36/2012 Nähen für die Maturarbeit

„Ich möchte Medizin studieren“

Melanie Oros ist eine ganz normale junge Frau, die am Gymnasium Hottingen die letzte Klasse besucht. Wenn da nur nicht ihre Liebe zum Nähen wäre.

Melanie Oros wohnt zusammen mit ihren Eltern und der jüngeren Schwester in Zollikerberg. Diese öffnet denn auch die Türe. „Meine Schwester ist noch nicht hier“, erklärt sie. Kurze Zeit später wirbelt diese ausser Atem durch die Türe – direkt aus der Schule. Sie ist im letzten Jahr vor der Matur und deshalb an ihrer Maturarbeit. Die junge Frau hat sich ein spezielles Thema ausgesucht: Sie näht Kleider aus Fair-Trade-Stoff im Stil der 60er Jahre. Wie kommt eine junge Frau dazu, Kleider nach der Mode einer Zeit zu nähen, in der sie selber noch lange nicht auf der Welt war? „Nähen war schon immer mein Hobby“, erklärt Melanie Oros den einfachen Grund. Sie näht viele ihrer Kleider selber. „Ich nähe mir das, was ich will, aber in den Geschäften nicht finde.“ Sie habe sich eine Maturarbeit gesucht, die ihr auch Spass mache. So lag es für sie auf der Hand, die Aufgabe mit Nähen zu verbinden.

Die Zeit wurde knapp

Im Februar hat Melanie Oros mit den ersten Schnittmustern begonnen, im Dezember werden die Arbeiten benotet. Doch fertig müssen ihre Kleider bereits am 21. September sein. Dann nämlich findet in der Schule die grosse Präsentation statt. Sind denn alle Kleider schon fertig? „Nein“, lacht die junge Frau. 19 Stück sind fertig, bis in zwei Wochen sollen es 25 sein. Sie weiss, dass die Zeit drängt. „Der Zeitaufwand wurde mir beinahe zum Verhängnis“, erklärt sie das Problem, das sie unterschätzt hat. Doch Gott sei Dank habe sie früh genug realisiert, dass sie nun Gas geben müsse. „Bis am 21. September bin ich fertig.“ Würde sie – trotz des enormen Zeitaufwands – für die Maturarbeit noch einmal dasselbe Thema wählen? „Ja, auf jeden Fall.“

Am 21. September werden an der Schule Hottingen die Arbeiten vorgestellt. Was geschieht mit ihren Kleidern? „Ich organisiere eine öffentliche Modeschau. Ich hoffe, ich kann dabei alle Modelle verkaufen. Das Geld will ich einer gemeinnützigen Organisation spenden.“ Und wie soll es nach der Matur weiter gehen? Die Kleider von Melanie Oros sind beeindruckend professionell hergestellt. Da liegt es auf der Hand, dass sie später Design studieren möchte. Oder etwa nicht? „Ich will Medizin studieren“, sagt sie ohne zu zögern. Nähen soll ein Hobby bleiben.

„Zollikon ist meine Heimat“

In Uster geboren und die ersten Jahre in Egg herangewachsen, zog Melanie Oros mit ihrer Familie mit sieben Jahren nach Zollikerberg. „Seit der ersten Klasse wohne ich in Zollikon und ich fühle mich sehr wohl.“ Deshalb ist für die junge Frau auch klar, dass sie in der Gemeinde bleiben will. „Zwischendurch werde ich sicher einmal ins Ausland gehen. Doch ich will in Zollikon leben. Hier sind meine Freunde, meine Familie. Zollikon ist meine Heimat.“ Gibt es denn gar nichts, was sie ändern möchte, etwas, das ihr in Zollikon nicht gefällt? Melanie Oros muss lange überlegen. „Nein, ich möchte nichts ändern. Ich bin hier aufgewachsen, es ist schön in Zollikon.“

Gesundheit und Glück

„Was würde ich mir wünschen“? überlegt Melanie Oros auf die Frage, welche drei Wünsche sie von der guten Fee erfüllt haben möchte. „Sicher Gesundheit für die ganze Familie und mich. Ich wünsche mir, dass alle Menschen, die mir nahe stehen, das bekommen, was sie wollen, um glücklich zu sein.“ Und der letzte Wunsch? „Dass ich mich später in dem verwirklichen kann, was mir Spass macht.“ (slb)

Die Modeschau von Melanie Oros ist öffentlich. Sie findet am Freitag, 21. September, um 20 Uhr im Gymnasium Hottingen statt.