13/2013 Zolliker Bildungswesen macht Schule in Polen

Zolliker Bildungswesen macht in Polen Schule

Das dual aufgebaute Schweizer Bildungssystem geniesst in internationalen Kreisen grosse Beachtung.  Eine Delegation aus Polen nahm in Zollikon Anschauungsunterricht und erhielt aufschlussreiche Einblicke.

1400 Kilometer von Zollikon entfernt, im südöstlichen Teil Polens, liegt der Gemeindeverbund Majdan Królewski. Eine achtköpfige Delegation stattete Zollikon vergangene Woche einen dreitägigen Besuch ab. Das Ziel der Reise war zu sehen und zu erfahren, wie das Bildungswesen in der Schweiz funktioniert.
Anders als in der Schweiz wird in Polen nach Abschluss der dritten Klassen nach einem Fachlehrersystem unterrichtet, was bedeutet, dass es für jedes Fach einen eigenen Lehrer gibt – und somit jede Klasse zahlreiche Lehrer hat. Die Klassengrösse variiert stark, die Rede ist von Klassen mit 30 Schülern, aber auch von solchen mit lediglich fünf. Weil das gesamte polnische Schulsystem von Warschau aus zentralistisch und einheitlich geleitet wird, erhalten die Gemeinden pro Schüler ein fixes Bildungsgeld. Bei kleinen Klassen werden die Gemeindefinanzen dadurch stark belastet.

Alle machen das Gleiche

Neue Schul- und Unterrichtsformen kennenzulernen, ist den Bürgermeister für Jerzy Wilk wichtig, um Majdan Królewski vorwärtszubringen. Von Zollikons Schulsystem zeigte er sich inspiriert. Das Modell der Tagesschule und dass hier die individuellen Stärken der Kinder berücksichtigt und auch gefördert werden, beeindruckte ihn. «Bei uns machen alle das Gleiche, etwas anderes kennen wir nicht.» Besoders imponiert hat der polnischen Delegation die direkte Demokratie. Der Bürgermeister bemerkte, dass in Polen die Mitbestimmungsrechte fehlen. Die Gemeinden müssten möglichst viele Kompetenzen im Schulwesen behalten können, das habe er hier deutlich vor Augen geführt bekommen. «In den Gemeinden werden Steuern bezahlt und ausgegeben, also muss dort auch mitbestimmt werden können, sowohl was die Schulprogramme als auch was die Finanzen angeht», meinte er entschlossen. Obwohl Majdan Królewski über bescheidenere finanzielle Mittel als Zollikon verfüge, zeigte er sich überzeugt, möglichst viel vom Schweizer Bildungssystem in Polen umsetzen zu können.

Der ausführliche Bericht ist im aktuellen «Zolliker Boten» zu finden. (mmw)