ich je gesehen habe.» (mmw)
Der ausführliche Bericht ist im aktuellen «Zolliker Bote» vom 3. Mai 2013 zu lesen (Bilder: Dominique Zurkinden).