Öffentlich ist nicht immer öffentlich
Die JUSO Zürich hat vergangene Woche für einen freien Seezugang für alle demonstriert – unter anderem auch auf dem See vor Zollikon. Ein frei zugänglicher Weg rund um den Zürichsee war schon in den 80er Jahren ein Thema.
Unter dem Motto «Reclaim the beach» hat die JUSO Zürich auch vor Zollikon in Gummibooten für einen freien Seezugang für alle demonstriert. Doch wie viel Land mit direktem Seeanstoss ist in Zollikon tatsächlich in privatem Besitz und wie viel Ufer öffentlich zugänglich? Wie Hansjörg Salm von der Zolliker Bauabteilung erklärt, hat Zollikon eine Uferlänge von gegen 1750 Metern. Davon ist rund die Hälfte in privatem Besitz. Im Gegensatz zum Rest des rechten Zürichseeufers, wo lediglich 8% des Seeufers öffentlich sind, befindet sich Zollikon somit in einer komfortablen Lage. Doch ist auch das öffentliche Ufer nicht in allen Fällen für jedermann zugänglich. Das Gelände der Bootslagerplätze bei der Wässerig ist zum Beispiel mit einem Zaun eingefasst. Zutritt haben nur Bootsbesitzer, die die Miete für einen Trockenplatz bezahlen.
Der Wunsch der JUSO ist nicht neu. Bereits in den 80er Jahren wurde ein Vorstoss für einen durchgehenden Seeuferweg lanciert, der aber vom Volk abgelehnt wurde. Ende 2010 reichten SP und EVP je eine Initiative ein, die auf dem Kantonsgebiet einen durchgehenden Uferweg um den Zürichsee forderte. Die Kantonsregierung stellte sich zwar gegen diese Initiativen, genehmigte jedoch einen Gegenvorschlag, laut dem jährlich mindestens sechs Millionen Franken für die Wege an Zürcher Gewässern bereitzustellen sind, wobei zwei Drittel des Betrags für den Zürichsee reserviert wären. Profitierende Gemeinden müssten sich an den Wegkosten beteiligen.
Massnahmen für attraktiven Erholungsraum
„Anstatt stur mit einer eigentumsfeindlichen Brechstange einen durchgehenden Seeuferweg zu verlangen, begrüsst die FDP Zollikon die punktuelle Aufwertung einzelner Seezugänge“, schreibt die Partei auf ihrer Homepage. Um diese punktuellen Aufwertungen ging es unter anderem auch in der Zolliker Zukunftskonferenz 2007. Damals erläuterte die zuständige Arbeitsgruppe, wie eine für alle zugängliche Seeufergestaltung aussehen könnte. Mit sechs kurzfristigen Massnahmen sei es möglich, dass Zollikon zu einer echten Seegemeinde und der öffentliche Uferbereich zwischen der Grünanlage beim Wohn- und Pflegezentrum am See und den ersten privaten Badehäusern stadteinwärts sowie zwischen der Seebadi und der Haab zu einem attraktiven Erholungsraum aufgewertet werde. Massnahme Nummer eins wäre, die Seebadi privat zu betreiben. Mit Attraktionen wie einem Restaurant und einer Bar sollte ein Treffpunkt entstehen. Die Grünanlage um die Schiffsanlegestelle sollte mit einigen Grillplätzen ebenfalls zu einem attraktiven Treffpunkt aufgewertet werden. Die Parkmöglichkeiten am Bahnhof sollten verbessert werden, indem auf dem Gelände des alten Ölumschlagplatzes weitere Parkplätze geschaffen werden. Die Badestelle beim Wohn- und Pflegezentrum am See könnte aufgewertet werden, indem ein WC installiert und der Einstieg ins Wasser erleichtert wird. Als mittelfristige Massnahmen sah die Arbeitsgruppe den Bau einer Seepromenade vor, welche die Badestelle beim Wohn- und Pflegezentrum mit dem kleinen Yachthafen verbindet. Zudem sollte – nach Ablauf des Mietverhältnisses – die gemeindeeigene Liegenschaft Seestrasse 100 in ein Restaurant umgewandelt werden. Die Arbeitsgruppe forderte den Gemeinderat auf, die kurzfristigen Massnahmen umgehend in die Wege zu leiten und die mittelfristigen Massnahmen zu prüfen.
Und heute?
Das war im Oktober 2007. Was wurde bisher in die Tat umgesetzt? Toni Staub war in der Arbeitsgruppe aktiv: „Die Arbeitsgruppe existiert nicht mehr und umgesetzt wurde von unseren Ideen bis heute auch noch nichts.“ Er betont aber auch, dass bei der Realisierung einiger Punkte sicher gewisse Probleme entstehen würden. So gehöre der See dem Kanton und dieser habe ein Wort mitzureden. „Die Gemeinde Zollikon hört nämlich quasi dort auf, wo der See beginnt.“ Trotzdem ist Toni Staub überzeugt, dass man gewisse Anregungen mit einfachen Mitteln kurzfristig umsetzen könnte. „Vielleicht gelingt dies ja, wenn wieder ein wenig Geld in der Gemeindekasse liegt.“ Auch die Juso, deren Aktion in Zollikon friedlich verlief, unterstützt den Gegenvorschlag der Zürcher Regierung, der die Planung und Finanzierung eines Seeuferwegs den Gemeinden überlässt. (slb)